Der Bau des zweiten ICE-Instandhaltungswerks in der Nordstadt gewinnt an Fahrt: Schon bis Februar 2022 sollen die Rodungsarbeiten auf dem 28 Hektar großen Areal des alten Güterbahnhofs an der Westfaliastraße beginnen. Bis Sommer 2027 soll das neue CO2-neutrale Werk in Betrieb gehen. 400 Millionen Euro will die Deutsche Bahn im Hafenquartier investieren. Bis zu 500 Arbeitsplätze sollen dort entstehen.
Zusätzlich zum Neubau am Hafen wird auch im Spähenfelde investiert
Damit wird Dortmund zum „Bahn-Hotspot“ – denn der Standort am Spähenfelde unweit des Borsigplatzes wird weiter betrieben und perspektivisch modernisiert. Dort gibt es schon jetzt mehr als 500 Arbeitsplätze. „Auch dort werden wir Geld in die Hand nehmen“, machte Matthias Schulz, Projektleiter der Deutschen Bahn, deutlich. ___STEADY_PAYWALL___
Die Deutsche Bahn AG will bis zu 500 weitere „attraktive und zukunftssichere Arbeitsplätze“ in einem zweiten Werk am Dortmunder Hafen, wo sie Fernverkehrszüge bereitstellen und instand halten lassen wird, schaffen. Dafür wird die DB-Fernverkehr AG eine moderne und klimaneutrale Werkstatt errichten.
Das Grundstück, das für die neue ICE-Werkstatt vorgesehen ist, gehört bereits der Bahn. Es ist der alte Güterbahnhof, ein Gebiet südwestlich der Westfaliastraße zwischen der Königsbergstraße und der Franziusstraße. Seit 2007 ist der Bahnhof nicht mehr in Betrieb, die Fläche ist jedoch immer eine zu Bahnzwecken gewidmete Fläche geblieben und soll nun wieder einer entsprechenden Nutzung zugeführt werden.
Damit rennt die Bahn bei der Stadt prinzipiell offene Türen ein. Allerdings birgt der Bau der 450 Meter langen Halle auf dem 28 Hektar großen Werksgelände auch Konfliktpotenzial: Für verschiedene Nutzungen hatte die Stadt Teile des Areals im Auge.
Vollanschluss der Westfaliastraße und Radweg nach Huckarde sollen kommen
So werden für den seit vielen Jahren geforderten und gewünschten Vollanschluss der Westfaliastraße an die OWIIIa (Mallinckrodtstraße) Teilflächen für die Rampen benötigt. Die Rampen für den Vollanschluss tangieren leider das Gelände. „Wir wollen beide realisieren – das sieht im Moment ganz gut aus, aber müssen noch abschließend abstimmen“, erklärt Planungsdezernent Ludger Wilde.
Auch beim Thema Radwege spielt die Fläche eine wichtige Rolle: Denn es sei „ausdrücklich politischer Wunsch“, vom Hauptbahnhof eine Anbindung nach Huckarde zum Gelände der Internationalen Gartenausstellung (IGA) zu schaffen. „Da spielt das Gelände an der Westfaliastraße eine wichtige Rolle. Da wollen wir noch ein paar Quadratmeter in Anspruch nehmen, um attraktive Radwege zu bekommen“, macht Wilde deutlich.
Weitere „Quadratmeter“ könnte die Stadt für die H-Bahn-Verlängerung benötigen, die den südlichen Abschnitt des neuen ICE-Werks im Süden tangiert. „Da überspannen wir nur vorhandene Gleise. Wir müssten nur über eine Haltestelle reden – das wäre für die Deutsche Bahn kein Nachteil. Die Arbeitsplätze wären besser angebunden“, betont der Planungsdezernent.
Und es gibt noch einen vierten Punkt auf der städtischen „Wunschliste“: Nördlich des zu bauenden ICE-Werks steht der Hafenbahnhof mit dem neuen Containerterminal der Hafen-AG. Bislang kommen die Züge entlang des Hafens und durch die Speicherstraße – da hegt die Stadt die Hoffnung, die Anbindung künftig über das neue Werksgelände zu realisieren. Dies soll ebenfalls geprüft werden, so Wilde.
Rodungsarbeiten auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs beginnen schon
Auf dem Gelände selbst sind die ersten Veränderungen auf dem schon sichtbar: So ist ein Großteil der leerstehenden Altgebäude aus sicherungstechnischen Gründen bereits abgerissen worden. Die restlichen Gebäude werden folgen.
Auf der Fläche hat sich inzwischen eine Vegetation vor allem aus Birken zwischen den Gleisen gebildet. Noch im ersten Quartal dieses Jahres muss bereits ein Teil der Vegetation entfernt werden, damit weitere notwendige Untersuchungen des Geländes z.B. auf Kampfmittel stattfinden können.
Das Umweltamt der Stadt Dortmund wird auch unter Aspekten des Stadtklimas das Vorhaben kritisch und konstruktiv begleiten sowie auf eine Minimierung der Eingriffe in Ökologie und Stadtklima hinwirken.
Besonderes Augenmerk gilt dabei den Themen Flächenaufbereitung und Entwässerung sowie der Lagerung wassergefährdender Stoffe. Auch die Minimierung mikroklimatischer Auswirkungen, die Minderung von Gehölzverlusten und die Begrünung der neuen Dachflächen sollen eine wichtige Rolle spielen.
Weitere Vorlagen und die Beteiligung der Bevölkerung kommen im ersten Halbjahr
Diese und andere Themen werden die Politik beschäftigen. Die erste Vorlage wird die Politik ab dem 26. Januar erreichen – die erste Befassung erfolgt in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord. Insgesamt gibt es einen strammen Zeitplan.
„Auch deshalb, weil Abrissarbeiten und Rodungsarbeiten stattfinden. Daher wollen wir zeitnah über die Planung informieren“, so Wilde. Dabei werden aber noch viele Themen ausgespart bleiben – vom Vollanschluss bis zur H-Bahn. Diese werden in diesem und dem nächsten Jahr konkretisiert.
„Die Arbeitskreise laufen länger als Vorlage und werden inhaltlich abgeschlossen vor der Planfeststellung. Zu diesen Punkten wird es eigene Vorlagen und Informationen geben“, so Wilde. Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange und auch der Bevölkerung soll noch im ersten Halbjahr 2022 erfolgen, kündigte Projektleiter Matthias Schulz als Vertreter der Deutschen Bahn an.
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Neues ICE-Werk in Dortmund: Die Deutsche Bahn AG investiert über 400 Millionen Euro
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Pläne zur Gleisreaktivierung machen Brücken-Abriss und -Neubau an der Franziusstraße erforderlich (PM)
Das Tiefbauamt plant den Abbruch und Neubau der Straßenüberführung an der Franziusstraße. Grund ist der geplante Neubau eines ICEWerkes der DB Fernverkehr AG (DB) auf den Flächen des ehemaligen Güterbahnhofes am Dortmunder Hafen. Im Rahmen dieser DBMaßnahme soll eine Gleistrasse reaktiviert werden, die die Anbindung des Werkes an das Gleisnetz aus Richtung Norden ermöglicht und dabei die Brücke Franziusstraße unterquert.
Der Rat der Stadt Dortmund entscheidet bei seiner Sitzung am 22. September 2022 über das Vorhaben. Das Brückenbauwerk aus dem Jahr 1903 erhielt zur Ertüchtigung der Hauptträger im Jahr 2006 Stützen. Diese Stützen stehen jedoch mitten in der demnächst reaktivierten Gleistrasse und machen einen Fahrbetrieb der DB unmöglich. In Kenntnis der aktuell geplanten Flächenreaktivierung wurde daher untersucht, ob die Brücke bei einem gleichzeitigen Rückbau der Stützen nachhaltig saniert werden kann. Nach dem seit Ende Mai vorliegenden Untersuchungsergebnis scheidet jedoch eine nachhaltige Sanierung aus, eine Ertüchtigung ist nicht möglich.
Um alle Eventualitäten zu prüfen, wurde seitens der Verwaltung ebenfalls untersucht, wie sich ein Wegfall der Nord-Süd-Verbindung über die Straßenüberführung Franziusstraße auf die Verkehrsflüsse in diesem Bereich auswirken würde. Der Wegfall wäre jedoch sowohl für den Straßen-, wie auch für den Fahrrad- und Fußverkehr schwerwiegend und wurde daher im Endergebnis abgelehnt. Das Brückenbauwerk muss stattdessen abgebrochen und durch eine neue, moderne Konstruktion ersetzt werden.
Der Neubau der reaktivierten Gleistrasse soll 2025 umgesetzt werden, sodass ein Abbruch der Brücke bis dahin erfolgt sein muss. Der Brückenneubau soll in den Jahren 2025 bis 2026 erfolgen. Die Baumaßnahme der DB soll 2025 beginnen und mit der Inbetriebnahme des ICE-Werkes Mitte 2027 enden. Die Projektkosten werden heute auf 6 Millionen Euro für die bauliche Umsetzung, zuzüglich der Planungskosten in Höhe von 1,3 Millionen Euro geschätzt.