Es ist eine ungewöhnliche Einladung, die die Nordstadtblogger via Facebook erreichte: „Ich bin morgen zum einem Kindergeburtstag eingeladen. Der Event wird in der Nordstadt stattfinden. Gefeiert wird nach rumänischer Tradition. Haben sie Interesse, das zu fotografieren?“ schrieb Voichita Seydel, pädagogische Fachkraft beim Diakonischen Werk. Wir hatten Interesse.
Rumänen in Deutschland kämpfen gegen Vorurteile an
Den Familien ging es darum zu zeigen, wie Rumänen in Deutschland leben und feiern. Und dass nicht alle von ihnen „Armutszuwanderer“ seien. Seit Jahren und Jahrzehnten leben und arbeiten sie hier. Sie sind in der Nordstadt und im Ruhrgebiet zu Hause.
„Wir haben aber sehr mit Vorurteilen zu kämpfen“, erklärt Melanie Haner. Natürlich gebe es in Rumänien Probleme und es sei eines der ärmeren Länder. „Doch wir haben unter uns auch viele Akademiker, die hier seit Jahren leben und arbeiten.“
Sie selbst ist in Deutschland geboren und spricht entsprechend akzentfrei Deutsch. Doch häufig stellt sie fest, wie sich die Mienen der Gesprächspartner verfinstern, wenn sie von ihrem Herkunftsland berichtet. Nicht nur bei Deutschen, auch bei anderen Nationalitäten erlebe sie dies.
Stolz auf ihr Land, ihre Kultur und ihre Traditionen – Orthodoxe Kirche als Bindeglied
Dennoch sind sie stolz auf ihr Land und ihre Traditionen. Sie pflegen sie, wo sie nur können – und wenn es „nur“ bei einem Kindergeburtstag ist. Es war eine illustre Truppe, die sich an diesem Nachmittag in einer Pizzaria im Hafen eingefunden hat.
Die meisten in traditioneller Kleidung – „die Farben variieren je nach Region“, erklärt Haner. Sie wollen zeigen, was zur rumänischen Kultur gehört.
Denn die unterscheide sich von Roma-Traditionen und -Kulturen – diese können Interessierte beispielsweise beim Roma-Kulturfestival „Djelem Djelem“ erleben, das im letzten September viele begeisterte Besucher fand.
„Es ist ziemlich schwer, die rumänischen Traditionen hier in Deutschland zu pflegen“, erklärt sie. Denn unter Rumänen gibt es keinen so engen Zusammenhalt wie bei anderen Nationalitäten. Ein wichtiger Anker ist allerdings die orthodoxe Gemeinde in Dorstfeld, wo sich die Christen treffen und austauschen.
Auch die Familie von Geburtstagskind Maria Maia Iovanovici geht dort hin und hat viele der heutigen Geburtstagsgäste dort kennengelernt. Die Iovanovicis haben daher beschlossen, auf traditionelle Art zu feiern. Gemeinsam haben sie sich fein gemacht und auch das Geburtstagskind „herausgeputzt“. Wobei die einjährige Maria Maia an ihrem Festtag sichtlich unbeeindruckt von dem Trubel blieb.
Gelebte Gastfreundschaft und reichhaltiges Essen als Markenzeichen
Dafür waren die Gäste umso mehr vom Büffet beeindruckt. Für die Kinder gab es viel Süßes. Dazu erklang rumänische Musik.
Gemütliche Stunden unter Rumänen, die sich gegenüber ihren deutschen Gästen als extrem gastfreundlich erweisen. Eine „Lehrstunde“ in rumänischer Tradition und Gastfreundschaft. „Willkommen in der Nordstadt!“