Schutz vor Unfällen: Die Stadt Dortmund will den eigenen Lkw-Fuhrpark mit Abbiege-Assistenten ausrüsten

Das dritte Dortmunder Ghost Bike wurde an der Bornstraße aufgestellt.(Foto: Dortmunder Radverkehrsinitiativen)
Mehrere tödliche Unfälle gab es in Dortmund beim Abbiegen von Lkw. Foto: Dortmunder Radverkehrsinitiativen

Auch wenn die EU den Einbau von Abbiege-Assistenz-Systemen für Lkw ab 3,5 Tonnen zum Schutz von FußgängerInnen und RadfahrerInnen erst ab dem Jahr 2024 vorschreiben will, will die Stadt Dortmund schon jetzt mit der Nachrüstung des eigenen Fuhrparks beginnen. Einen entsprechenden Vorschlag hat der Verwaltungsvorstand heute gebilligt.

Abbiege-Assistenten werden bei städtischen Nutzfahrzeugen Standard

Im Stadt-Verkehr kommt es immer wieder zu Unfällen von Lkw mit Radfahrern oder Fußgängern. Vor allem beim Rechtsabbiegen werden Radfahrer und Fußgänger häufig übersehen. Das trifft insbesondere auf Nutzfahrzeuge ab einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen zu.

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Um dieses Gefährdungspotenzial zu reduzieren, hat der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund nun beschlossen, die entsprechenden städtischen Nutzfahrzeuge mit sogenannten Abbiege-Assistenten nachzurüsten. Für die Beschaffung von Fahrzeugen soll so ein Abbiege-Assistent gleichzeitig zum Standard werden. 

Diese Abbiege-Assistenten weisen den Fahrenden auf nahe Radfahrer und Fußgänger hin, die sich rechts vom Fahrzeug befinden. Die Festlegung, ab welcher Fahrzeugklasse die städtischen Nutzfahrzeuge mit ihnen nach- und ausgerüstet werden, leitet sich hierbei eins zu eins aus der Forderung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates ab. 

Vorbild ist aber auch die Vorgehensweise des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Das BMVI wird die Nutzfahrzeuge ab einem zGG. von 3,5 Tonnen seiner nachgeordneten Behörden in 2019 mit der Sicherheitstechnik nachrüsten.

Auch die stadteigenen Tochterunternehmen sollen nachziehen

Moderne Fahrzeug- und Lagerhallen für 30 Lkw und 16 Arbeitsmaschinen wurden in Wambel gebaut.
Perspektivisch sollen auch die Stadttöchter ihre schweren Nutzfahrzeuge mit dem Abbiege-Assistenten nachrüsten. Foto: Joachim vom Brocke

Vor dem Hintergrund der realen Gefährdung sowie der Tatsache, dass die EU erst ab 2024 einen verpflichtenden Einbau von Abbiege-Assistenten vorsieht, wird deutlich, dass die Stadt Dortmund durch die bereits jetzt begonnene Maßnahme mit gutem Beispiel vorangeht und den Schutz der Verkehrsteilnehmer ernst nimmt.

Zunächst sollen schrittweise 56 stadteigene Fahrzeuge nachgerüstet werden, bei denen sich die Investition noch lohnt, kündigte Umweltdezernent Ludger Wilde an. Dafür sind 210.000 Euro (70.000 Euro pro Jahr) vorgesehen. Zudem sollen die Fahrzeuge mit sogenannten Kaltwasser-Hygienestationen (insgesamt 22.500 Euro) und Klimaanlagen (insgesamt 150.000 Euro Kosten) nachgerüstet werden, ergänzte Personaldezernent Christian Uhr. 

Der Beschluss gilt zunächst nur für die stadteigenen Fahrzeuge. Doch Oberbürgermeister Ullrich Sierau geht davon aus, dass die Stadttöchter wie die EDG, DEW21 und die Stadtwerke (DSW21) nachziehen werden. „Das wird im Konzern Stadt zeitversetzt auch Thema werden. Da spricht viel dafür“, betonte Sierau auf Nachfrage.

Mobilitätszentrum gründet Pool für schwere Nutzfahrzeuge

Darüber hinaus hat der Verwaltungsvorstand beschlossen, die bereits in 2015 begonnene Zentralisierung der städtischen Fahrzeugflotte in die Zuständigkeit des Mobilitätszentrums weiter voranzutreiben.

Nachdem zum 1. Januar 2015 als erste Teilmaßnahme die städtischen Dienst-Pkw und zum 1. Januar 2017 als zweiter Schritt die leichten Nutzfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgericht bis 3,5 Tonnen in einen zentral vom Mobilitätszentrum bewirtschafteten Pool zusammengeführt wurden, werden nun auch die schweren Nutzfahrzeuge zentralisiert.

Der Rat der Stadt Dortmund beschloss hierzu bereits am 17. Mai 2018 ein Investitionsprogramm im Bereich der schweren Nutzfahrzeuge, bei welchem es sich unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten um ein nachhaltiges Fuhrparkkonzept handelt.

Im Rahmen der durch das Mobilitätszentrum begonnenen kontinuierlichen Ersatzbeschaffung werden fortlaufend Fahrzeuge mit einem hohen Schadstoff-Ausstoß durch Fahrzeuge mit höchstmöglichen Abgasstandards ersetzt und somit ein Beitrag zur Luftreinhaltung geleistet. 

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  1. Grünen-Fraktion Dortmund (Pressemitteilung)

    Dortmund Tabellenvorletzter: Vier Minus für den Radverkehr

    Das Ergebnis des aktuellen ADFC-Fahrradklima-Tests 2018 liegt vor. Die schlechte Nachricht: In Dortmund hat sich die Situation für Radfahrer*innen nicht verbessert, sondern gegenüber den Ergebnissen der Vorjahre sogar noch leicht verschlechtert. Die Stadt landet beim jetzt neu eingeführten Vergleich der Städte über 500.000 Einwohner*innen bundesweit auf dem vorletzten Platz.

    Wer täglich mit dem Rad in die Stadt fährt, erlebt die im Test aufgeführten Schwächen am eigenen Leib: Auf den oft zu schmalen Radwegen kommen einem vor allem die Lkw bedrohlich nahe. Die auf den Radwegen „mal eben“ parkenden Autos und Lieferwagen zwingen zu halsbrecherischen Ausweichmanövern und die Querung des Walls wird an den Baustellen nicht nur für Radfahrende zum täglichen Ratespiel. Kein Wunder, dass die Befragten in den Kategorien „Breite der Radwege“, „Führung durch Baustellen“ und „Falschparkerkontrolle auf Radwegen“ ein klares Mangelhaft vergeben.

    „Das führt dazu, dass die Sicherheit der Radfahrer*innen in Dortmund mit der Schulnote 4,8 – und damit mit dem schlechtesten Wert seit 2012 – bewertet wird“, betont Matthias Dudde, Grünes Ratsmitglied im Beirat Nahmobilität. „Im Beirat wird viel über mehr Sicherheit für den Radverkehr diskutiert, seit auf Antrag der GRÜNEN das Gremium beauftragt wurde, besonders gefährliche Stellen und Situationen für Radfahrer*innen zu definieren und entsprechende Maßnahmen zu erarbeiten. Doch noch mangelt es an der Umsetzung von Vorschlägen. Gut, dass die Verwaltung jetzt entschieden hat, den städtischen Fuhrpark mit Abbiegeassistenten auszustatten und die roten Sicherheitsmarkierungen für den Radverkehr an Kreuzungen anzubringen“, so Dudde. Doch das allein reicht nicht.

    „Die Lösungen liegen auf dem Tisch, doch es fehlt der Mut, die Maßnahmen auch umzusetzen“, erklärt Dudde. Immer wieder scheiterten die nötigen politischen Entscheidungen an der Angst, dass Autofahrer*innen unverhältnismäßig belastet werden könnten. „Bei der Diskussion um die Gleichberechtigung von Verkehrsteilnehmer*innen muss man sich nur auf der Straße umschauen, das Auto beherrscht weiterhin das Straßenbild. Wenn wir aber den umweltfreundlichen Verkehr in der Stadt fördern wollen,

    auch weil wir unsere Grenzwerte bei der Luftbelastung stetig überschreiten, müssen wir bereit sein, im Straßenraum dafür den nötigen Platz zu schaffen“, so Dudde. Dazu gehöre auch die Überlegung, auf dem Wall eine Spur für den Radverkehr frei zu machen. Oder die grundsätzliche Bereitschaft, mehr Geld in die Förderung des Radverkehrs zu investieren.

    „Um mehr Menschen zum Umstieg auf das Rad zu bewegen und nicht immer die Laterne bei der Fahrradfreundlichkeit der Städte zu tragen, darf die Aufteilung des Straßenraums nicht mehr nur aus Autofahrersicht betrachtet werden. Eine Steigerung des Radverkehrsanteils ist maßgeblich davon abhängig, ob es gelingt, die gesamte Infrastruktur endlich spürbar zu verbessern“, so Matthias Dudde abschließend.

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