Ein Kommentar von Angelika Steger
Es war ein erstes Treffen von Anwohner*innen des Borsigplatz-Quartiers, das sich im Familienzentrum Dürener Straße einfand. Vertreter*innen der größtenteils migrantischen Bevölkerung fehlten ganz. Erfolge bei der Modernisierung von Wohnungen wurden groß aufgeführt, ebenso deren Wirkung auf das gesamte Viertel und sicher ist: manche neu gestaltete Häuserzeile wie in der Straße Lütgenholz kann sich sehen lassen. Auch die von der Polizei und Ordnungsamt angekündigte Präsenz zeigt Wirkung, so dass sich nicht mehr so viele Drogendealer und andere schwierige Personengruppen auf Plätzen und Gehwegen aufhalten. Quartiersmanagement, Initiativen und Stadt schaffen auf Spielplätzen und in Parks regelmäßig Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche.
Probleme mit Trinkerszene und Junkies – braucht es einen weiteren Trinkraum und eine Fixerstube?
Doch das reicht nicht. Gut gestaltete Spielplätze und schöne Hausfassaden allein genügen nicht, um allen Bewohner*innen ein friedliches Leben im Quartier Borsigplatz, in der Dortmunder Nordstadt zu ermöglichen. Denn die Wege zwischen Zuhause und Spielplatz, zwischen dem Zuhause und der Schule oder Kindergarten sind nicht sicher für vor allem Kinder und Jugendliche.
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Diese noch jungen Menschen werden von Drogendealern u.ä. Personen angesprochen, verweigern sie das Kaufangebot, wird ihnen Gewalt angedroht. Trinkergruppen belagern den Spielplatz, geraten in Streit – und das alles vor den Augen der Kinder. Es ist löblich, dass das Ordnungsamt und Polizei in solchen Fällen bald zur Stelle sind – doch das ist nicht die Lösung dieses Problems. Die Versammlung dieser Personengruppen auf dem Spielplatz zeigt, dass ihnen ein adäquater Versammlungsort fehlt.
Ihre Probleme werden auf dem Rücken der jüngeren Bevölkerung, der Kinder, denen eigentlich der Spielplatz gehört, ausgetragen. Es ist nicht richtig, wie an dem Gesprächsabend von der Polizei behauptet, dass man diese Leute nicht in ein zweites „Café Berta“ – ein Trinkraum wie unweit des Nordmarktes – zwingen könne. Die Belagerung der Spielplätze macht einen zweiten Trinkraum für diese Menschen nötig.
Hier ist die Stadtverwaltung gefordert, einen weiteren Begegnungsort für diese schwierige Personengruppe zu schaffen. Das selbe gilt für Drogenkonsument*en: sie benötigen eine Fixerstube, damit Erzieh*er des Familienzentrums nicht morgens erst die Spritzen aus dem Sandkasten räumen müssen, bevor die Kinder spielen können.
Die Dringlichkeit einer Verkehrswende wird am Borsigplatz besonders deutlich
Thema Verkehr und Borsigplatz: eine Grünfläche allein macht noch keinen für Bewohner*innen attraktiven Platz aus. Der Verkehrslärm und Gestank auf diese Platz ist so stark, dass man sein eigenes Wort nicht versteht und Grenzwerte der Stickoxidbelastung regelmäßig überschritten werden. Rund um den Borsigplatz parken Autos und nehmen öffentlichen Raum weg, der als Begegnungsort für Nachbarn dienen könnte.
Ein weiterer, vom stehenden Blech besetzten Teil, könnte für eine dringend benötigte geschützte Fahrradspur (PBL – Protected Bike Lane) verwendet werden. Im kinderreichsten Stadtteil von Dortmund gibt es zu viele Autos. Eine baulich getrennte Radspur, die mindestens zwei Meter breit ist, würde, nicht nur am Borsigplatz vielen Menschen – vor allem jüngeren – mehr Sicherheit beim Radfahren geben.
Stau und Abgase durch Elterntaxis würden vermieden, die Angst um das eigene Leben, weil autofahrende Radfahrer*innen abdrängen, aus dem Fenster heraus beschimpfen und bedrohen, würde nicht immer mitfahren. Die Streichung von Parkplätzen und Umwandlung in eine weitere PBL in der Straße Oestermärsch hätte zur Folge, dass die Straße breiter wird – was für alle Verkehrsteilnehmer*innen weniger Streß bedeutet.
Kinder und Jugendliche müssen ohne Auto sicher mit dem Rad, der Straßenbahn oder zu Fuß zur Schule oder Kita kommen können. Auch Aktionen, die zum Tragen von Warnwesten und Helmen aufrufen, tragen nicht zur Sicherheit von Radfahrenden bei. Stattdessen müssen Autofahrende regelmäßig geschult werden, damit sie die Belange von schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen kennen und auf sie beim Abbiegen, bei der Geschwindigkeit usw. achten.
Forderungen an Entscheider*innen: Umdenken bei der Mobilität – aber nicht nur dort
Kreuzungen müssen nach niederländischem Vorbild so gestaltet werden, dass es kein „Übersehen“ mehr geben kann. Spiegel an LKWs müssen richtig eingestellt und die Fahrzeuge mit Abbiege-Assistenten ausgestattet sein, damit endlich das Töten bei vor allem Rechtsabbieger-Unfällen im Straßenverkehr aufhört. Den „Toten Winkel“ gibt es nicht mehr, wenn die genannten Maßnahmen befolgt werden.
Die meisten Autofahrten in der Stadt betragen unter fünf Streckenkilometern. Der Klimawandel ist längst da, die Luftverschmutzung auch, wenn auch niemand davon sofort tot umfällt. Wir müssen in Sachen Mobilität endlich umdenken und unser Verhalten ändern. Das Fahrrad ist neben dem Nahverkehr dabei das Verkehrsmittel Nummer 1.
Die Politiker*innen als Entscheider*innen und Akteur*innen sind gefragt, nicht nur auf Wähler*innen-Stimmen, sondern auf die Bedürfnisse der Menschen zu achten, die da heißen: in Frieden und ruhig leben können. Ohne Verkehrslärm, ohne Kriminalität und Gewalt auf der Straße. Erst Recht für Kinder und Jugendliche.
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