Am 14. November beginnt in Dortmund das NEXT LEVEL-Festival. Von Donnerstag bis Sonntag zeigen Akteur:innen der digitalen Kunst, was gerade aktuell ist oder zukünftig sein könnte. Das Publikum erwarten Games, Virtual Reality, Medienkunst und vieles mehr. Größen der Szene tummeln sich neben Newcomern und Independent Studios. Was zeichnet Dortmund als Festivalort aus? Was steht auf dem Programm und warum? Nordstadtblogger sprach mit den Macher:innen.
„In Dortmund ist die Digitalkultur eine natürlich gewachsene Szene.“
Lex Rütten ist Kurator des Festivals und auch als Künstler in Dortmund kein Unbekannter. Zusammen mit seiner Duo-Partnerin Jana Kerima Stolzer wird er 2024 mit dem Dortmunder Förderpreis für junge Künstler:innen ausgezeichnet. Die Ausstellungen der beiden sind international unterwegs.
Produktionsleitung des NEXT LEVEL ist Viv Lennert – sie ist als Künstlerin, Projektinitiatorin und Kulturmanagerin den digitalen Künsten ebenfalls tief verbunden. Lennert arbeitete bereits in der Vergangenheit mit der Akademie für Theater und Digitalität, dem Dortmunder U und gründete etwa die arc gallery im Tesor.West.
Frage: Warum ist Dortmund ein guter Ort für das Festival?
Lex Rütten: Man betrachtet seine Wahlheimat ja mit einer ganz eigenen Brille. Aber in der Digitalkultur gibt es hier schon eine sehr natürlich gewachsene Szene. Seit Jahren leistet der Hartware MedienKunstVerein hier herausragende Arbeit. Er hat sicher den Grundstein gelegt. ___STEADY_PAYWALL___
Mittlerweile sprießen die DigiLabs aber regelrecht aus dem Boden. Die Hochschulen – wie zum Beispiel das storyLab kiU der FH-Dortmund – leisten mit ihrer Forschung einen großen Beitrag.
Die Akademie für Theater und Digitalität ist sicherlich ein weiterer Motor und auch das KoProduktionslabor trägt zu diesem Bild bei. Das NEXT LEVEL bietet nun die entsprechende Plattform um regionale und überregionale Projekte zu verkuppeln.
Viv Lennert: Genau. NEXT LEVEL ist für uns in diesem Jahr vor Allem der Versuch, den städtischen Initiativen der digitalen und interaktiven Künste Türen zu öffnen. Wir möchten sie miteinander, aber auch mit internationalen Perspektiven vernetzen und für ein Miteinander sorgen, das inspiriert und Spaß macht.
Die vielen Institutionen und Künstler:innen nehmen einander natürlich wahr, kooperieren sicherlich auch, aber so richtig in Austausch zu kommen, die jeweiligen Arbeiten nebeneinander und in Bezug zu setzen, das fällt im Tagesgeschäft schwer. Da kann so ein Festival helfen.
Spiegelt sich das Miteinander auch programmatisch wieder?
Lex Rütten: Im Grunde sind die drei Säulen des Festivals, also Games, interaktive Kunst und digitales Theater, alle keine abgeschlossenen Genres. Sie sind seit Jahren zu einer sich gegenseitig beeinflussenden Schnittmenge geworden. Es wird aber fünf Hauptausstellungsbereiche geben, die jeweils sehr unterschiedliche Schwerpunkte setzen.
Im Dortmunder U befindet sich unsere Welcome Lounge, in der Projekte rund um das storyLab kiU und page21 vorgestellt werden. Oben im BraUturm ist dann ein richtiges Gaming Paradies mit über 20 Titeln.
Auch im BaseStack in der City gibt es Games, in der BIG Gallery dann Highlights der zeitgenössischen Medienkunst; in der Akademie für Theater und Digitalität findet man Performances und interaktive Installationen und im Projektspeicher entsteht ein Parcours für verschiedenste Spielarten und Auslegungsformen von VR.
Viv Lennert: NEXT LEVEL bot uns außerdem die herausragende Möglichkeit internationale Größen mit regionalen Projekten zu durchmischen – und zwar nicht nur als Arbeiten in der Ausstellung, sondern live vor Ort. Wir sind total begeistert und geehrt, dass so viele Künstler:innen auch hier sein wollten und nun z.B. durch die Talks im Kino im U mit uns und miteinander ins Gespräch kommen.
Haben diese Künstler:innen auch gemeinsame Themen?
Lex Rütten: Wir wollten uns nicht programmatisch einem Thema widmen, sondern die vielen Games und Installationen für sich sprechen lassen. Hier finden sich aber ganz von selbst spannende inhaltliche Überschneidungen.
Zum Beispiel KI: Es gibt Spekulationen über therapiebedürftige selbstfahrende Autos in einer Post-Anthropozänen Wirklichkeit, fantastische Geschichten im Dialog mit der KI oder auch Gesprächsgruppen, in denen man sich von Künstlichen Intelligenzen buchstäblich und im heilenden Sinne umzingelt wiederfindet. Für mich ist unter anderem VR- Journalismus ein super spannendes Medium, das ich bei den Recherchen zum Festival für mich neu entdeckt habe.
Was sind denn eure Highlights? Möchtet ihr etwas empfehlen?
Viv Lennert: Ich empfehle die Performances und Installationen in der Akademie für Theater und Digitalität am Hafen. Anan Fries, Theresa Reiwer und auch Marina Orlova zeigen dort die ganze Bandbreite von dem, was sich hinter abstrakten Begriffen wie „digitales Theater“ verbergen kann.
Da wird deutlich, dass es sich nicht nur um einen Medienbegriff handelt, sondern auch um einen Verhandlungsraum, der Politik, Ästhetiken und Dispositive von Morgen verdaut.
„Resurrect in Peace“ ist zur Eröffnung am 14. November erstmals zu erleben und ist eine Art Ritualbegräbnis und Gedenken an die Wandertaube. Tauben spielen ja heute noch im Ruhrgebiet eine spannende Rolle. Aber auch die szenische Installation „Decoding Bias“ ist ein Highlight und wurde gerade mit dem renommierten Lumen Price ausgezeichnet.
Eine Eröffnung mit Sekt, DJ-Set
und einem Shuttle-Service zur Kunst
Ausprobieren, zocken, erleben und zusammen eine gute Zeit haben – das NEXT LEVEL will wirklich (wirklich!) für jede:n etwas anbieten. Das Programm soll an vielen Stellen einen einfachen Einstieg in die Welt der digitalen Künste geben und Hürden zu neuen Medien abbauen.
Zur Eröffnung am Donnerstag den 14. November wird ab 18 Uhr im Dortmunder U gefeiert mit allem was dazu gehört: Performance, Reden, Insights, Trailer, DJ- Set und Drinks. Wer an diesem Abend die Performances in der Akademie für Theater und Digitalität erleben will, kann einen Shuttle Service nutzen. Anmeldung erforderlich unter: anmeldung@next-level.digital
Weitere Informationen und Tickets gibt es auf der Website des Festivals oder im Dortmunder U. Die Preisspanne erstreckt sich von 5 Euro für ein ermäßigtes Tagesticket bis hin zu 22 Euro für den Festivalpass, der an allen vier Tagen gültig ist.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
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