„Mono- oder Polygam – Liebe ist für alle da“: Diese und andere Demonstrationssprüche waren am Samstag (14. September 2024) beim 26. CSD in Dortmund auf dem Demonstrationszug durch die Innenstadt zu vernehmen. Unter dem Motto „Pride matters – Liebe ist alternativlos“ fand die Demonstration mit anschließendem Straßenfest auf dem Friedensplatz statt.
Bunter Demonstrationszug zog vom Bahnhof aus durch die Innenstadt
Auftakt des diesjährigen Christopher-Street-Days in Dortmund war die Begrüßung und anschließende Rede von Frank Bauer, Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbandes NRW. Er sprach über die Errungenschaften der letzten Jahre für die queere Community, betonte aber auch, in welchen Punkten noch Verbesserungspotential herrsche.
Punkte wie Artikel 3 des Grundgesetzes, also die Gleichheit aller Menschen, nannte er als Leitbild, an dem man sich orientieren sollte. Kritisch thematisierte er das Abtreibungsgesetz und auch die erschwerten Umstände für sogenannte Regenbogenfamilien, beispielsweise bei Adoptionen. Gemeint mit dieser Bezeichnung sind Familien, in den mindestens eine Person queer ist.
Mit dieser offiziellen Eröffnung startete die Demonstration mit einigen Minuten Verspätung. Der Demozug bewegte sich vom Hauptbahnhof aus in den Norden, bis hin zur Bornstraße, und ging dann in Richtung Innenstadt Ost über den Schwanen- und Ostwall weiter.
Das Straßenfest auf dem Friedensplatz endete schneller als gedacht
Während der Demonstration wurde auf den zwei begleitenden Wagen Musik gespielt. Menschen tanzten ausgelassen und feierten friedlich. Weiter hinten wurden Sprechchöre für Gleichheit skandiert.
Gegen 15 Uhr traf der Demonstrationszug auf dem Friedensplatz ein. Hier gab es neben einer Bühne, auf der Performances stattfanden, diverse Info- und Getränkestände. Das Straßenfest, das eigentlich zwei Stunden länger angedacht war, leerte sich verhältnismäßig schnell. Wie in den Vorjahren auch wurden die ersten Infostände schon vorzeitig abgebaut.
Kampf für Gleichberechtigung wird weitergeführt
Auf der Demonstration gab es verschiedenste Redebeiträge von Mitgliedern des SLADO e.V., dem Lesben- und Schwulenverband NRW, einer antifaschistische Gruppierung und weiteren Akteur:innen. Ihnen allen war es ein Anliegen zu betonen, „dass man sich nicht nur für die eigenen Rechte, sondern auch die der kommenden Generationen gemeinschaftlich einsetzen“ müsse.
„Der Kampf für Gleichberechtigung findet nicht nur in unseren Köpfen, sondern auch auf der Straße statt“ erklärte Jakob, Mitglied einer antifaschistischen Gruppierung, in seiner Rede.
Man kämpfe auch für Personen, die aufgrund von Hass und Hetze zu Schaden gekommen seien. Als Beispiel wurde an den Vorfall vor zwei Jahren auf dem CSD in Münster erinnert. Malte C. wurde dort attackiert, nachdem er zwei Frauen half, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung beleidigt wurden. Später starb er an den Folgen seiner Verletzungen.
Ansonsten wurde die Demonstration fröhlich gehalten. Selbst bezeichneten viele Sprechende den diesjährigen CSD als „Partydemonstration“, ein Event auf dem man sich für Menschenrechte einsetzen, aber trotzdem feiern könne.
Teilnehmende fühlten sich trotz kleiner Nazi-Demonstration sicher
Ein allgegenwärtiges Thema waren auch die medienwirksamen Proteste gegen vergangene CSD-Veranstaltungen in Deutschland. Rechtsextreme hatten bundesweit zu Störaktionen aufgerufen, traten gewaltbereit auf – auch hier in Dortmund. So fand neben einer evangelischen Kundgebung an den Katharinentreppen auch eine Neonazi-Demonstration statt.
Rund sechzig jugendliche Rechtsextreme liefen vom Dortmunder U-Turm aus durch kleine Teile der Nordstadt und skandierten Parolen wie „Groß-, Groß-, Großdeutschland!“ oder „Lügenpresse!“. Dabei sahen sie sich immer wieder mit einer deutlich größeren Gruppe antifaschistischer Gegendemonstrant:innen konfrontiert.
Ihr selbst ernanntes Ziel, nämlich den CSD zu stören, verfehlten die überregional angereisten Neonazis. Die Polizei hatte beide Veranstaltungen zwar in der Innenstadt platziert, allerdings mit einer so weiten Entfernung, dass die Neonazis und die CSD-Teilnehmer:innen sich zu keinem Zeitpunkt gegenüberstanden. Deutlich wurde in Gesprächen mit Teilnehmenden des Christopher-Street-Days, dass sie sich während der Veranstaltung sicher fühlten.
„Dadurch, dass sich mehrere rechte Gruppen vorher angekündigt haben, haben wir uns schon mehr Sorgen gemacht als sonst auf CSDs. Aber im Endeffekt haben wir davon nichts mitbekommen.“ – CSD-Teilnehmer:in
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Reaktionen
LGBT+ Netzwerk Rhein-Ruhr will Firmen noch stärker vernetzen – Treffen im Dortmunder Rathaus (PM)
Rund 30 Mitglieder des LGBT+ Netzwerks Rhein-Ruhr haben sich im Dortmunder Rathaus getroffen, um ihre Erfahrungen und Ideen zur Situation von queeren Beschäftigten am Arbeitsplatz auszutauschen.
LGBT+ steht für „Lesbian, Gay, Bisexual, Trans“; das Pluszeichen symbolisiert, dass die Aufzählung nicht abgeschlossen ist und es noch viele andere Orientierungen und Geschlechtsidentitäten gibt. Eingeladen zu dem Treffen hatte die Stadt Dortmund, ihr Beschäftigten-Netzwerk ColouraDo und ihre Koordinierungsstelle, die die Gleichstellung und Antidiskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen fördert. Weitere 30 Teilnehmer*innen waren digital zugeschaltet.
„Dieser Zusammenschluss zeigt, wie stark der Wille ist, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Diversität nicht nur anerkennt, sondern auch aktiv fördert. Diese Bemühungen sind von enormer Bedeutung“, sagt Christian Uhr, Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr. „Denn eine vielfältige Belegschaft ist nicht nur ein Gewinn für das Arbeitsklima, sondern auch ein klarer Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen und Verwaltungen selbst. Vielfalt ist eine Quelle der Innovation, Kreativität und Resilienz – und sie stärkt uns alle.“
Von kleinen Firmen bis großen Konzernen
Das LGBT+ Netzwerk Rhein-Ruhr vereint mehr als 20.000 LGBTIQ*-Beschäftigte aus verschiedenen Unternehmen der Region. Zentrales Thema des Netzwerks ist die Situation von queeren Kolleg*innen am Arbeitsplatz. Die Treffen finden sechsmal im Jahr statt. Gastgeber*innen bzw. Ausrichter*innen sind einzelne Firmen, die Teil des Netzwerks sind – das sind sowohl kleinere Firmen als auch weltweit agierende Konzerne. Die einzelnen Firmen-Netzwerke stellen ihre Arbeit vor und teilen Erfahrungen und Ideen.
Impulse für die Gesellschaft
Die LGBT+ Netzwerke der Unternehmen haben sich im Netzwerk Rhein-Ruhr zusammengeschlossen, um Erfahrungen und Wissen auszutauschen, Best Practice-Beispiele zu teilen und auch durch gemeinsame Aktivitäten queerpolitische Impulse in die Gesellschaft zu tragen.
Bereits seit 2012 hat die Stadtverwaltung Dortmund mit dem ColouraDO Netzwerk ein vergleichbares Netzwerk. „Wir bemühen uns in der Stadtverwaltung Dortmund um ein Arbeitsumfeld, in dem Menschen offen zu ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität stehen können“, sagt Christian Uhr.