Das Orga-Team rechnet mit störungsfreiem Event und tausenden Gästen

„Pride Matters“ – 26. CSD mit Demo und Straßenfest am Samstag in Dortmund

Am kommenden Samstag (14. September 2024) gibt es die 26. Ausgabe der Dortmunder Pride. Archivbild: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Von Sandra Danneil

In Bautzen wurde die Abschlussveranstaltung des CSD wegen massiver Verunsicherung der Sicherheit durch rechte Fahnenschwinger abgesagt. Während der CSD-Party in Essen gab es peinliche Auftritte rechtsextremer Minderjähriger. Das Wespennest Gaza-Krieg sorgte schließlich dafür, dass die Bochumer CSD-Demo unter dem Motto „Radikal Queer“ gar nicht erst stattfand. Am kommenden Samstag, 14. September 2024, gibt es die 26. Ausgabe der Dortmunder Pride. Unter dem diesjährigen Motto „Liebe ist alternativlos“ gibt man sich überraschend unpolitisch.

„Pride Matters“: Eine Botschaft ohne Absicht

Das anglophone Motto des diesjährigen Christopher-Street-Day beabsichtigt keine regenbogenfarbene Kopie von „Black Lives Matter“ zu sein. Auf Anfrage von Nordstadtblogger heißt es, die 26. Dortmunder Pride versteht „matters“ nicht ausschließlich als Verb – also im Sinne von „ist wichtig“ oder „spielt eine Rolle“.

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„Pride Matters“ ist das Motto des CSD 2024. SLADO e.V.

Vielmehr gehe es dieses Jahr (und eigentlich schon immer) um die „matters of pride“.

Laut Paul Klammer, Vorstandsmitglied von SLADO e.V., geht es bei diesen „matters“ um „die Themen, die für unsere Community wichtig sind: gleiche Rechte für Alle, keine Diskriminierung wegen sexueller Vorlieben und der geschlechtlichen Identität“.

„Gut aufgestellt“ mit über 7.000 Teilnehmenden

Bei den zentralen Leitsätzen könnte man fast den Eindruck gewinnen, das aktuelle Zeitgeschehen ist vollständig am Vorstand des CSD-Orga-Kommitees bei SLADO vorbeigegangen. Vielleicht gehört eine politische Reduktion aber auch zum Sicherheitskonzept der Großveranstaltung. Für Samstag rechnet der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen in Dortmund (kurz: SLADO) mit mehr als 7.000 Teilnehmenden bei Demonstrationszug und Straßenfest.

Der Christopher Street Day in Dortmund 2023. Foto: Christopher Ising

Trotz der Ereignisse in Bautzen, Essen und Bochum, ist man erfrischend optimistisch: „Wir sehen uns gut aufgestellt und arbeiten mit den Sicherheits- und Ordnungsbehörden zusammen, damit wir einen sicheren und störungsfreien CSD erleben“, so Klammer.

„Im Moment erwarten wir keine Auswirkungen auf den CSD Dortmund, die über die bekannten Störversuche der vergangenen Jahre hinausgehen“, meint der SLADO-Vorstand. Zu den konkreten Sicherheitsmaßnahmen am 14. September will er sich nicht äußern.

„Liebe ist alternativlos“ und will nicht anecken

Auf die Frage von Nordstadtblogger, welche Botschaft die Veranstalter:innen mit „Liebe ist alternativlos“ senden möchten, fabuliert der SLADO-Geschäftsführer: „Wir glauben, dass vermeintliche und sich selbst so bezeichnende politische Alternativen, für queere Menschen, aber auch für unsere Gesellschaft, nichts zu bieten haben.“ Stattdessen fordere man eine „menschenfreundliche Politik“, die offensichtlich ohne politische Provokation auskommt und am Ende nirgendwo aneckt – vermutlich nicht mal bei der AfD.

SLADO-Vorstand Klammer
Paul Klammer ist der Geschäftsführer des SLADO e.V.

Wie viel Radikalität die queere Protestbewegung in Deutschland braucht, hat vor allem das Bochumer Motto klargemacht: „Radikal queer – Nie wieder Faschismus“ zeigte Klare Kante gegen Rechts und für mehr gewaltfreie, demokratische Teilnahme.

In einer Stellungnahme hieß es im Juni: „Um unser Motto mit Leben zu füllen, haben wir Personen und Kollektive zu Redebeiträgen eingeladen, die an möglichst vielen Schnittstellen intersektionale Herausforderungen und die Komplexität von Mehrfachdiskriminierung darstellen können. Kein Schmerz ist weniger real, weniger bedeutsam als ein anderer.“

Am Ende hat niemand gesprochen. Der Druck wurde am Ende zu groß, sodass die Demo zum CSD Ende Juni abgesagt wurde.

Leise und gefühlig – Das Dortmunder Straßenfest zum CSD

SLADO arbeitet mit Sicherheitsmaßnahmen- und Ordnungsbehörden an Sicherheitskonzept für einen störungsfreien Ablauf 2024
SLADO arbeitet mit Sicherheitsmaßnahmen- und Ordnungsbehörden an einem Sicherheitskonzept für einen störungsfreien Ablauf. Alix von Schirp für Nordstadtblogger.de

Während sich das Bochumer Orga-Team bewusst „laut, vielfältig und wütend gegen alltägliche Anfeindungen“ aufstellt, fällt der Kampf in Dortmund 2024 eher leise, gefühlig und unkooperativ aus. Es gibt keine Pride-Woche oder Pressekonferenz, dafür spärliche Infos im Netz und tröstende Worte, dass die Redner:innen-Liste erst kurzfristig fertiggestellt werde.

Auch in Sachen Live-Acts auf dem Straßenfest verbleiben die Organisator:innen auffallend uneindeutig. Obwohl ein „abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit Talk, Musik und Show“ der „Höhepunkt“ der 26. Dortmunder Pride sein soll, werden die „Künstler:innen mit empowernden Botschaften“ bis zuletzt geschützt.

Das ist geplant – Die CSD-Demonstration

Die Demonstration beginnt um 13 Uhr und umfasst eine Auftaktkundgebung vor dem Nordeingang des Hauptbahnhofs, eine Zwischenkundgebung sowie eine Abschlusskundgebung am Friedensplatz. Die genaue Demo-Route ist noch nicht final abgestimmt und wird voraussichtlich nicht vorab veröffentlicht.

Es ist mit zeitweiligen Straßensperrungen, u. a. auf dem Wall zu rechnen. Es gibt Fußgruppen und mehrere Fahrzeuge, von denen Musik und Redebeiträge gespielt werden. Auf dem Straßenfest wird eine Info-Meile aufgebaut, auf der Hilfsorganisationen, Parteien und bekannte Wohlfahrtsverbände ihr Angebot präsentieren.


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Reaktionen

  1. Erklärung des „Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus“ zum CSD: Stadt der Vielfalt (PM)

    Für Samstag (14.09.) ruft SLADO e.V., der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen, zum Christopher Street Day auf. Viele Menschen werden in Dortmund für die Rechte und Gleichbehandlung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* und anderen queeren Menschen (LSBTIQ*) auf die Straße gehen.

    Das Motto des CSD Dortmund lautet in diesem Jahr „PRIDE MATTERS – Liebe ist alternativlos“. Mit dem Motto drückt SLADO aus, dass es wichtig ist, zu sich selbst zu stehen und weist darauf hin, dass vermeintliche und sich selbst so bezeichnende politische Alternativen, für queere Menschen, aber auch für unsere Gesellschaft nichts zu bieten haben.

    Als Dortmunder Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus unterstützen wir den CSD und rufen zur Teilnahme auf. Am Samstag, den 14.9. 2024 startet am Hbf Nordausgang um 13.00 Uhr die Demonstration zum Friedensplatz, auf dem um 15.00 Uhr ein buntes Kulturprogramm beginnt.

    Gemeinsam mit SLADO e.V. fordern wir eine menschenfreundliche Politik, die Menschen zutraut, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, über ihren Körper und Leben selbst zu bestimmen, und sie dabei, sofern nötig, unterstützt.

  2. Erklärtung der Polizei zum CSD in Dortmund – Kein Platz für Hass und Diskriminierung (PM)

    Am 14. September findet der diesjährige Christopher Street Day in Dortmund statt. Die Veranstalter erwarten ca. 3000 Teilnehmende, die sich in der Zeit von 13 Uhr bis 16 Uhr in Form eines Aufzuges, mit mehreren Festwagen vom Hauptbahnhof durch die Dortmunder Innenstadt bewegen werden.

    Parallel dazu findet in der Zeit von 14:00 Uhr bis 22:00 Uhr das CSD Stadtfest auf dem Friedensplatz statt. Die Polizei Dortmund rechnet aufgrund dessen mit temporären und teilweise massiven Verkehrsbeeinträchtigungen rund um die Innenstadt und bittet alle Verkehrsteilnehmenden dies mit einzuplanen, den Bereich der Innenstadt zu umfahren und soweit möglich auf öffentliche Verkehrsmittel auszuweichen.

    Zum Schutz der Versammlung und deren Teilnehmenden wird die Polizei Dortmund am Samstag mit einer deutlich sichtbaren Präsenz im Einsatz sein. Zusätzlich wird die Polizei Dortmund für die Dauer des CSD Stadtfestes eine mobile Wache am Friedensplatz einrichten, um dort für die Anliegen der Besuchenden ansprechbar zu sein. Der LSBTIQ+-Beauftrage des Polizeipräsidiums Dortmund wird da ebenfalls eingesetzt sein.

    „Dortmund ist eine bunte, vielfältige und diverse Stadt. Wir freuen uns, am Samstag viele Besucherinnen und Besucher in Dortmund begrüßen zu dürfen. Unsere Aufgabe wird es sein, den Schutz der Versammlung zu gewährleisten und den Menschen die Möglichkeit zu geben ihre Rechte auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit wahrnehmen zu können. Wir werden konsequent gegen jede mögliche Form der Störung vorgehen, diese strafrechtlich bewerten und verfolgen. Die Menschen, die nach Dortmund kommen, um hier ihre sexuelle Identität und Orientierung, ihre Lebensweise und Einstellung, ihre Diversität, Vielfältigkeit und Meinung zum Ausdruck zu bringen, müssen dies mit einem Gefühl der größtmöglichen Sicherheit tun können. Dafür stehen wir ein!“, so der Leitende Polizeidirektor Ralf Ziegler in seiner Funktion als stellvertretende Behördenleiter.

    Die Polizei Dortmund nimmt den CSD zum Anlass Teile der Fassade des Polizeipräsidiums an der Markgrafenstraße von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen in Regenbogenfarben zu beleuchten.

    Der Pressestelle des Polizeipräsidiums Dortmund ist am Samstag während der Versammlung unter der bekannten Hotline 0231-132-1020 erreichbar. Außerdem sind mobile Teams vor Ort. Die Polizei setzt mehrere Kommunikationsteams ein. Diese ständig erreichbaren und speziell geschulten Einsatzkräfte unterstützen seit diesem Jahr bei größeren Einsatzlagen. Die Polizei Dortmund richtet unter der Rufnummer 0231-132-5555 ein Bürgertelefon ein.

  3. Versammlungsgeschehen am Wochenende – Polizei verfügt strenge Auflagen gegen rechtsextremistische Versammlung (PM POL-DO)

    Wie berichtet ist für den Samstag eine CSD-Versammlung angekündigt. Für den gleichen Zeitraum ist eine Versammlung aus dem rechtsextremistischen Spektrum angemeldet. Derzeit gibt es Mobilisierungen für die Versammlung als auch für einen Gegenprotest in den sozialen Medien.

    Bundesweit kam es in den letzten Monaten bei CSD-Veranstaltungen zu rechtsextremen Gegenprotesten. Dabei kam es wiederholt zu Übergriffen und menschenverachtenden Anfeindungen.

    Die Dortmunder Polizei hat in den vergangenen Jahren gemeinsam mit ihren Netzwerkpartnern/-innen einen erfolgreichen Kampf gegen den Rechtsextremismus in Dortmund geführt. Führende Köpfe der Szene haben Dortmund verlassen, die Straftaten aus dem rechten Spektrum sind deutlich zurückgegangen. Die Szene kann als weitgehend zerschlagen bezeichnet werden. Die Versammlungsaktivitäten der rechten Szene in Dortmund sind in der letzten Zeit gegen null gegangen.

    Auf der Grundlage dieser Arbeit hat die Polizei für die rechtsextremistische Versammlung am Samstag erneut sehr strenge und umfangreiche Auflagen verfügt, um Übergriffe und menschenverachtende Anfeindungen bereits im Ansatz zu unterbinden.

    Auch Rechtsextremisten aus anderen Städten und Bundesländern muss klar sein, dass für versammlungsrechtliche Verstöße, Straf- und Gewalttaten jeglicher Art, insbesondere aber Einschüchterungsversuche, Hass und Hetze gegen die Teilnehmenden des CSD und die queere Community in Dortmund kein Platz ist. Ziel der Polizei am Samstag ist es, jede friedliche Versammlung zu schützen, aber auch mit aller Konsequenz gegen Straftäter/-.innen und Störungen aller Art vorzugehen. Die Polizei Dortmund greift dabei auf ein bewährtes Einsatzkonzept mit einem starken Personalansatz und einer deutlich sichtbaren Polizeipräsenz im Einsatzraum zurück.

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