Die Dortmunder Polizei hat am heutigen Dienstag (28. November) rückblickend das 151. Derby vom Wochenende ins Visier genommen – die Erfahrungen werden in die Planungen für das kommende Derby mit einfließen. Mit dem Abpfiff am Samstag fiel der Startschuss zur Nachbereitung und der Anpfiff für die neue Vorbereitung.
Polizeipräsident Gregor Lange äußerst verärgert und entsetzt über das Verhalten von Ultras
Nur dank intensiver und gewissenhafter Vorbereitung und mit aufwändigen Polizeimaßnahmen sei es wieder gelungen, ein Aufeinandertreffen gewaltbereiter Ultras im öffentlichen Raum zu verhindern.
„Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn diese Ultra-Gruppen von BVB und S04 tatsächlich aufeinander getroffen wären. Wir hätten wahrscheinlich massive Ausschreitungen mit vielen Verletzten zu beklagen“, zeigte sich Polizeipräsident Gregor Lange äußerst verärgert und entsetzt über das Verhalten von Ultras am Derbytag.
„Vor diesem Hintergrund habe ich Null Verständnis dafür, dass das Schalker Fanprojekt ausgerechnet kurz vor dieser brisanten Begegnung die Zusammenarbeit im Arbeitskreis Derby aufgekündigt hat. Das war sicher kein Beitrag zur Deeskalation.“
„Unbelehrbare Ultras“ unterliefen das gemeinsam abgestimmte Anreisekonzept „Neue Wege“
Am vergangenen Samstag (25. November) hatten insbesondere „unbelehrbare Ultras“ aus Gelsenkirchen das gemeinsam abgestimmte Anreisekonzept „Neue Wege“ unterlaufen. Dies war in den vergangenen Jahren immer wieder der Fall trotz der intensiven und konstruktiven Netzwerkarbeit der Vereine, DSW21, Deutschen Bahn, Fanbetreuer, der Fanprojekte, Polizei, Bundespolizei, Feuerwehr und Stadt Dortmund.
„Aus polizeilicher Sicht ist das Sicherheitskonzept der Dortmunder Polizei beim Derby weitestgehend aufgegangen“, so der Einsatzleiter, Leitender Polizeidirektor Dieter Keil. Das Konzept beinhaltete die strikte Trennung der Fanströme und die Umsetzung der „Neuen Wege“ um eine sichere An- und Abreise zu gewährleisten.
Alle friedlichen Fußballfans, die sich an die gemeinsam vereinbarten Absprachen gehalten hätten, hätten das Spiel im Stadion verfolgen können. „Unsere intensive Aufklärung und der immens große Personalansatz haben dafür gesorgt, dass wir die Störer frühzeitig erkannt und isoliert haben, sowie weitere Maßnahmen treffen konnten“, so Keil.
Mehr als 700 Schalker Fans festgesetzt – 33 hatten Eintrittskarten
Die Dortmunder Polizei weiß um die Ärgernisse, die derartige Kontrollen und Fanmärsche nach sich ziehen. „Wir können den Konflikt nicht lösen, wir müssen Prioritäten setzen und diese lagen auf dem Aspekt der Sicherheit“, so Keil weiter. „Aber wir können uns erklären und um Verständnis werben. Daher haben wir bereits im Vorfeld auf die zu erwartenden Schwierigkeiten hingewiesen. Vielleicht können Betroffene mit dieser Erklärung besser umgehen, wir hoffen auf ihr Verständnis.“
Im Rahmen des Festsetzens von 679 Schalkern an der Kuithanstraße und weiteren 53 an der Rheinischen Straße wurden 33 Eintrittskarten sichergestellt. Auch die Dortmunder Ultras hätten wieder einmal einen „Scherbenhaufen“ hinterlassen: Kaum setzte sich der Fanmarsch am Fanprojekt an der Dudenstraße in Dortmund in Bewegung, glich die Straße einer mit Glasflaschen und Splittern übersäten Müllhalde. Durchfahrt hier: unmöglich.
So kam es auch in diesem Bereich zu Stau, einer gesperrten Straße und Verkehrsbehinderungen stadtein- und auswärts. Zudem versuchten Dortmunder Ultras in Richtung der festgesetzten Schalker Ultras durchzubrechen. Mit einer schier unfassbaren Selbstverständlichkeit blockieren sie mit Ihrem Aufmarsch Straßenzüge und zündeten Pyrotechnik, auch gegen Polizeibeamte. Glücklicherweise wurde hier niemand verletzt.
Polizeiforderung: Keine Karten für Angehörige sogenannter Problemfangruppen
Die Vorkommnisse beim vergangenen Derby bestätigen aus polizeilicher Sicht, dass die Forderungen der Polizei an die Vereine – keine Ausgabe und kein Verkauf von Karten für Angehörige sogenannter Problemfangruppen – ein personalisiertes Ticketing und ein Voucher-System – eine merkliche Kartenreduzierung von Karten für Gästefans bei Risikospielen erfolgskritische Faktoren im Sinne der Sicherheit sind. Dieses gilt es, bei der Veranstaltungsplanung sachgerecht zu berücksichtigen.
Als Nebeneffekt könnte dann wiederum der Personalansatz der Polizei deutlich reduziert werden und die frei werdenden Kräfte in die Kriminalitätsbekämpfung investiert werden. Hierzu zählen insbesondere die Bekämpfung von Extremismus, die Abwehr terroristischer Gefahren und die Bekämpfung von Wohnungseinbruchsdiebstahl.
Rechnerisch sind in Dortmund 59 Beamte Vollzeit für Fußball im Einsatz
Die Zahl der Polizeibeamten, die ganzjährig mit Fußball beschäftigt sind, beläuft sich derzeit auf 59 (ungefähre Stundenzahl aller eingesetzten Beamten in der Saison 2016/2017 in Dortmund, geteilt durch eine Jahresarbeitszeit von rund 1600 Stunden).
„Die Tatsache, dass wir die Lage polizeilich weitestgehend in den Griff bekommen haben, darf nicht verdecken, dass alle Verantwortungsträger auch abseits des Spielfelds dringend aktiv werden müssen. Die gewaltbereite Problemfanszene beider Vereine ist eine Zumutung für die fast 80.000 friedlichen Fußballfans und alle anderen Dortmunder“, so der Dortmunder Polizeipräsident.
„Vereine und der DFB müssen alles daran setzen, um identifizierte Krawallmacher und Störer vom Fußball fern zu halten Alle Verantwortlichen müssen diese Chaoten zur Rechenschaft ziehen – bis hin zu lebenslangen Stadionverboten. Wir können nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen“, forderte Lange.
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hahaha
dat sind keine schlagstöcker … das sind teleskop-angelruten, die sich eben auch als fahnenstangen verwenden lassen! aber irgendwie müssen die cops den einsatz ja rechtfertigen!
Polizei Dortmund
Dortmunder Polizeipräsident erläutert seinen Vorstoß gegen gewalttätige Problemfans
Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange hat heute seine Vorschläge zur Bekämpfung von Gewalt die von Problemfans ausgeht, präzisiert: „Wir würden sicherlich die Diskussion anders führen, wenn es am Derby-Wochenende zu schweren Ausschreitungen und auch Schwerverletzten gekommen wäre. Wir vergessen zu schnell die Bilder, die wir alle schon gesehen haben. Am Samstag haben wir großes Glück gehabt!“
Über die Diskussionen die sich um die Forderungen der Polizei und den weitestgehend „friedlichen“ Einsatz am Samstag ranken, sagt Gregor Lange: „Wir müssen aufpassen, dass wir alle über dasselbe Thema reden. Wenn ich von scharfen Sanktionen spreche, dann rede ich nicht von ein paar Jugendlichen, die ab und zu über die Stränge schlagen, sondern von gewaltbereiten Ultragruppierungen, die im Schutz ihrer Gruppe zum Teil schwerste Straftaten begehen. Die Sanktionen sollten sich immer an der Schwere der persönlichen Verfehlungen des Einzelnen ausrichten. Wer jedoch wiederholt schwerste Körperverletzungen bei anderen Menschen in Kauf nimmt, oder dies sogar beabsichtigt, der sollte für deutlich längere Zeit als 5 Jahre vom Stadionbesuch ausgeschlossen werden können. Ein differenziertes Sanktionierungssystem ist meines Erachtens durchaus gestaltbar. Auch andere Maßnahmen wie z. B. der Entzug des Führerscheins bei aggressivem Verhalten von Hooligans können sinnvoll sein.
Auch signalisierte der Polizeipräsident weiterhin Dialogbereitschaft: „Die Polizei ist selbstverständlich immer gesprächsbereit: Das galt für die Vergangenheit und gilt auch weiterhin. Leider sind gerade die gemeinten Ultragruppierungen zu solchen Gesprächen nicht bereit.“ Eine Forderung allerdings ist mit der Dialogbereitschaft der Polizei verbunden. „Gespräche setzen einen klaren Gewaltverzicht voraus. Es muss also beides geben: Gesprächsbereitschaft auf der einen Seite, aber andererseits auch wirksame Sanktionen!“