2024 flossen 93 Millionen Euro in öffentlich gefördertes Bauen

Rekordsumme für sozialen Wohnungsbau ausgeschüttet – aber das Geld reicht nicht

Das Jahr 2024 war geprägt von der allgemein rückläufigen Bautätigkeit und schwierigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau. Archivfoto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Es sind so ziemlich die einzigen Ausgaben-Steigerungen, über die sich die Verantwortlichen in einer Kommune freuen können: So viele Fördermittel in einem Jahr wie noch nie zuvor sind im vergangenen Jahr für bezahlbares Wohnen nach Dortmund geflossen. Das Amt für Wohnen hat mithilfe der Gelder des Landes NRW einen neuen Rekord aufgestellt. Doch wesentlich mehr Wohnungen konnten damit nicht gebaut werden, weil die Kosten rund ums Bauen deutlich gestiegen sind.

Eine Rekordsumme, aber kein Rekord bei den Wohneinheiten

Zu Jahresbeginn 2024 standen der Stadt Dortmund zunächst 40 Millionen Euro Wohnraumfördermittel des Landes NRW zur Verfügung. Doch für die vielen Anträge reichte das nicht aus. Daher wurden der Stadt im Jahresverlauf zusätzliche Finanzmittel zugewiesen. Das Ergebnis: Rund 93 Millionen Euro für 89 Einzelprojekte mit insgesamt 382 Wohnungen landeten in Dortmund. „Es war ein außerordentlich gutes Jahr“, kommentierte der auch für das Thema Wohnen zuständige Planungsdezernent Stefan Szuggat.

Stefan Szuggat ist Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund.
Stefan Szuggat ist Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen der Stadt Dortmund. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Fördermittel flossen in Neubau, Modernisierung sowie in die Verlängerung von bestehenden Mietpreis- und Belegungsbindungen. Aber die ausgeschüttete Rekordsumme führte nicht zu einem Rekord bei den geförderten Wohneinheiten: Denn in den vergangenen Jahren sind alle Faktoren und Indikatoren rund ums Bauen teurer geworden – von den Baukosten über die Kaufpreise für Grundstücke bis hin zu den Zinsen. 

Auch die Verschärfung von Bauvorschriften insbesondere zur Energiewende haben die Kosten explodieren lassen. Während die Fördermittel in Höhe von 92,7 Millionen Euro „nur“ für 392 Wohneinheiten gereicht haben, konnten 2020 mit 43,9 Millionen Euro noch 799 Wohneinheiten gefördert werden. Allerdings waren in dem Jahr sehr viele Modernisierungen und weniger Neubauten dabei – daher reichte das Geld für mehr Vorhaben.

Fördermittel flossen in Neubau und Modernisierung

Der klare Fokus der Wohnraumförderung lag 2024 auf dem Neubau dringend benötigter Mietwohnungen. 76 Millionen Euro von den 93 Millionen wurden dafür bewilligt. Damit entstehen vor allem 262 Mietwohnungen. Dazu gehören auch 50 Miet-Einfamilienhäuser für kinderreiche Haushalte, sieben für Rollstuhlfahrende zweckgebundene Mietwohnungen sowie ein Projekt mit 18 Wohnräumen für Menschen mit Behinderung, berichtete Szuggat.

Besonders hoch waren im Vergleich zu den Vorjahren auch die Anfragen nach Fördermitteln für Eigenheime und Eigentumswohnungen. Gerade wenn die Kapitalmarktzinsen hoch sind, ist die Eigentumsförderung für Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu den „eigenen vier Wänden“.

Die Wohnraumförderung in Dortmund im Jahresvergleich 2020 bis 2024. Tabelle: Stadt Dortmund

Im vergangenen Jahr erteilte die Stadt Dortmund 50 Förderzusagen mit einem Förderdarlehen in Höhe von circa zehn Millionen Euro für den Neubau bzw. den Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum. Darüber hinaus konnte die Modernisierung von 15 Eigentumswohnungen oder -Häusern mit rund einer Millionen Euro gefördert werden.

Berücksichtigt wurde bei den Fördermitteln auch die städtische „Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft“ (DSG): Mit Fördermitteln mitfinanziert werden sollen zwei größere Bauvorhaben mit Mietwohnungen, berichtet der Dezernent für Wohnen. Dazu gehören der 2. und 3. Bauabschnitt des Quartiersprojektes an der Büttnerstraße (Lanstrop) mit 53 geförderten Wohneinheiten sowie das DSG-Projekt an der Stettiner Straße (Hörde) mit 41 geförderten Wohneinheiten.

Thomas Westphal: „Wir erleben seit drei Jahren eine Wohnbaukrise“

Hohe Baukosten, ein hohes Zinsniveau auf dem freien Kapitalmarkt, Fachkräftemangel: Das Jahr 2024 war geprägt von der allgemein rückläufigen Bautätigkeit und schwierigen Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau.  „Wir erleben seit drei Jahren eine Wohnbaukrise“, erinnerte Oberbürgermeister Thomas Westphal bei der Vorstellung der Zahlen. Er erinnerte an die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, die gestigenen Energie- und Materialkosten, Inflation und Zinsen obendrein. „Daher hat sich das Bauern für Wohnungsunternehmen und alle anderen verteuert.“

OB Thomas Westphal (SPD) Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Vor allem beim Mietwohnungsbau führte das zu großer Zurückhaltung, weil die Projekte kaum über die Mietpreise zu refinanzieren wären. Allerdings sei es auch nicht erstrebenswert, dass die gestiegenen Baukosten die Quadratmeterpreise für Mietwohnungen extrem nach oben trieben: „Das kann nicht ins Uferlose steigen – Wohnen ist auch kein Gut wie jedes andere”, so Westphal.

Daher hätten sich immer mehr Investor:innen um öffentlich gefördertes Bauen bemüht – viele zum allerersten Mal. Nur durch eine staatliche Förderung seien für viele Projekte überhaupt realisierbar. Doch das Geld reicht deshalb vorne und hinten nicht aus: „Die gewährten Zinskredite für den geförderten Wohnungsbau müssen aus unserer Sicht weiter gesteigert werden – in Land und Bund”, appellierte der Dortmunder Oberbürgermeister.

OB fordert „intelligente Quartierslösungen“ statt Kraftanstrengungen für jedes Gebäude

Doch das alleine könne nicht die Lösung sein: Der SPD-Politiker kritisierte, dass durch gesetzgeberische Vorgaben das Bauen immer teurer werde: „Unsere Vorgaben für Energieeffizienz sind über das Ziel hinaus geschossen. bringen nicht mehr den erwünschten Zugewinn.” Der erreichte Standard sei schon sehr gut, aber die neuen Vorgaben erhöhten die Baukosten weiter.

Die Modernisierung und der Ausbau des Fernwärme-Netzes wurde in den vergangenen Jahren von DSW21 forciert, Archivbild: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Daher griff er „gute Hinweise aus Wohnungswirtschaft“ auf schlug vor, statt auf einzelne Gebäude zu schauen, lieber „intelligente Quartierslösungen“ in den Blick zu nehmen. So könnten Maßnahmen abgestuft erfolgen. Ein Anschluss ans Fernwärmenetz bringe einen Effizienzgewinn, der durch die energetische Sanierung jedes einzelnen Gebäudes kaum zu erreichen sei. 

Denn es brauche mehr Tempo beim Wohnungsbau: „Das Ziel ist weiter, 2000 neue Wohnungen pro Jahr in Dortmund zu bauen. Wir wollen keinen Wohnungsmarkt, der sich dadurch auszeichnet, dass er immer teurer und immer knapper wird, sondern bezahlbar bleibt für alle, die in unserer Stadt wohnen wollen”, so der Oberbürgermeister.

Höhe der Fördermittel für 2025 noch nicht bekannt – Anträge auf Rekordniveau

Das Interesse an Wohnraumfördermitteln ist ungebrochen hoch. Aktuell liegen dem Amt für Wohnen für das neue Förderjahr 2025 sogar noch mehr Anträge vor als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Zudem befinden sich weitere Bauvorhaben in der Planungs- und Qualifizierungsphase bzw. sind von Investierenden angekündigt worden, für die in diesem Jahr eine Förderung angestrebt wird.

Die Höhe des Dortmunder Globalbudgets für 2025 hat das Land noch nicht festgelegt. Sollte es bei 40 Millionen Euro liegen (wie zu Anfang 2024), so übersteigt das derzeit vorliegende Antragsvolumen dieses Budget bereits jetzt um ein Vielfaches, machte Wohnungsdezernent Szuggat deutlich. Würden die Projekte alle Kriterien erfüllen und stünde ausreichend Geld zur Verfügung, liefe es auf einen neuen Rekord für 2025 hinaus. Ob und in welcher Höhe zusätzliche Fördermittel beim Land akquiriert werden können, ist noch offen.

Mehr Informationen:

  • Die öffentliche Wohnraumförderung des Landes NRW hat zum Ziel, qualitätsvollen, energieeffizienten und barrierefreien Wohnraum zu fördern, der für Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen bezahlbar ist.
  • Das Land NRW hat die Förderkonditionen kontinuierlich verbessert.
  • Da sich parallel die Kapitalmarktzinsen deutlich erhöht haben, hat die öffentliche Wohnraumförderung gegenüber dem frei finanzierten Wohnungsbau deutlich an Attraktivität gewonnen.
  • Mehr Infos unter: dortmund.de/themen/foerderungen/wohnraumfoerderung/

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