Von Joachim vom Brocke
Fröhliche Walzerklänge von Johann Strauß (zum Auftakt den „Kaiserwalzer“) sorgten für eine entspannte musikalische Einstimmung der fast 1.200 geladenen Gäste beim Neujahrsempfang der Stadt im Konzerthaus. Die heiteren Melodien des österreichischen Komponisten unterstrichen den durchweg positiven Rück- und Ausblick durch Oberbürgermeister Ullrich Sierau für die Stadt Dortmund: erfreuliche Wirtschaftslage, seit Jahren wieder eine einstellige Arbeitslosenquote und sehr viele Investitionen in den verschiedensten Bereichen und ein großes Interesse von Investoren, die sich in der Stadt niederlassen möchten. Vor allem sei es möglich gewesen, den Haushalt 2018 ohne Neuverschuldung abzuschließen. „Das ist und bleibt das perspektivische Ziel auch für 2019“, sagte Sierau.
Viele neue Bauprojekte: Auf Phoenix-West sind mehr als 3.000 neue Jobs entstanden
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In seinem Rückblick auf ein „ereignisreiches und in vielfacher Hinsicht ausgezeichnetes Jahr“ nannte der OB die Auszeichnung mit dem Deutschen Städtebaupreis für das Projekt „Phoenix – eine neue Stadtlandschaft in Dortmund“ aus dem Dreiklang von Phoenix West, Hörde Zentrum und Phoenix-See.
Wenn die kanadisch-niederländische Firma „World of Walas“ auf der historischen Fläche von Phoenix-West die geplanten 75 Millionen Euro investiert, werde „das Gelände Heimstatt für neue technologische und junge Startups“. Auf Phoenix-West seien schon mehr als 3.000 neue Jobs entstanden und mit dem Neubau der Firma Amprion und der Erweiterung von albonair werde diese Zahl nochmals deutlich steigen.
„Mit dem nebenan entstehenden Wilo-Campus bekennt sich die Wilo-SE-Gruppe zu ihrem Stammsitz und zu Dortmund als wachsendem Technologie- und Wissenschaftsstandort“, freute sich Sierau: „Damit bekommen wir das globale Hauptquartier eines Weltmarktführers“.
Dortmund ist ein vielseitiger Standort – Digitalisierung hat einen hohen Stellenwert
Die wachsende Zahl der Unternehmen, die sich in Dortmund niederlassen oder in bestehende Niederlassungen investieren, spreche für die Vielseitigkeit des Standortes Dortmund. ThyssenKrupp Steel werde die zweite Feuerbeschichtungsanlage auf der Westfalenhütte bauen und investiere hier einen dreistelligen Millionen-Betrag. „Über 100 neue hochqualifizierte Arbeitsplätze werden hier geschaffen“, freute sich Ullrich Sierau über das Engagement.
Allein in der Logistikbranche seien 2017 mehr als 2.000 Beschäftigte neu eingestellt und 140 Millionen Euro investiert worden. Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze habe sich um 56 Prozent erhöht. Die Stadt geht davon aus, das bis zu 7.000 Beschäftigte auf der Westfalenhütte einen Job finden oder noch finden werden.
Das Thema Digitalisierung habe für Dortmund einen hohen Stellenwert. Mit über 1.000 Unternehmen und mehr als 14.000 Beschäftigten habe sich Dortmund zum Digitalen Oberzentrum entwickelt. „Der Preis als ,Digitalste Stadt’, überreicht von der Stiftung ,Lebendige Stadt’ im September, ist der Lohn für unsere erfolgreiche Digitalisierungsstrategie“, sagte der OB.
„Eine Visitenkarte für die Nordstadt“: enormes Entwicklungspotenzial im Hafen-Quartier
Zukunft Hafen. Hier werden sich künftig IT-Firmen und Agenturen ansiedeln. „Der Digitale Campus, der hier entsteht, bietet enormes Entwicklungspotenzial für bis zu 5.000 Arbeitsplätze“, schätzt Sierau: „Damit wird die Speicherstraße zu einem neuen digitalen und urbanen Gründungs- und Wissensquartier“. Das neue Hafenquartier sei „nicht nur das Tor zur Welt, sondern auch eine Visitenkarte für die Nordstadt“.
Dortmund habe sich zu einer Wissenschaftsstadt gemausert, in der „längst nicht mehr die Schlote, sondern die Köpfe rauchen“. Mit rund 53.000 Studierenden aus aller Welt sei „Dortmund eine echte Studentenstadt“. Die TU, gerade 50 Jahre alt geworden, habe den Zukunftsstandort maßgeblich geprägt und mitgestaltet.
Angestrebtes Ziel: Jährlich sollen in Dortmund bis zu 2.000 neue Wohnungen entstehen
Wachstum. Knapp 603.000 BürgerInnen leben in der Stadt – ein Plus von 1.000 Personen im Vergleich zum Jahr 2017. Das erfordere Wohnraum. Angestrebtes Ziel sei es, jährlich 2.000 Wohnungen fertig zu stellen. Das sei aber noch nicht erreicht worden, bedauerte der OB.
Allein im letzten Jahr seien rund 30 Millionen Euro für die Förderung von Mietwohnungen, Eigenheimen und Modernisierungen investiert worden. 50 geförderte Mietwohnungen entstanden in Mengede, zwei weitere kommunale Wohngebäude mit insgesamt rund 130 geförderten Mietwohnungen – in Bövinghausen und in Huckarde – befänden sich in der Umsetzung. „Hiervon“, so OB Sierau, „profitieren Dortmunder Haushalte, die dringend auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind“.
Tourismus und Events bringen hohe Einnahmen in die Dortmunder Stadtkasse
Tourismus: Mit 1,5 Milliarden Euro Bruttoumsatz ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor. In den letzten 15 Jahren habe sich die Zahl der Übernachtungen in Dortmunder Hotels nahezu verdoppelt. Die Zeiten, in denen Hotels in der Stadt ausgebucht sind, werden immer häufiger. Dazu bei trage die Messe Westfalenhallen, aber ebenso junge Städtereisende mit den Zielgruppen auf Hochofen, Skywalk, Stehbierhalle und Music Hall auf Phoenix-West.
Events: Im Juni findet die 40. Hauptversammlung des Deutschen Städtetages statt, mit vielen Delegierten aus ganz Deutschland. Zwei Wochen später werden zum Deutschen Evangelischen Kirchentag weit mehr als 100.000 BesucherInnen erwartet. Ende August/Anfang September feiert der AWO-Bundesverband seinen 100. Geburtstag in der Stadt – mit einem vielseitigen Fest. Für OB Ullrich Sierau „die Welt zu Hause in Dortmund“. Obwohl es darüber hinaus noch manche weitere Events in der City geben wird.
Weitere Informationen:
- Die Dortmunder Philharmoniker unter Leitung von GMD Gabriel Feltz spielten fröhliche Strauß-Walzer. Dazu gehörte der „Kaiserwalzer“, „Frühlingsstimmen“ (mit Anna Sohn, Sopran) sowie „An der schönen blauen Donau“.
- Beim traditionellen Steiger-Lied zum Abschluss des Jahresempfangs gab es „Verstärkung“ durch das Ruhrkohle-Orchester. Eine musikalische Erinnerung an den Abschied vom Bergbau im Ruhrgebiet Ende 2018.
- Eingeladen werden zum Jahresempfang neben Vertretern des öffentlichen Lebens auch viele Ehrenamtliche aus Vereinen oder Initiativen.
- Spenden für soziale Projekte wurden im Foyer gesammelt. Diesmal durch den Verein Bieber Burmann for you e.V. Regina Bieber und Nicola Weller-Burmann haben sich vorgenommen, Jugendfreizeitstätten zu verbessern und zu verschönern. Dazu gehört das Streetworker-Café an der Leopoldstraße, der Abenteuerspielplatz in Scharnhorst, die Jugendfreizeitstätte in Westerfilde. Weitere Projekte sind in Planung. OB Ullrich Sierau ist Schirmherr.
- Nina Wiencek begleitete den Abend als Gebärdendolmetscherin.
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Stadt Dortmund (Pressemitteilung)
OB Ullrich Sierau schreibt an WDR-Intendant Tom Buhrow: „Tatort“ voller Klischees
In einem Brief an den Intendanten des WDR, Tom Buhrow, hat OB Ullrich Sierau seine Verärgerung über den „Dortmund“-Tatort“ von Sonntag, 20. Januar, zum Ausdruck gebracht.
Mit Beginn der „Tatort“-Folgen aus Dortmund habe in Dortmund eine gewisse Vorfreude geherrscht über die Aufnahme in jenen Kreis der Kommunen, in denen die unterschiedlichen Kripo-Teams einer TV-Institution wie dem „Tatort“ ihrer Arbeit nachgehen. Das habe sich allerdings geändert, so OB Sierau.
„Nicht zuletzt nach der Ausstrahlung der Dortmunder Folge von Sonntag, 20. Januar, muss ich meine früher getätigte Aussage, dass ein „Tatort“ die Stadt adelt, revidieren. Was sich in vorherigen Folgen schon angedeutet hat, lässt sich nach der Folge von Sonntag nur als fortwährendes Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen bezeichnen“, schreibt der OB.
Ein Krimi sei keine Dokumentation, so Sierau. Aber auch ein Krimi-Drehbuch sollte ein Mindestmaß an Bezug zur Realität vorweisen. „Das Bild, das am Sonntag über die Orte der Handlung in Dortmund und Marl sowie über die gesamte Region zu bester Sendezeit bundesweit vermittelt wurde, ist an Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten. Es ist maximal lächerlich.“
Sierau weiter: „Stecken Sie die Münchener Kommissare in Lederhosen und lassen Sie diese minutenlang Schuhplatteln – es wäre derselbe Effekt, es wäre genauso daneben. Die Macher dieser Folge geben die Menschen einer Region der Lächerlichkeit preis, in dem sie diese Bier trinkend in Trainingsanzügen vor heruntergekommenen Häusern herumstehen lassen. Mehr Klischee geht nicht.“
Durch die Verbreitung dieser „Ruhrpott-Klischees“ aus den 80ern disqualifiziere der WDR die Menschen und sich selbst als produzierender Sender. Sierau: „Es ist eine plumpe Darstellung ohne jedwede regionalen Kenntnisse. Gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge sollten ansatzweise passen, wenn die Bilder schon nicht aus Dortmund, sondern aus Duisburg stammen. Die letzte Zeche in Dortmund wurde 1987 geschlossen. Die prägende Zeit der Montanindustrie ist Geschichte. Im Ruhrgebiet gibt es so etwas wie einen Strukturwandel – aber die Vorurteile und Klischees der Drehbuchschreiber und verantwortlichen Redakteure des WDR sitzen fest und lassen diese Sichtweise offenbar nicht zu.“
Sierau schließt seinen Brief an Tom Buhrow: „Ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Sie den Dortmund-Tatort einstellen und Kommissar Faber und sein Team in den vorzeitigen Ruhestand schicken würden.“
Wolfgang Richter
Realistischer „Tatort“ trifft beschwingten Neujahrsempfang
Der Oberbürgermeister ist entsetzt und kann es nicht für sich behalten – „das lässt sich nach der Folge von Sonntag nur als fortwährendes Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen bezeichnen“ und „ich persönlich hätte nichts dagegen, wenn Sie den Dortmund-Tatort einstellen und Kommissar Faber und sein Team in den vorzeitigen Ruhestand schicken würden“, schreibt der Boss der Stadt an den zuständigen Mann im WDR. Dagegen ist die beschwingte Stimmung bei seinem Neujahrsempfang im Konzerthaus etwas ganz anderes – der OB ist wie immer sein bester PR-Mann und breitet seine Klischees über die Dortmunder Realität genüsslich aus.
Die Demonstration gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit vor der Tür gehört nicht zu seiner Realität. Es ist gerade ein paar Tage her, da wurden die Hilfskräfte des städtischen Ordnungsdienstes ermächtigt, mit polizeilichen Schlagstöcken erst zu üben und sie dann auch zu benutzen – der OB fand das gut. Er ist auch Gast bei den inzwischen regelmäßigen Razzien in der Nordstadt, inmitten hunderter Einsatzkräfte, an der Seite des Polizeipräsidenten. Auch solche angstmachende Realität blendet er weg. Der Chef des Unternehmens hält alle Widersprüche aus – nicht zuletzt auch die seiner konturlosen großen Koalition im Verwaltungsvorstand und ‚da unten‘ im Rat der Stadt.