Initiative fordert mehr finanzielle Mittel von Dortmunds Kommunalpolitik

„Schlafen statt Strafen“ richtet sich mit offenem Brief an die demokratischen Fraktionen des Rates

Das Protestcamp von „Schlafen statt Strafen“ bat zu Beginn des Jahres 2023 für eine Woche die Möglichkeit zu Übernachten und in den Austausch zu kommen. Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

In einem offenen Brief hat sich die Initiative „Schlafen statt Strafen“ an die Mitglieder des Dortmunder Rats gewandt. In dem Papier, das dieser Redaktion vorliegt, fordern die Aktivist:innen unter anderem mehr finanzielle Mittel für die Bekämpfung von Obdach- und Wohnungslosigkeit.

Mindestens 2000 Dortmunder:innen leben auf der Straße

Die Initiative „Schlafen statt Strafen“ wendet sich mit einem dringenden Appell an die Mitglieder des Dortmunder Stadtrats. „Wir als Initiative Schlafen statt Strafen wenden uns an Sie mit der dringenden Bitte, die Unterstützung obdach- und wohnungsloser Menschen sowie der Menschen, die von Obdach- und Wohnungslosigkeit bedroht sind, in den kommenden Haushaltsverhandlungen zu bedenken“, so die Aktivist:innen.

Laut Schätzungen seien rund 2000 Dortmunder:innen obdach- oder wohnungslos, wobei die Dunkelziffer deutlich höher sei. Außerdem seien rund 22,4% der rund 610.000 in Dortmund lebenden Menschen unterhalb der Armutsgrenze, weitere seinen von Armut bedroht.

„Für alle diese Menschen bitten wir Sie, im kommenden Jahr ausreichend Gelder für die Entwicklung eines ganzheitlichen Plans zur Prävention und Hilfe bereitzustellen und darum, die identifizierten Maßnahmen zeitnah umzusetzen.“

Strategische Herangehensweise zur Verbesserung der Lage

Das Protestcamp der Gruppe im letzten Jahr auf der Kampstraße. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Die Komplexität des Problems von Obdach- und Wohnungslosigkeit brauche eine strategische Herangehensweise. „Kurzfristige reaktive Maßnahmen reichen nicht mehr aus“, betont die Gruppe.

In den Kategorien „Allgemein“, „Wohnen“, „Stadtplanung“, „Direkte Hilfe“ sowie „Drogenprävention und -hilfe“ forderten die Aktivist:innen zahlreiche Schritte, um der Situation gerecht zu werden.

Dazu gehören unter anderem:

  • Ganzheitliches Konzept zu Überwindung von Obdachlosigkeit und
    Prävention von Armut
  • Hitzeschutzkonzept plus Infrastruktur, wie z.B. Trinkbrunnen
  • Kälteschutzkonzept, z.B. weitere Unterbringungsmöglichkeiten im
    Winter Tagesaufenthalt
  • Ganzheitliches Konzept zur Hilfe von Konsumierenden und
    Suchtprävention
  • Umsetzung des Housing First Konzeptes
  • Öffnung aller Hilfsangebote inklusive Notübernachtungsstellen
    kostenfrei für alle Menschen, egal wo sie herkommen oder wo sie gemeldet
    sind
  • Exploration neuer Konzepte zum Umgang mit Crack Konsum, z.B.
    Duldungszonen, Mobile Konsummöglichkeiten
  • Erweiterung des Street Work Angebots

Die Aktivist:innen fordern einen von Expert:innen entwickelten Plan, um die Lage zu verbessern und letztendlich das Problem Obdachlosigkeit zu überwinden. „Dazu bedarf es Mittel, um einerseits diesen Plan mit der entsprechenden Expertise zu entwickeln und andererseits die Maßnahmen umzusetzen“, so die „Schlafen statt Strafen“-Initiative.


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  1. Pressemitteilung von „Schlafen statt Strafen“ zum Tag der wohnungslosen Menschen (PM)

    „Schlafen statt Strafen“ lädt zur Mahnwache ein anlässlich des „Tages
    der wohnungslosen Menschen“ am 11.09. von 18 bis 20 Uhr auf dem
    Westenhellweg in Dortmund zwischen Thiergalerie und Westenhellweg 86-88.

    „Wir möchten den „Tag der wohnungslosen Menschen“ nutzen, um auf die
    Situation obdachloser und wohnungsloser Menschen aufmerksam zu machen.
    Immer wieder sind obdachlose Menschen Gewalt ausgesetzt. Menschen, die
    auf der Straße leben, haben keinen Rückzugsraum, in den sie sich
    zurückziehen können und wo sie in Sicherheit sind. So sind sie verstärkt
    Gewalt ausgesetzt und werden immer wieder Opfer von Gewalttaten“, betont
    Pressesprecherin Anna Flaake. Allein dieses Jahr sind in NRW zwei
    obdachlose Menschen getötet worden, auf zwei weitere wurden
    Mordversuche, einmal sogar durch anzünden, verübt und weitere wurden
    angegriffen und verprügelt. In Dortmund sind 2023 und 2024 insgesamt
    drei wohnungslose Menschen getötet worden, fünf weitere hat man
    versucht, zu töten. Diese Gewalt ist kein Zufall, sondern das Resultat
    zunehmender Hetze gegen obdachlose Menschen, unter anderem durch die
    Medien und durch die Politik.

    Gerade hier in Dortmund zeigt sich dies deutlich. Durch die zunehmende
    Verbreitung von Crack gerieten die Themen Obdachlosigkeit, Drogensucht
    und Drogenhilfe immer mehr in das öffentliche Bild. Anstatt hier Ansätze
    zu diskutieren, die die Probleme für alle davon beeinträchtigten
    Menschen versuchen zu lösen (drogengebrauchende Menschen und andere
    Menschen in der Innenstadt), verfallen Medien und Politik in einen
    Wettstreit der Polemik und Hetze. Anstatt jetzt alle Unterstützung der
    Expertise der Drogenhilfeeinrichtungen zukommen zu lassen, wird gegen
    die betroffenen Menschen gewettert und nach Polizei und Ordnungsamt
    statt Expert*innen gerufen.

    „Schlafen statt Strafen“ erinnert daran, dass obdachlose, wohnungslose
    und auch drogengebrauchende Menschen zuerst einmal Menschen sind und
    Hilfe und Unterstützung brauchen. Wenn betroffenen Menschen geholfen
    wird, dann lösen sich auch die Probleme in der Innenstadt nachhaltig. Es
    braucht hier soziale Lösungen, die präventiv verhindern, dass Menschen
    ihre Wohnungen verlieren, dass Menschen auf der Straße leben müssen und
    dass Menschen in so prekäre Situationen kommen, dass sie anfälliger für
    Drogenkonsum werden. Obdachlosigkeit ist ein gesellschaftliches Problem,
    das sich nachhaltig nur durch soziale, niedrigschwellige Hilfsangebote
    wie Wohnungen, Drogenkonsumräume Soziale Arbeit lösen lässt. Diese
    Angebote helfen Menschen aus der Sucht und von der Straße.
    Drogenkonsumräume sind ein Ort, an dem betroffene Menschen erreicht
    werden können und Hilfsangebote bekommen, gleichzeitig verlagern sie den
    Konsum aus der Öffentlichkeit in sichere, organisierte Räume. Eine reine
    Verdrängung, wie sie so oft gefordert wird, führt nur zu einer
    temporären Unsichtbarkeit des Problems, bis die betroffenen Menschen
    woanders wieder auftauchen, da sich an ihrer Situation nichts geändert
    hat.

    Die aktuelle Hetze in den Medien durch u.a. den Cityring, die
    Ruhrnachrichten und durch politische Vertreter*innen einiger Parteien
    führt nur zu einer Entmenschlichung betroffener Personen und senkt die
    Hemmschwelle für Gewalt gegen sie. Hetze und Verdrängung sind keine
    Lösungen, sondern gaukeln nur einfache Lösungen für komplexe Probleme
    vor. Und das ist im Kern Populismus. „Wir setzen uns für soziale
    Lösungen ein, mit denen betroffenen Menschen geholfen werden kann. Es
    sollte unser aller Ziel sein, dass alle Menschen in Dortmund ein gutes,
    sicheres und menschenwürdiges Leben haben können. Um diese möglichen
    Lösungen zu diskutieren und an die Opfer von Gewalt zu erinnern, laden
    wir zur Mahnwache am 11.09. ein“, so Anna Flaake.

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