
Der ÖPNV in Dortmund soll schneller werden – aber später als gedacht: Nicht nach den Sommerferien, sondern erst nach den Herbstferien soll die neue Ringbuslinie 400/401 an den Start gehen – und mit ihr ein verlässlicher 10-Minuten-Takt quer durch die Innenstadt. Gleichzeitig wird der erste Teil des „CityTaktPlus“ eingeführt, der die Stadtbahnlinien beschleunigt und engere Taktzeiten ermöglicht.
Auf den Stadtbahnlinien wird sukzessive ein 5-Minuten-Takt eingeführt
Mit der neuen Buslinie 400 schaffen die Dortmunder Stadtwerke (DSW21) ein leistungsstarkes Angebot für Pendler:innen: Vom Stadthaus geht es über Saarlandstraße, Kreuzviertel, Unionviertel, Hauptbahnhof, Nordmarkt und Borsigplatz bis zur Funkenburg – im zuverlässigen 10-Minuten-Takt, verspricht Lars Hirschfeld – Leiter der Verkehrsplanung von DSW21. Damit wird das Nahverkehrsangebot in Dortmund nicht nur dichter, sondern auch direkter.
Die Verschiebung des Startzeitpunktes auf nach den Herbstferien liegt an einer großen Baustelle auf der Von-der-Goltz-Straße, wo nach mehreren Rohrbrüchen die Wasserleitung Mitte 2025 erneuert werden soll. Die Bauarbeiten werden rund zwei Monate dauern – und die DSW21 möchte nicht mit einer Umleitung und geänderten Haltestellen mit dem Start beginnen.
Dies wäre in der Kommunikation und im Marketing nicht zu vermitteln, betont DSW21-Sprecher Frank Fligge. Denn der Haltestelle Funkenburg kommt eine wichtige Umsteige-Funktion zur Stadtbahn in der neuen Buslinie zu.

Taktverdichtungen bei Stadtbahnen: U43 nach Ostern, U47/49 im Herbst und U41 ab April 2026
Parallel zur neuen Buslinie setzt DSW21 auf eine noch engere Taktung im Stadtbahnverkehr. Ab Einführung der Linie 400 fahren die Linien U47 und U49 im 5-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Hafen.
Bereits nach Ostern soll auf der U43 zwischen Dorstfeld und Brackel wieder alle fünf Minuten eine Stadtbahn kommen. Wegen fehlender Fahrzeuge und fehlenden Personal musste das Angebot seit 7. Januar 2025 eingeschränkt werden.
Ab April 2026 soll es zudem eine Taktverdichtung auf der U41 zwischen Fredenbaum, Hauptbahnhof, Stadtmitte, Märkische Straße und Hörde geben. Dann sollen auch dort alle fünf Minuten Stadtbahnen kommen. Zwischen Markgrafenstraße und Hauptbahnhof entsteht dadurch ein beeindruckender Zwei-Minuten-Takt.
Wegfallen wird dann die U45 von Fredenbaum zum Stadion. Sie wird im neuen Takt der U41 aufgehen und integriert und bis nach Hörde fahren – ganztägig. Sie wird damit den Verkehr zwischen Hauptbahnhof und Hörde verdichten, was bisher nicht ging.
Veränderte Busrouten versprechen mehr Angebot und weniger Lücken
Die neuen Strukturen im Busnetz bedeuten auch das Ende der Linien 455 und 456. Dafür ändern sich die Streckenverläufe der Linien 452 und 453, sodass alle Haltestellen weiterhin gut erreichbar bleiben – entweder über die neue Linie 400 oder die Stadtbahn.

Eine Nachfrageprognose des renommierten Gutachterbüros PTV untermauert die Planungen von DSW21: Die Maßnahmen werden das Nahverkehrsangebot insgesamt deutlich erweitern.
Die neue Innenstadtlinie hat weitreichende Auswirkungen auf das Bus- und Bahnnetz: Die Linien 451, 452, 453, 455 und 456 erhalten neue Streckenführungen oder werden eingestellt.
Gleichzeitig werden die Stadtbahnlinien U41 und U49 optimiert, um die Einführung des schnellen „CityTaktPlus“ bestmöglich zu unterstützen.
Zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen fehlen zum Start der Ringbuslinie
Die Grundlage für die neue Buslinie 400 wurde bereits im Mai 2024 mit einem Ratsbeschluss gelegt. Damit sie starten kann, muss jedoch noch der Nahverkehrsplan der Stadt aktualisiert und vom Rat beschlossen werden. Erst danach konnte DSW21 die Konzession bei der Bezirksregierung Arnsberg beantragen.

Parallel dazu plant die Stadt Dortmund die Optimierung der Verkehrsführung: Auf dem Innenring des Königswalls soll ein Radfahrstreifen mit Freigabe für den Linienverkehr entstehen, während auf dem Außenring eine Busspur eingerichtet wird.
„Die Lösung am Hauptbahnhof mit der Rad-Bus-Spur wird für uns ein spannendes Experiment”, räumt Lars Hirschfeld ein. Die markierte Radspur soll so breit sein, dass auch Busse ihn nutzen können und dürfen.
„Wir können so auch am Stau vorbeifahren. Wir werden zwar nicht die Fahrräder wegscheuchen, aber schneller als Tempo 0 fahren können. Das ist ein gutes Experiment für Mischnutzung“, betont der Verkehrsplaner der Stadtwerke.
Fehlende Busspuren und mangelhafte Barrierefreiheit an Haltestellen
Schwierig werden auch die Mallinckrodtstraße zwischen Münster- und Bornstraße sowie der Heilige Weg: Separate Busspuren wird es dort auf absehbare Zeit nicht geben. „Das ist eine große Herausforderung”, sagt Lars Hirschfeld mit Blick auf die stauträchtigen Streckenabschnitte und die zahlreichen Parkverstöße, die insbesondere den Gelenkbussen das Leben schwer machen werden.

Daher wolle man gemeinsam mit der Ordnungsbehörde „kleine Schritte“ tun, um die bestehenden Parkregelungen durchzusetzen. Gerade das Parken in Kreuzungsbereichen und an Baumscheiben mache den Bussen das Leben schwer. Diese Verstöße sollen schon vor dem Linienstart geahndet werden.
Ein Problem ist zudem die fehlende Barrierefreiheit: Aktuell sind nur 22 von 88 Haltepositionen auf den Linien 400 und 401 vollständig barrierefrei ausgebaut, 15 weitere sind eingeschränkt barrierefrei – hier fehlen taktile Leiteinrichtungen. Das entspricht der unbefriedigenden Situation im Gesamtnetz: Ende 2024 waren nur rund 25 Prozent der 483 Bushaltestellen-Steige komplett barrierefrei, weitere elf Prozent bedingt.
Auch andere Bausteine der oft als „Innovationsbuslinie“ beschrieben Vorhabens fehlen zum Start: Noch nicht vorhanden sind beispielsweise die entsprechenden digitalen Anzeigetafeln, die minutengenau die Ankunft der nächsten Busse anzeigen sollen. Sie sind Bestandteil des dynamischen Fahrplans. Perspektivisch soll es keine festen Abfahrzeiten mehr geben: Die Fahrgäste sollen davon ausgehen können, dass alle zehn Minuten ein Bus kommt und werden darüber dann auf den Anzeigetafeln und in der Fahrplan-App informiert.
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GRÜNE und SPD fordern sofortige Maßnahmen für Barrierefreiheit im Stadtbahnnetz (PM)
Der barrierefreie Umbau der Stadtbahn in Dortmund lässt auf sich warten. Auf der stark genutzten Ost-West-Verbindung gibt es nur wenige Haltestellen, die barrierefrei sind. Und auch die Zukunftsaussichten sind ernüchternd: Die Planungen, das zu ändern, sehen mindestens weitere acht Jahre Wartezeit vor.
Anlass genug für die Grünen, gemeinsam mit der SPD eine Übergangslösung zu fordern und einen Antrag zur sofortigen Verbesserung der Barrierefreiheit auf den Stadtbahn-Linien U43 und U44 einzubringen. Der Antrag sieht vor, dass die Verwaltung noch in diesem Jahr an stark frequentierten Haltestellen barrierefreie Zugänge ermöglicht und das Behindertenpolitische Netzwerk in die weiteren Planungen einbezieht.
„Es ist nicht hinnehmbar, dass mobilitätseingeschränkte Personen von der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs ausgeschlossen werden. Barrierefreiheit ist kein Luxus, sondern ein Grundrecht“, erklärt Oliver Stieglitz, GRÜNES Mitglied im Ausschuss für Mobilität. „Die Tatsache, dass bereits seit mehr als einem Jahrzehnt Planungen für den barrierefreien Umbau vorliegen, ohne dass nennenswerte Fortschritte erzielt wurden, ist nicht akzeptabel.“
Der Antrag zielt insbesondere auf die Haltestellen Berliner Straße, Von-der-Tann-Straße, Borsigplatz, Ofenstraße und Ottostraße ab, die aufgrund ihrer hohen Nutzung vorrangig berücksichtigt werden sollen.
Eine Haltestelle gilt als barrierefrei, wenn der Zugang zur Bahn stufenlos möglich ist. Davon profitieren nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern z. B. auch Fahrgäste mit Kinderwagen oder Gepäck sowie ältere Personen, insbesondere wenn sie Probleme mit Stufen haben, beim Einsteigen Halt brauchen oder beispielsweise mit Rollator unterwegs sind. “Für Menschen mit Einschränkungen ist der Einstieg in die Bahnen schon schwierig, für Rollstuhlfahrende ist die Nutzung derzeit gänzlich unmöglich”, bemängelt Oliver Stieglitz die aktuelle Situation.
Angesichts der Tatsache, dass ein vollständiger barrierefreier Umbau auf den genannten Linien erst nach 2032 in Aussicht gestellt wird, fordern die Fraktionen jetzt kurzfristige provisorische Lösungen, wie beispielsweise den Bau von Haltestellenpodesten oder den Einsatz mobiler Rollstuhl-Hublifte, wie sie bereits an vielen Fernbahnhöfen erfolgreich eingesetzt werden. Die Antragsteller betonen die Dringlichkeit der Maßnahmen und verweisen darauf, dass die Stadt ihrer Verpflichtung zur Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen für alle Bürgerinnen und Bürger nachkommen muss.
Antrag GRÜNE und SPD: https://www.gruene-do.de/sofort-massnahmen-zur-barrierefreiheit-auf-den-stadtbahn-linien-u43-und-u44/