Von Joachim vom Brocke
Heribert Germeshausen wird aber der Spielzeit 2018/19 Opernintendant das Theater Dortmund. Der 46 Jahre alte Germeshausen, der am Donnerstag vom Rat in nicht-öffentlicher Sitzung bestellt wurde, ist zurzeit Operndirektor am Theater und Orchester Heidelberg und künstlerischer Leiter des Barockfestivals „Winter in Schwetzingen“.
Sein Wunsch: „Theater soll Impulsgeber in der Stadt sein“
Er ist Nachfolger von Jens-Daniel Herzog, der Staatsintendant am Nürnberger Staatstheater wird. OB Ullrich Sierau und Kulturdezernent Jörg Stüdemann stellten Heribert Germeshausen vor und sicherten ihm Unterstützung zu.
Heribert Germeshausen, der bereits Anfang nächsten Jahres nach Dortmund ziehen möchte, schwärmte von einem „großen, sinnlichen Musiktheater“: „Das Theater soll Impulsgeber in der Stadt sein“, ist sein Wunsch. Darüber hinaus plane er zu Beginn einer jede Spielzeit „ein großes Event“.
Das Opernhaus Dortmund ist dem 46-Jährigen nicht unbekannt: „Alle Inszenierungen des aktuellen Spielplans habe ich mir angesehen“. Auch mit den Spielplänen der Opernhäuser in der Umgebung sind Germeshausen durchaus „bekannt“ und habe die Vorstellungen zum Teil besucht.
Der künftige Intendant wird selbst keine Regie führen
Publikumsorientiert soll die Programmplanung sein. Dortmunds künftiger Opernintendant, der 2018/2019 mit acht Premieren starten möchte, hat sich ebenso zum Ziel gesetzt, das Haus für junge Leute interessant zu machen. Die Wagner-Tradition, versichert er, werde fortgesetzt.
Darüber hinaus setzt er auf die Kinder- und Jugendoper (die noch gebaut werden muss) und die Junge Bühne Westfalen. Selbst wird Heribert Germeshausen keine Regie führen und mit freien Regisseuren arbeiten. Doch wer das sein könnte, darüber wolle er zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts sagen.
Studierter Jurist und Betriebswirtschaftler kommt als Intendant
Heribert Germeshausen studierte Rechtswissenschaften in Passau, Heidelberg und Lausanne sowie BWL an der European Business School in Oestrich-Winkel und Master of Business Administration an der Katz Graduate School of Business in Pittsburgh.
Seine Theaterlaufbahn begann er als Musikdramaturg 2004 am Theater Koblenz und bei den Salzburger Festspielen unter der Intendanz von Peter Ruzicka. Nach einem Intermezzo bei einer internationalen Sängeragentur wechselte er im Januar 2008 als Musiktheaterdramaturg an die Oper Bonn.
In Dessau für Theaterpreis „Der Faust“ nominiert
2009 bis 2011 wirkte Germeshausen als Operndirektor und Leitender Musiktheaterdramaturg am Anhaltischen Theater Dessau, dessen Opernsparte ein Jahr später wegen ihres gesanglich-musikalisch wie inszenatorisch hohen Niveaus für Spitzenplätze in mehreren bundesweit bedeutsamen Rankings nominiert wurde. Die Eröffnungspremiere „Lohengrin“ (Regie: Andrea Moses) erhielt eine Nominierung für den Theaterpreis „Der Faust“.
„Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit“ gelobt
In Heidelberg erfolgte unter seiner Leitung eine erfolgreiche Neuausrichtung des „Winter in Schwetzingen“ auf in Deutschland bisher nicht aufgeführte Werke der Opera napoletana wie Nicolò A. Porporas „Poliferno“ oder Alessandro Scarlatti „Marco Attilio Regolo“ – eine der meist genannten Wiederentdeckungen der Jahresumfrage 2012 der Fachzeitschrift „Opernwelt“.
Im Jahr 2013 geriet die erste Neuinszenierung von Wolfgang Rihms „Dionysos“ seit der Uraufführung bei den Salzburger Festspielen zu einem weithin beachteten Erfolg bei Publikum und Presse. Ebenfalls 2013 gewann das Heidelberger Theater zusammen mit dem Theater Freiburg in der Rubrik „Ungewöhnlich überzeugende Theaterarbeit abseits großer Theaterzentren“ die Kritikerumfrage der Fachzeitschrift „die deutsche bühne“.
„Unverwechselbares Profil durch große Entdeckerfreude“
In der Spielzeit 2014/15 wurde die Opernsparte des Heidelberger Theaters mit dem „Preis der Deutschen Theater- und Medienverlage 2014“ ausgezeichnet. Der Preis wird für den „spannendsten und innovativsten Spielplan der Saison“ verliehen.
In der Begründung hieß es: „Unter der Leitung des Operndirektors Heribert Germeshausen, der auch für die Barock-Produktionen im Rokokotheater Schwetzingen verantwortlich zeichnet, hat die Sparte Oper des Heidelberger Theaters ein unverwechselbares Profil gewonnen, das durch große Entdeckerfreude, durch überlegten Umgang mit dem Repertoire und eine vorbildliche Ensemblepflege überzeugt“.
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