Entwarnung im Streit um den Radweg über das Areal der Westfalenhallen: Der Radweg, der von der Lindemannstraße über die B1, über das Westfalenhallen-Gelände in Richtung Stadion führt, soll prinzipiell offen bleiben. Lediglich zeitweise sollen die Westfalenhallen den Radweg stundenweise schließen können, wenn dies durch den Aufbau von Messen oder bei Großveranstaltungen logistisch notwendig wird.
Polizei, Westfalenhallen und ADFC saßen bei der Lösung mit am Tisch
Der Wunsch der Westfalenhallen, den Radverkehr – er führt auch zwischen den Hallen hindurch – ganz heraus zu halten, hat bei vielen RadfahrerInnen und Verkehrsverbänden für Protest gesorgt. Der Verwaltungsvorstand hat am Dienstag das Thema nochmals auf die Agenda genommen – Polizei, Westfalenhallen und ADFC saßen dabei mit am Tisch.
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Insbesondere da die Stadt den Fahrradverkehr weiter fördern will und die Verbindung auch zum Radvorrangnetz gehört, wurde nun an einer Lösung gefeilt. Das Ergebnis: Die Achse bleibt frei, kann aber temporär geschlossen werden, wenn es logistisch notwendig ist.
Dann muss die Verwaltung der Westfalenhallen aber im Vorfeld begründen, warum dies unabdingbar ist und auch wann genau dies passieren muss, fasste OB Ullrich Sierau das Ergebnis des Gesprächs zusammen. Wenn es Sperrungen geben muss, werden entsprechende Hinweise aufgestellt, ob eine Umfahrung je nach Ziel nach Osten oder Westen eher Sinn mache.
Das künftige Konzept wird unter Beteiligung von ADFC und Polizei erarbeitet – „das ist ein Interessenausgleich im besten Sinne“, so Sierau – selbst überzeugter Radfahrer.
Neue Lindemannbrücke für RadfahrerInnen und FußgängerInnen geplant
Bestandteil des Konzepts wird auch die neue Lindemannbrücke für RadfahrerInnen und FußgängerInnen. Für die derzeitige Fuß-und Radwegbrücke Lindemannstraße, die den Max-Ophüls-Platz mit dem Vorplatz der Westfalenhallen und der Messe Dortmund verbindet, ist ein barrierefreier Ersatzneubau geplant.
Die Brücke sorgt in zentraler Lage auf dem Dortmunder Stadtgebiet für eine fußläufige Anbindung des Areals der Westfalenhallen, der Messe Dortmund und des anschließenden Stadions über den sechsspurigen Rheinlanddamm an das Kreuzviertel und den Innenstadtbereich. Die Brücke wird bei Messeveranstaltungen und insbesondere an Spieltagen des BVB stark frequentiert und ist bei StadionbesucherInnen auch als Treffpunkt beliebt.
Das bogenförmige Bestandsbauwerk aus den 1950er Jahren weist Steigungen von weit mehr als sechs Prozent auf und ist nicht barrierefrei. Die Stadt Dortmund hat sich bereits im Jahr 2006 per Ratsbeschluss dem barrierefreien Bauen verschrieben. Daher wird jetzt ein barrierefreier Ersatzneubau der Brücke geplant. Deren Standort an exponierter Stelle in einer Achse mit Westfalenhallen und Fußballstadion verlangt jedoch nach einem repräsentativen Bauwerk.
17 Entwürfe für neue Brücke geplant – zwei Siegerentwürfe ausgezeichnet
Zur Findung eines geeigneten Entwurfs wurde daher ein Ingenieurwettbewerb ausgelobt. Insgesamt 17 Teilnehmer haben Ideen entwickelt und ihre Beiträge eingereicht. Eine überraschende Vielfalt an Möglichkeiten trat dabei an den Tag.
Zum Abschluss des Wettbewerbes hat eine hochkarätig besetzte Jury eine Preisgerichtssitzung durchgeführt, bestehend aus Ingenieuren und Architekten sowie Vertretern der Stadt Dortmund und der Westfalenhallen. Die Jury hat sich am Schluss auf zwei erste Plätze festgelegt, die ganz unterschiedlich sind.
Das Nürnberger Büro „Dr. Kreutz+Partner“ und das Stuttgarter Büro „Schlaich Bergermann + Partner“ waren die beiden Siegerentwürfe. Mit den zwei Preisträgern wird nun verhandelt und einem der Preisträger schließlich der Zuschlag erteilt. In 2020 soll die Planung zum Abschluss gebracht werden. Der früheste mögliche Baubeginn läge dann im Jahr 2021.
Klar ist, dass die Abwicklung des Fuß- und Radverkehrs so ermöglicht werden soll, dass er nicht in den städtebaulichen Vorraum der neuen Eingangshalle gerät, stellt Sierau klar.
Reader Comments
Wolfgang Richter
Als die wichtige Verbindung durch das Messeglände geschlossen werden sollte, haben viele protestiert, ich auch. Nun sagt der Verwaltungsvorstand: Bleibt mal ganz ruhig: “Entwarnung” – der Radweg bleibt “prinzipiell offen”. Nur die Logistik des Messebetriebs kann ihn immer mal sperren wenn nötig. Alle wissen: Ein Messegelände ohne ausreichende Flächen für Logistik ist mehr tot als lebendig. Mit wieviel Schließungen des prinzipiell offenen Rad- und Wanderwegs rechnet der Verwaltungsvorstand – alle zweidrei Tage oder häufiger? Selten gab es eine so windelweiche Erklärung.
Priorität für das Fahrrad, für Läufer/innen, für Erholung suchende Fußgänger/innen, für Kinderwagen und Roller hat Eingang in die Festreden gefunden. Nur leider wird das oft nicht wirklich geplant und schon garnicht durchgesetzt. Hier führen die Durchquerungen für das Volk durch Lieferzonen und Abfallecken des äußerlich glänzenden Messegeländes. Unregelmäßig werden sie ganz geschlossen sein.
Entwarnung für das Messegeschäft.
Velocity Ruhr (Pressemitteilung)
Klarstellung zum Weg an den Westfalenhallen: Keine Einigung
Am 18. November haben 33 Organisationen und Initiativen die Anregung an den Rat der Stadt Dortmund eingebracht, den Weg zwischen der Lindemannbrücke und der Strobelallee dauerhaft und ohne temporäre Sperrungen offen zu halten. Außerdem wurde angeregt, beim Neubau der Lindemannbrücke den Radverkehr geradlinig in Richtung Strobelallee zu führen.
Am 19. November fand ein schon länger geplantes Gespräch zwischen dem Oberbürgermeister, den zuständigen Dezernenten, Vertretern von Planungs- und Tiefbauamt und der Westfalenhallen, der Polizei und des ADFC statt. Thema war der Wunsch der Westfalenhallen, den Weg zwischen der Lindemannbrücke und der Strobelallee dauerhaft für Rad- und Fußverkehr zu schließen.
Im Anschluss an dieses Gespräch kam es offenbar zu Äußerungen von Mitgliedern des Verwaltungsvorstandes gegenüber Medienvertretern, die von diesen so interpretiert wurden, dass es eine Einigung mit den 33 Organisationen und Initiativen gegeben habe. Diese Äußerungen waren weder mit dem ADFC noch mit den anderen 32 Organisationen abgesprochen.
Darum möchten wir klarstellen:
1. Wir begrüßen, dass eine dauerhafte Sperrung des Wegs vom Tisch ist.
2. Ein wesentlicher Teil der Anregung an den Rat ist aber auch der Verzicht auf temporäre Sperrungen. Daran hat sich nichts geändert, denn im Alltagsverkehr und insbesondere auf dem Weg zum Bahnhaltepunkt Signal-Iduna-Park sind verlässliche Geh- und Fahrzeiten erforderlich. Temporäre Sperrungen wirken fast so negativ wie eine dauerhafte Sperrung, weil die Zeit für den Umweg immer mit eingeplant werden müsste. Für zu-Fuß-Gehende würden die Umleitungen zu spürbaren Umwegen führen und das Ziel einer emissionsreduzierten Stadt würde konterkariert. Wir sind der Ansicht, dass eine verträgliche Abwicklung des Lieferverkehrs ohne temporäre Sperrungen problemlos möglich ist, wenn gute Sichtbeziehungen gewährleistet sind. Dazu müsste lediglich die Anzahl der Lkw, die sich gleichzeitig auf dem Verbindungsweg befinden dürfen, vom Pförtner an der Schrankenanlage begrenzt werden und es müsste sichergestellt sein, dass diese Lkw geordnet parken.
3. Zu dem Gespräch waren 32 der 33 Organisationen und Initiativen gar nicht eingeladen. Der ADFC ist nicht Stellvertreter der übrigen Organisationen und war vom Oberbürgermeister auch nicht in einer solchen Funktion eingeladen worden. Er hätte also gar nicht im Namen der anderen Organisationen einer Einigung zustimmen können.
4. Der ADFC hat auch nicht im eigenen Namen einer Einigung zugestimmt, sondern auf die schlechten (Umleitungs-)Wegebeziehungen für Radfahrer bei einer temporären Sperrung hingewiesen.
5. Die 33 Organisationen und Initiativen sind selbstverständlich an einer Einigung interessiert und gesprächsbereit. Sie halten es nicht für zielführend, weiter über die Medien zu kommunizieren, sondern werden erneut das direkte Gespräch suchen. Sie halten es auch nicht für zielführend, wenn eine Seite einseitig eine Einigung verkündet, die es nicht gibt.
Olaf Greve, 1. Vorsitzender der NaturFreunde Dortmund-Kreuzviertel
Leserbrief
Der sog. Westfalenhallenweg ist für die Bewohner der Innenstadt die zentrale Verbindung zur Bolmke, den Kleingärten und dem Bahnhaltepunkt. Daher muss er verlässlich jederzeit öffentlich benutzbar bleiben und darf auch zeitlich befristet nicht gesperrt werden. Für zigtausend Besucher des Stadions und der anderen Sporteinrichtungen ist er zudem auch Bild der Stadt. Doch die einst großzügig angelegte Grünverbindung ist durch ungesteuerte bauliche Erweiterungen heute zum Hinterhof der Westfalenhallen verkommen. Die für die Westfalenhallen beschlossene Rahmenplanung sieht glücklicherweise jedoch eine Verlagerung der Logistikwege auf die plus eins Ebene vor. Damit entfällt die Anlieferung über den Weg und es besteht die Chance einer attraktiven Neugestaltung. Diese Chance sollte die Stadt ergreifen und einen dauerhaft geöffneten und ausreichend dimensionierten, attraktiv gestalteter Weg zwischen der Innenstadt und der geplanten Eventmeile Strobelallee für alle Bürger entwickeln.
Olaf Greve, 1. Vorsitzender der NaturFreunde Dortmund-Kreuzviertel