Scharfe Kritik von Seebrücke Dortmund: „In Moria verbrennt auch die Europäische Idee“ – Kundgebung am Donnerstag

Viele Hilfsorganisationen  wie die Caritas haben Spenden gesammelt – doch die Bedingungen in den Flüchtlingslagern sind untragbar. Das Bild stammt aus Moria – vor den Feuern. Foto: Caritas International

Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos sind in der Nacht auf Mittwoch zahlreiche Brände ausgebrochen. Große Teile des Camps wurden dabei vollständig zerstört. Die meisten Menschen haben das Lager auf der Flucht vor dem Feuer verlassen und sind jetzt obdachlos, einige Menschen befinden sich noch im Camp. Es ist für die Initiative Seebrücke der Tiefpunkt der EU-Flüchtlingspolitik: „In Moria verbrennt auch die Europäische Idee.“

Die Seebrücke Dortmund ruft zusammen mit anderen Organisationen zu einer Kundgebung auf

Rund 700 Menschen setzten in der Dortmunder City ein bewegendes Zeichen für Seenotrettung. Fotos: Alex Völkel
Mehrfach setzte Seebrücke Zeichen – sie fordert endlich einen Kurswechsel in der EU-Politik. Archivfotos: Alex Völkel

Die Zustände in Moria und den anderen Lagern auf den griechischen Inseln sind seit Jahren katastrophal. In der letzten Woche sind die ersten Fälle von Corona aufgetreten, das Lager sollte umzäunt werden. Dies hat die Lage im Camp noch einmal verschärft. ___STEADY_PAYWALL___

Seebrücke Dortmund ruft zusammen mit anderen Organisationen zu einer Kundgebung auf. Am morgigen Donnerstag, den 10. September 2020, wird es in Dortmund von 18 bis 19.30 Uhr eine spontane Protestaktion geben. Bereits gestern hatten zahlreiche Lokalgruppen zu Demos und Mahnwachen aufgerufen.

Seebrücke fordert seit langem die vollständige Evakuierung der Geflüchtetenlager in Griechenland. Zusammen mit 170 anderen Städten und Kommunen hat Dortmund sich bereit erklärt, den geflüchteten Menschen einen sicheren Hafen anzubieten.

„Wir fordern Deutschland auf, Verantwortung zu übernehmen und die Menschen sofort aufzunehmen”

„Es ist eine Katastrophe mit Ansage. Seit Jahren warnen wir genau vor einem solchen Szenario.Wir fordern eine sofortige Evakuierung aller Geflüchtetenlager auf den griechischen Inseln. Wir fordern Deutschland auf, Verantwortung zu übernehmen und die Menschen sofort aufzunehmen”, betont Anja Sportelli.

Die Seebrücke ist eine breite zivilgesellschaftliche Bewegung, die sich für die zivile Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und für die dauerhafte Aufnahme von geflüchteten Menschen in Deutschland einsetzt.

 

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    „Handelsschiff ‚Etienne‘ muss sofort evakuiert werden“ –
    Dietmar Köster fordert Sicheren Hafen für Geflüchtete vor Malta

    Dietmar Köster, außenpolitischer Sprecher der Europa-SPD und Mitglied der informellen Parlamentarier*innengruppe für Seenotrettung appelliert an die maltesische Regierung, das dänische Handelsschiff ‚Etienne‘ in ihren Hafen einlaufen zu lassen. 27 Menschen warten auf diesem Schiff seit mehr als fünf Wochen darauf, evakuiert zu werden.

    „Anstatt dass man sich um die Geretteten kümmert, werden ihnen ihre Grund- und Menschenrechte verweigert. Sie nicht zu evakuieren, ist ein Verstoß gegen das Völkerrecht. Die ‚Etienne‘ wird traurigerweise als das Schiff in die Geschichte eingehen, das am längsten auf See allein gelassen wurde. Das Ganze ist auch ein falsches Signal an Handelsschiffe und Reedereien: Diejenigen, die ihrer völkerrechtlichen Verpflichtung zur Seenotrettung nachkommen, müssen mit finanziellen Verlusten und massiven Beeinträchtigungen rechnen. Sie sollen von der Rettung von Menschen in Seenot abgeschreckt werden“.

    „Bereits am 29. August hatten das UN-Flüchtlingswerk und die Internationale Organisation für Migration eine sofortige Lösung gefordert. Nicht einmal die Appelle dieser international relevanten Institutionen scheinen Einfluss auf die maltesische Regierung zu haben.“

    „Ein Handelsschiff ist weder richtig ausgerüstet, noch ist die Besatzung ausreichend darauf vorbereitet, Flüchtlinge an Bord zu nehmen. Ich bin froh und dankbar, dass die Reederei noch nicht beschlossen hat, die Menschen nach Libyen zurückzubringen. Ich appelliere an die maltesische Regierung, ihren Hafen unverzüglich zu öffnen. Und ich fordere EU-Kommission auf, die Umsiedlung der Menschen auf verschiedene EU-Staaten endlich zu koordinieren, so wie am 31. August auf einer Pressekonferenz zugesagt. Seitdem sind wieder neun Tage vergangen. Neun weitere Tage der Angst, Not und Unsicherheit für die Menschen an Bord der ‚Etienne‘.“

  2. Die AG der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege NRW fordert eine humanitäre Lösung für die Opfer von Moria (PM)

    Die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege
    NRW fordert eine humanitäre Lösung für die Opfer von Moria

    Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege NRW (LAG FW) fordert eine humanitäre Lösung für die Opfer der Brandkatastrophe im griechischen Flüchtlingslager Moria. „Europa steht vor den Trümmern seiner Ignoranz und Verweigerungshaltung“, sagt Michael Mommer, Vorsitzender des LAG-Ausschusses Migration. Die Freie Wohlfahrtspflege fordert von der nordrhein-westfälischen Landesregierung NRW Soforthilfen für die Flüchtlinge.

    „Moria ist abgebrannt – und damit europäische Verantwortung, Solidarität und Humanität“, sagt Mommer. Eine humanitäre Katastrophe in den völlig überfüllten Flüchtlingslagern habe sich seit Monaten abgezeichnet. Die Freie Wohlfahrtspflege NRW habe wiederholt darauf hingewiesen, dass eine Aufnahme von Geflüchteten aus Moria und anderen Lagern dringend geboten sei. „Bundesweit haben sich über 170 Städte und Kommunen zu „Sicheren Häfen“ erklärt, darunter auch zahlreiche Kommunen in NRW, die seit Monaten bereit sind, Geflüchtete aus den Lagern aufzunehmen“, sagt Mommer.

    Die Wohlfahrtsverbände in NRW fordern die gestern von Ministerpräsident Laschet angekündigte schnelle Soforthilfe für Moria umzusetzen. Gleichzeitig müsse das Land weiter mit Nachdruck auf eine nachhaltige europäische Hilfe bei der Aufnahme von Kindern und Familien hinwirken. Nordrhein-Westfalen solle die angekündigte Bundesratsinitiative des Landes Berlin unterstützen, mit der Landesaufnahmeprogramme für Flüchtlinge ermöglicht werden könnten. Ziel sei eine Änderung des derzeit geltenden Aufenthaltsgesetzes dahingehend, dass das Bundesinnenministerium zwar ins Benehmen gesetzt wird, aber keine Zustimmung mehr für solche Programme geben muss. „Wenn Appelle an Humanität nichts fruchten, müssen Taten möglich sein“, sagt Mommer.

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