Projekt „Seelenpflaster“ der Diakonie: Anlaufstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche bei psychischen Problemen

Aktion "Seelenpflaster"
Anne Rabenschlag, die Projektmitarbeiterinnen Anja Franik und Natalie Helbert  sowie Bernd Langhorst stellen das Projekt „Seelenpflaster“ vor. Foto: Joachim vom Brocke

Von Joachim vom Brocke

Kinder von psychisch erkrankten Elternteilen können schnell einen Kratzer bekommen. Die Aktion „Seelenpflaster“ des Diakonischen Werkes Dortmund und Lünen will helfen, dass Kratzer möglichst nicht entstehen und rechtzeitig vorbeugen, dass eventuell entstandene Wunden möglichst schnell wieder verheilen. Gleichzeitig sollen Eltern in ihrer Elternrolle gestärkt werden – die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des Kindes.

Entlastung und Perspektiven bei psychischen Erkrankungen schaffen

Im Förderzentrum des Diakonischen Werkes an der Rolandstraße 3-5 wollen die Mitarbeiterinnen Natalie Helbert und Anja Franik Kindern zuhören und entlastende Perspektiven schaffen und dazu beitragen, psychische Erkrankungen verstehen zu lernen. Schließlich soll den Kindern auch Freiräume geschaffen werden, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Ein weiteres Ziel ist es, die Fähigkeiten und Interessen zu fördern. Darüber hinaus sollen Eltern und Angehörige im Umgang mit der psychischen Beeinträchtigung gestärkt werden. Schließlich möchten Natalie Helbert und Anja Franik bei Lösungen von Konflikt- und Krisensituationen oder Alltagsproblemen beratend zur Seite stehen.

„Sehr vielseitig“, so weiß Projektleiter Bernd Langhorst, „sind die Ursachen psychischer Erkrankungen, die immer mehr zugenommen haben“. Das könnten beispielsweise Armut oder Jobprobleme sein. Vor allem seien viele Menschen mit psychischen Erkrankungen immer jünger geworden.

Trauer, Einsamkeit, Streit: In vielen Familien ist keine Spur von „Stiller Nacht“

Aktion "Seelenpflaster"Jetzt, vor Weihnachten, dem Fest der Liebe, Harmonie und Besinnlichkeit, gebe es in manchen Familien nicht die strahlenden Kinderaugen. Keine Spur von „Stiller Nacht“, die aus Fernseher oder Radio tönt. Da gibt es oft Stress vor den Festtagen, finanzielle Nöte, verbunden mit dem Druck, wertvolle Geschenke machen zu wollen und der Gedanke daran, dass nicht die ganze Familie zusammen ist. Der Wunsch der Kinder Weihnachten friedlich mit den Eltern zu feiern, könne nicht immer erfüllt werden. Für unzählige Menschen gebe es das Gefühl einer traurigen „Stillen Nacht“, das Gefühl von Einsamkeit und Ausgegrenztsein.

Bei Eltern werden Erinnerungen an glückliche, „gesunde“ Zeiten wach; der Abgleich mit der aktuellen Situation schmerzt, depressive Gedanken und Gefühle machen sich breit. Hier möchte „Seelenpflaster“ ebenso Unterstützung geben. „Wir möchten betroffenen Müttern und Vätern einen Raum der Entlastung aber auch der Stärkung bieten, im Umgang mit sich selbst und ihren Kindern“, erklärt Anja Franik. „Wie erkläre ich es meinen Kindern, wenn es mir an Weihnachten so schlecht geht, dass ich mich nicht zum Feiern in der Lage fühle?“ könnte eine bei Eltern auftretende Frage lauten. Hier wäre es sinnvoll, im Vorfeld gemeinsam zu überlegen was hilfreich sein könnte, um Krisen vorzubeugen bzw. abzuschwächen.

In der Vorweihnachtszeit wird besonders der Wunsch nach Harmonie und Friede

Vor allem Kinder dürfen nicht vergessen werden. Natalie Helbert: „In der Vorweihnachtszeit wird besonders der Wunsch nach Harmonie und Friede geweckt, bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen“. Kinder hätten feine Antennen und spüren, wenn sich Eltern Sorge machen; sie fühlen sich oft verantwortlich für die Situation in der Familie und sind verunsichert.

Das Projekt „Seelenpflaster“ des Diakonischen Werkes bietet Eltern, Kindern und Jugendlichen eine Anlaufstelle, um über diese Probleme und Sorgen zu sprechen und gestärkt werden im Umgang damit. Die beiden Mitarbeiterinnen Anja Franik und Natalie Helbert beraten innerhalb dieses Unterstützungsangebotes im persönlichen Gespräch. Auf Wunsch kann die Beratung auch anonym erfolgen. Auch außerhalb der Weihnachtszeit bietet das im Sommer 2013 gestartete Projekt „Seelenpflaster“ Beratung für Kinder und Jugendliche, deren Eltern psychisch belastet sind.

Anne Rabenschlag, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes, freut sich über die dreijährige Förderung durch die Aktion Mensch und Zuschüsse aus dem Erbe des verstorbenen Dortmunders Günter Zimmermann.

 

Mehr zum Projekt:

* „Seelenpflaster“ hat seinen Sitz im Förderzentrum des Diakonischen Werkes an der Rolandstraße 3-5.

* Betroffene Eltern, Kinder und Jugendliche erreichen die beiden Mitarbeiterinnen unter der Telefonnummer (0231) 84 94-500 oder per eMail unter seelenpflaster@diakoniedortmund.de

* Eine offene Beratung gibt es an jedem Montag von 10 bis 11 Uhr; offene Gruppen für betroffene Eltern sind für Anfang 2014 geplant. Sprechstunden für Jugendliche sowie weitere Gruppen beginnen in der ersten Hälfte 2014.

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