Die Schaufenster-Ausstellung im Museum Ostwall zeigt die Bandbreite von Gals künstlerischem Schaffen. „Besonders seine Auseinandersetzung mit der Sprache und Beschäftigung mit dem Fluxus passt sehr gut ins Museum Ostwall“, sagt Kuratorin Stefanie Weißhorn-Ponert. Es werden auch neue, noch nie zuvor gezeigte Arbeiten präsentiert, die sich in Anlehnung an die Sammlung des Museum Ostwall mit Musik und Sprache beschäftigen und die Sammlungsschwerpunkte von Fluxus und Konkreter Poesie spiegeln. Der Titel der Ausstellung „Lautfiguren“spielt mit der Doppelbedeutung des Begriffs zwischen rhetorischer Figur und übertragenem Sinn. Die Ausstellung wird am Donnerstag, 29. Februar um 18.30 Uhr eröffnet und läuft vom 1. März bis zum 16. Juni. Dani Gal wird bei der Eröffnung persönlich vor Ort sein.
Wer wird daran gehindert, seine oder ihre Geschichte zu erzählen?
Die Klavierklänge sind schon auf dem Weg in die fünfte Etage des Dortmunder U zu hören. Drinnen steht Dani Gal vor der Videoleinwand im „Schaufenster“ des Museum Ostwall und erklärt die Hintergründe zum Kurzfilm „Three Works for Piano“ von 2020.
Der Film zeigt zunächst ein fingiertes Interview, in dem ein Täter seine Schuld statt seiner Unschuld beteuert. Er war Soldat der israelischen Armee und soll einen palästinensischen Mann brutal verprügelt haben.
Doch der Vorfall wird von Medien und dem Staat als Lüge bezeichnet. Die Geschichte beruhe auf einem wahren Fall, sagt Dani Gal. Für ihn war die Umkehr der Täter-Opfer-Rolle besonders interessant. Das Video setzt so den Konflikt zwischen Israel und Palästina kritisch in den Fokus.
Multimediakünstler mit Blick auf die Geschichte
„Wir freuen uns sehr über diese Ausstellung und den besonderen Blick des Künstlers auf Sprache und Geschichte“, so Dr. Stefan Mühlhofer, Leiter der Kulturbetriebe. Dani Gal ist Multimediakünstler, er „spielt“ mit Video, Sprache und Musik, indem er Elemente aus dem Zusammenhang reißt und neu arrangiert.
Wie zum Beispiel Textfragmente in einer Leuchtfigur an der Wand, die je nach Betrachtungswinkel eine andere Bedeutung bekommen.
Dani Gal ist in Jerusalem aufgewachsen, seit über 20 Jahren lebt er in Berlin. In seinen Werken setzt er sich häufig mit geschichtlichen Themen auseinander – mit besonderem Blick darauf, wie medial berichtet wird und welche Rolle Berichte von Zeitzeug:innen spielen.
Was ist wahr und was Erzählung? Wie erinnern wir uns „richtig“? Wodurch wird Erinnerung beeinflusst? Und wer darf sich überhaupt öffentlich erinnern? Dabei recherchiert er viel, greift auf verschiedene Archive zurück.
Über den Künstler und sein hohes internationales Renommee
Dani Gal (*1975 in Jerusalem) lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem, der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main und der Cooper Union in New York.
Seine Filme und Installationen wurden auf der 54. Biennale von Venedig, der Istanbul Biennale, dem Forum Expanded der Berlinale, der documenta 14 sowie im New Museum, New York, in der Kunsthalle St. Gallen, im Jewish Museum, New York, im Kunsthaus Zürich, in der Kunsthalle Wien und im Centre Pompidou, Paris gezeigt.
2019 war Gal Artist-in-Residence bei Blood Mountain Projects und Forschungsstipendiat am Wiener Wiesenthal-Institut. 2024 wird er Stipendiat von inHerit. Heritage in Transformation am Centre for Advanced Studies der Humboldt-Universität zu Berlin und zeigt eine Einzelausstellung in der Polygon Gallery, North Vancouver, Kanada.
Weitere Informationen:
Mittwoch, 17. April 2024, 17 bis 18 Uhr
Kuratorinnenführung
Stefanie Weißhorn-Ponert, die die Ausstellung in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler konzipiert hat, lädt in ihrer Führung ein, die vielfältige Kunst Dani Gals und die Idee der Ausstellung kennenzulernen.
Mittwoch, 15. Mai 2024, 18 bis 20 Uhr
Filmscreening mit Dani Gal
Gals neuester Film „Dark Continent“ (2023) beschäftigt sich mit kolonial geprägten Geschichten und basiert auf einem Fall, der in Frantz Fasons Buch „Schwarze Haut, weiße Masken“ (1952) geschildert wird: eine junge weiße Französin leidet an einer nervösen Störung, die durch den Klang afrikanischer Trommeln ausgelöst wird. Im Anschluss an den Film spricht Dani Gal über die Entwicklung des Films.
Reaktionen
Kostenlos ins Kino: Museum Ostwall zeigt „Dark Continent“ von Dani Gal im Kino im U (PM)
Am Mittwoch, 15. Mai, lädt das Museum Ostwall um 18 Uhr zum kostenlosen Filmscreening von Dani Gals neuestem Werk „Dark Continent“ im Kino im Dortmunder U ein.
Der Film untersucht Rassenphobien, die aus kolonialen Vorstellungen resultieren, sowie deren Übertragung durch die Musik. Basierend auf einer Fallstudie aus Frantz Fanons Buch „Schwarze Haut, weiße Masken“ erzählt der Film die Geschichte einer jungen weißen Französin, deren nervöse Störung durch den Klang afrikanischer Trommeln ausgelöst wird, die während der Kolonialzeit verboten waren.
Im Anschluss an die Vorführung wird Dani Gal mit der Kuratorin seiner aktuellen Ausstellung im MO_Schaufenster über den Film und seine Arbeit sprechen. Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.
Die Ausstellung von Dani Gal im MO_Schaufenster läuft noch bis zum 16. Juni und ist während der Öffnungszeiten des Dortmunder U zu besichtigen. dortmunder-u.de/museum-ostwall