Prostitution: Mitglieder der Dortmunder Frauenverbände blickten hinter die Kulissen eines Sex-Clubs am Phoenixsee

Im Hörder Nachtclub „Top Secret“ trafen sich die Dortmunder Frauenverbände.
Im Hörder Nachtclub „Top Secret“ trafen sich die Dortmunder Frauenverbände.

Von Joachim vom Brocke

Einen Blick hinter Kulissen, zu denen eine „normale“ Frau eher keinen Zutritt hat, gab es für etwa 30 Mitglieder der Dortmunder Frauenverbände. Sie besuchten den Nachtclub „Top Secret“ im Schatten des Hörder Phoenixsees.

Katrin Kieseler vom Gleichstellungsbüro hatte eingeladen

Katrin Kieseler vom Gleichstellungsbüro der Stadt hatte dazu eingeladen. Schon zum zweiten Mal, nachdem der erste Termin wegen zu vieler Interessentinnen ganz schnell ausgebucht war. Insgesamt 33 Mitgliedsorganisationen haben sich in Dortmunder Frauenverbände zusammengeschlossen. Schon seit mehr als 100 Jahre gibt es die Organisation.

Mit dabei Andrea Hitzke, Leiterin der Dortmunder Mitternachtsmission, die den Frauen die Arbeit ihrer Einrichtung vorstellte: Information, Beratung und Hilfe für  Prostituierte, ehemalige Prostituiere und Opfer von Menschenhandel. Darüber hinaus gehört die Mitternachtsmission ebenfalls der Frauenverbände an.

Mitternachtsmission ist mittlerweile an der Linienstraße willkommen

Die Linienstraße mit ihren Bordellen - hier ist Prostitution erlaubt.
Die Linienstraße unweit des Hauptbahnhofs mit ihren Bordellen – hier ist Prostitution erlaubt.

Bei der Mitternachtsmission sind 14 hauptamtliche Mitarbeiterinnen tätig, 40 Honorarkräfte und etwa 80 ehrenamtliche Mitarbeiter.

„Längst sind wir willkommen in allen Clubs oder in den Häusern an der Linienstraße“, informierte Andrea Hitzke, ebenso in einigen privaten Appartements.

Gesetztes Ziel ist, den Frauen zu helfen, ein gesundes, selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Sicherheit zu führen, angstfrei und ohne finanzielle und emotionale Abhängigkeiten.

Weiter gehört die sozialrechtliche Gleichstellung von allen in der Prostitution arbeitenden Menschen dazu sowie die Beendigung von Diskriminierung und Kriminalisierung.

Schon Kinder und Jugendliche sind beim Anschaffen aufgefallen

Im letzten Jahr wurden von der Mitternachtsmission 888 Personen betreut, darunter 55 Kinder und Jugendliche. Wie alt Kinder und Jugendliche sind, wollte eine Teilnehmerin wissen: „Meistens so ab 13 oder 14 Jahre“, informierte Andrea Hitzke, doch es habe auch schon eine Elfjährige gegeben.

Lilly, Inhaberin des „Top Secret“-Clubs seit 1987 und seit 2010 im Haus mit Blick auf den Phoenixsee, wusste zum Beispiel von einer Studentin zu berichten, die im Club als Prostituierte gearbeitet hat, um ihr teures Medizinstudium zu finanzieren.

Die Clubchefin ist Lilly seit 2010 im Haus mit Blick auf den Phoenixsee

Andrea Hitzke (rechts) stellte die Arbeit der Mitternachtsmission vor.
Andrea Hitzke (rechts) stellte die Arbeit der Mitternachtsmission vor.

„Uns hat sie immer gesagt, sie wolle was erreichen“, erzählt Lilly, und sie habe es letztlich auch geschafft. Doch die Hintergründe, die Frauen zur Prostitution führen, seien sehr unterschiedlich.

Frauen im Alter von 18 bis etwa 40 Jahren arbeiten im Club auf eigene Rechnung. Doch stets ermahnen Lilly und ebenso Andrea Hitzke die Frauen, nicht nur Steuern zu bezahlen, sondern sich auch bei Krankenkasse und Sozialversicherung anzumelden.

Schließlich gab es unter Leitung von Lilly noch einen Rundgang durch die verschiedenen eingerichteten und ausgestatteten Zimmer des Clubs.

Die Mitglieder der Dortmunder Frauenverbände besuchen am 22. September das Forum für Wirtschaft und nutzen anschließend die Gelegenheit zu einer Besichtigung des heimischen Flughafens.

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