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Eine überraschend gut besuchte Aktion zur Bundestagswahl organisierte SLADO Dortmund eine Woche vor der Bundestagswahl. SLADO e.V. ist der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen in Dortmund. „Wähl Liebe“ ist eine deutschlandweite Aktion der CSD-Bewegung. In 55 Städten gehen sie auf die Straße, um dafür zu werben, bei der kommenden Bundestagswahl das Kreuz für Menschenrechte und für Rechte von queeren Menschen zu setzen.
Community verzeichnet zunehmenden Hass und queerfeindliche Gewalt
Mehrere hundert Menschen demonstrierten in Dortmund vor der Reinoldikirche. Viele hatten bunte Plakate mit originellen Parolen dabei. Es war eine Mischung aus Trotz, Wut und Zuversicht, die die Menschen auf die Straße trieb. Die politische Großwetterlage ist von Spannungen geprägt und das hat auch Folgen für die Lage von queeren Menschen.
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„Wir erleben ja gerade eine Zeit, in der sehr viel Hass ausgeschüttet wird. Es ist eine Zeit der Polarisierung und die Sorge ist natürlich, dass sich das auch gegen uns richtet“, berichtet Paul Klammer von SLADO im Gespräch mit Nordstadtblogger.
„Insgesamt sehen wir in den vergangenen Jahren einen Zuwachs an Gewalt gegen queere Menschen und neuerdings haben wir die Sorge, dass unsere Rechte und Errungenschaften der letzten Jahre wieder zurückgedreht werden“, verweist Klammer auf die queerfeindlichen Positionen von Rechts.
Transaction Dortmund übt scharfe Kritik an CDU und AfD
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„Liebe Mitstreiter:innen, die CDU hat mit der AfD die Brandmauer eingerissen. Wir befürchten weitere Angriffe auf die Menschenwürde“, warnte Payton Gall von Transaction Dortmund leidenschaftlich in seiner Rede auf der Kundgebung.
„Die AfD lehnt queere Selbstbestimmung ab und schürt Hass. Queerfeindliche Gewalt und Bedrohungen nehmen zu. Und die CDU öffnet der AfD die Tür, um das Selbstbestimmungsgesetz abzuschaffen. Wir fordern kämpferische Solidarität gegen diese Hetze. Wählt Liebe und Solidarität“, forderte Payton Gall.
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„Wählt Demokratie und Vielfalt. Die Bedrohung queerer Rechte kommt aus rechtspopulistischen Kreisen. Wir fordern Menschenrechte für alle, unabhängig von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität“, ergänzte Georg Deventer vom Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus.
„Eine Ausstellung in der Steinwache erinnert an die Verfolgung queerer Menschen. Wir müssen verhindern, dass sich Geschichte wiederholt. Am 23. Februar haben wir die Wahl, wie es weitergeht. Lassen wir Vielfalt zu und wählen keine Spalter“, so Deventer, der auch Vorsitzender des Fördervereins der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache ist.
„Wir bieten der Gesellschaft Liebe, Akzeptanz und Zusammenhalt“
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Zum Abschluss sprach Paul Klammer erneut: „Danke, dass ihr in der Kälte ausharrt. Es ist kalt geworden in unserem Land, nicht wegen der Temperaturen, sondern wegen des Hasses. Queere Menschen kennen das. Doch wir haben viel erreicht. Die Kraft der queeren Bewegung zeigt sich in jedem von euch. Wir fordern: Wähl Liebe!“
„Wir bieten der Gesellschaft Liebe, Akzeptanz und Zusammenhalt. Seit über 50 Jahren kämpfen wir für eine Gesellschaft ohne Diskriminierung. Wir haben viel erreicht, aber es bleibt viel zu tun. Der Fortschritt ist bedroht. Wir müssen klare Grenzen setzen gegen Extremismus und für eine bessere Gesellschaft“, forderte der SLADO-Vertreter unter dem Applaus der Teilnehmenden.
„Es braucht Bildung, ein gerechtes Gesundheitswesen und Schutzgesetze. Wir fordern den Schutz queerer Menschen im Grundgesetz. Sprecht mit anderen über die Wahl. Jede Stimme für eine menschenfreundliche Politik zählt. Danke, dass ihr hier seid. Bleibt mutig, laut und stolz“, so Klammer.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Reaktionen
Ein Lichtermeer für Demokratie und Vielfalt! Kundgebung in Dortmund vor der Bundestagswahl (PM)
Donnerstag, 20.2.2025 ab 18 Uhr in der Dortmunder Innenstadt, Kampstr./Petri-Kirche
Nach dem 5. Jahrestag des Hanauer Anschlags mit neun Todesopfern und den jüngsten Anschlägen wollen wir ein Zeichen gegen Hass und Gewalt – egal aus welcher Richtung – setzen. Wir sind entsetzt über die Taten und wir trauern um die Opfer der Anschläge. Aber wir lassen uns nicht in rassistische Vorverurteilungen und einen Generalverdacht gegen alle Geflüchteten treiben. Wir stehen für ein friedliches Zusammenleben in Vielfalt.
Das Lichtermeer vor der Bundestagswahl soll zeigen, dass wir für eine demokratische und bunte Gesellschaft einstehen. Wir wollen deutlich machen, wie wertvoll eine vielfältige Gesellschaft und unsere Demokratie ist. So wertvoll, dass wir sie nicht rechtsextremen Populisten überlassen und zusehen, wie zunichte gemacht wird was wir in Jahrzehnten gemeinsam aufgebaut haben.
Wir alle brauchen Ermutigung in diesen schwierigen Tagen angesichts einer unsicheren Zukunft. Die Kundgebung besteht darum aus Reden, Gedenken und Musik eines DJ. Höhepunkt ist das Lichtermeer, ein Zeichen unseres gemeinsamen Engagements. Wir lassen uns nicht entmutigen. Dortmund bleibt tolerant und weltoffen, und bunt statt braun- blau! Unser Land braucht jetzt kämpferische Demokrat*innen, mehr denn je! Kommt alle, kommt massenhaft! Zeigen wir, wo diese Stadt steht!
Steh auf, mach mit – Dein Licht für die Demokratie!
Es sprechen u.a.: Friedhelm Evermann, Sonderbeauftragter des Oberbürgermeisters für Vielfalt, Toleranz und Demokratie; Tim Hammerbacher, AWO für die Wohlfahrtsverbände; Friedrich Stiller, Ev. Kirche und Klaus Waschulewski, DGB, für den Arbeitskreis sowie Vertreter*innen des AStA der TU-Dortmund und des Dortmunder Jugendring.