Bundesweit bekannte Autorin beim „Kleinen Freitag“ im Dortmunder U

Rassismus-Crashkurs mit Dr. Natasha A. Kelly zwischen „Black Lives Matter“ und Rassentheorien

Natasha A. Kelly ist promovierte Kommunikationssoziologin, Autorin und Künstlerin.
Natasha A. Kelly ist promovierte Kommunikationssoziologin, Autorin und Künstlerin. Bundesweit ist sie als Autorin unterwegs. Foto: Chimène Goudjinou

In der Serie „Schwarze Ästhetik“ lässt Nordstadtbloggerin Chimène Goudjinou  Schwarze Kulturschaffende aus Deutschland zu Wort kommen, ihre Arbeit vorstellen und darüber berichten, inwiefern das „Schwarz sein“ diese beeinflusst.

Seit Jahrzehnten weisen Afro-Deutsche darauf hin, dass Rassismus alle Strukturen unserer Gesellschaft durchdringt. In der öffentlichen Debatte wird allerdings noch immer auf einer individuellen Ebene nach einer Lösung gesucht. Die Kommunikationssoziologin Dr. Natasha A. Kelly schafft auf Grundlage ihres Buches „Rassismus – Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen“ eine Grundlage für den informierten Dialog über Rassismus.

Thema Rassismus: Schwarze Expert:innen werden komplett ignoriert

Durch die Bewegung „Black Lives Matter“ ist Rassismus in die Mitte der Gesellschaft gerückt. „Mein Gefühl darüber war sehr zwei geteilt“, teilt Kelly mit. Einerseits sei sie glücklich darüber gewesen, verschiedene Menschen zu sehen, die auch für sie und ihre Kinder kämpfen würden. Andererseits sagt sie, dass die Medien das Thema auf den Kopf gestellt und Rassismus zu einer Meinung minimiert haben. ___STEADY_PAYWALL___

Im Bürgerhaus Dorstfeld erklärte Dr. Natasha A. Kelly was Rassismus ist.
Im Bürgerhaus Dorstfeld erklärte Dr. Natasha A. Kelly was Rassismus ist. Foto: Chimène Goudjinou

Immer öfters wurde das Thema Rassismus in Talk-Shows und Diskussionsrunden thematisiert. Dabei wurden aber keine Schwarzen Expert:innen eingeladen. Zudem wird der Fakt ignoriert, dass Rassismus eine Ideologie ist, die seit vielen Jahrhunderten die gesamte Gesellschaft durchzieht. Stattdessen wird allein über die persönlichen Auswirkungen von Rassismus gesprochen.

Kellys Werk bereitet verständlich und leicht zugänglich die Grundlagen des strukturellen Rassismus in Deutschland auf: „Rassismus ist eine mögliche Form der Diskriminierung“, sagt Kelly. Denn vielen Menschen sei noch nicht bewusst, dass es verschiedene Formen der Diskriminierung gebe. Doch stellt Kelly fest: „Jede Form der Diskriminierung ist schlimm.“ Denn eine Hierarchisierung der Diskriminierungsformen sei fatal.

„Rasse aus dem Grundgesetz raus zu streichen nützt nichts“

Um ihrem Publikum die Schritte zu Rassismus besser nachzeichnen zu können, nimmt sie die Geschichte des Feminismus als Modell: „Wir haben das Patriarchat bekämpft. Wir hassen aber keine Männer“, sagt Kelly, „Genauso wie wir weiße Menschen nicht hassen. Sondern nur das System bekämpfen, welches BIPoC vernachlässigt.“

Am Donnerstag, 14. Dezember 2023, haben Interessierte die Möglichkeit Dr. Natasha Kelly im Kino des Dortmunder U zu sehen.
Am Donnerstag, 14. Dezember 2023, haben Interessierte die Möglichkeit Dr. Natasha Kelly im Kino des Dortmunder U zu erleben. Foto: Samia Rachel

Zum Schluss kommt Kelly auf das viel diskutierte Thema, ob das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz gestrichen werden sollte. Manch einer sehe darin eine gute Sache, da dieser Begriff die Logik des Rassismus reproduziere.

Doch Kelly ist anderer Meinung: „Rasse aus dem Grundgesetz raus zu streichen nützt nichts, weil es die Idee einer Rasse mal gab.“ Sie betont, dass auch noch heute Menschen herumlaufen, die sich sicher seien, dass sie einer Herrenrasse angehören.

Wenn man das Wort „Rasse“ aus dem Grundgesetz streichen würde, gebe es keine gesetzliche Maßnahme gegen diese Menschen. „Wir Schwarzen Menschen mussten erst Mensch werden. Wir haben es uns erkämpft“, sagt Kelly mit Blick auf die lange Dehumanisierung Schwarzer Menschen.

Am Donnerstag (14. Dezember 2023) haben Interessierte die Möglichkeit, Dr. Natasha A. Kelly im Kino des Dortmunder U zu erleben. Um 19 Uhr liest sie beim „Kleinen Freitag“ aus ihrem neuen Buch „Schwarz.Deutsch.Weiblich“. Darin verwebt sie die Geschichten Schwarzer Frauen in Deutschland mit ihrer eigenen Biografie.

Ebenfalls im Dortmunder U hat Kelly als Kuratorin an der Ausstellung „Expressionismus. Hier und Jetzt!“ im Museum Ostwall mitgewirkt. Sie wirft dort spannende Fragen zum Umgang mit Schwarzen sowie Rassismus und Kolonialismus in der Kunst auf. Sie ist noch bis zum 18. Februar 2024 zu sehen.


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