Ein Zugewinn an Zentralität hat die Stadt schon jetzt durch den Thalys, der täglichen Verbindung mit Brüssel und Paris und dem zukünftigen Rhein-Ruhr-Express bekommen.
Große zentrale innerstädtische Fläche in der Nordstadt soll aufgewertet werden
Das Bahnhöfe immer Vorzieheffekte aufweisen, weiß Oberbürgermeister Ulrich Sierau und nennt das Fußballmuseum als Beispiel zum Auftakt des viertägigen Planungsworkshops im Dietrich-Keuning-Haus.
Es geht um eine große zentrale innerstädtische Fläche, zumeist im nördlichen Teil des Hauptbahnhofs und den angrenzenden Bereichen an Treib- und Grüne Straße, Königshof, Kapellenwiese und das Burgtor im nördlichen und südlichen Bereich.
Während es für den Bahnhof seitens der Bahn konkrete Pläne gibt, „haben wir hier noch keine abgeschlossenen Ideen“, so Planungsdezernent Ludger Wilde. Eine Chance für Bürgerinnen und Bürger sich gestalterisch einzubringen. „Alle sollen das Gefühl haben, dass sie mitwirken können“, so Wilde.
Aus dem Bahnhofstunnel soll eine helle und breite Passage werden
Gut hundert Personen haben sich für den Workshop angemeldet. Am Freitag werden die Ergebnisse bekannt gegeben.
Zuvor skizzierte Stephan Bolewslawsky, Leiter Bau- und Anlagenmanagement im Regionalbereich West der DB Station & Service AG, die Überlegungen und künftigen Schritte der Deutsche Bahn AG.
Mitte nächsten Jahres beginnen die Arbeiten. Insbesondere die Personenunterführung wird ein helles und modernes Ambiente erhalten.
Zudem wird die aktuell 9,20 Meter breite Passage auf 13,20 Meter erweitert. Um den barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen für mobilitätseingeschränkte Reisende zu sichern, werden mittig des Personentunnels neue Aufzüge errichtet.
Für jeden Bahnsteigzugang sind zusätzlich breite Treppen sowie Rolltreppen vorgesehen.
Am Freitag werden die Ergebnisse der Planungs-Werkstatt präsentiert
Auch an den Bahnsteigen soll der Aufenthalt während der Wartezeiten angenehmer gestaltet werden. So erhalten die Bahnsteige 1 bis 8 neue Dächer.
Weiterhin gehören neue Bodenbeläge zu den Sanierungsmaßnahmen. In den Jahren 2023 bis 2024 soll dann auch eine zusätzliche Überdachung in Form einer Halle zur Neugestaltung des Nordausgang den Abschluss der Maßnahmen der Bahn bilden.
Zusammen mit dem laufenden Baumaßnahmen des Umbaus und der Erweiterung der Stadtbahnanlage entsteht hier „eine Mobilitätsdrehscheibe des 21. Jahrhunderts“, so Prof. Dr. Franz Pesch, dessen Büro den Planungsworkshop gestaltet und moderiert.
Interessant wird es nicht nur Franz Pesch sein, in welchem Umfang die Ideen der BürgerInnen Einzug in die Gestaltung des „geheimnisvollen Raumes“ zwischen Nordstadt und City nehmen.
Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:
„Entwicklungsperspektiven“ für den Hauptbahnhof und ein neues „Eingangsgebäude“ für die Nordstadt
Startschuss für den 37 Millionen Euro schweren Umbau der Stadtbahnstation am Dortmunder Hauptbahnhof
Reaktionen
Stadt Dortmund
Wohnen auf Gleisniveau und Gastronomie am Burgtor: Ergebnisse der Planungswerkstatt fließen ein in städtebaulichen Wettbewerb
Von Gastronomie am Burgtor über Markthalle am Nordausgang des Hauptbahnhofs oder auf dem Post-Gelände bis zu Wohnen auf Höhe der Gleise sowie Theater- und Band-Proberäumen reichen die Vorschläge, die Nordstädter, Studenten, Planer, Politiker und andere Interessierte im Rahmen der viertägigen Planungswerkstatt Dortmund Hauptbahnhof-Nord im gemeinsamen Austausch zusammengetragen haben. Das Büro pesch partner architekten stadtplaner GmbH hat die Veranstaltung im Dietrich-Keuning-Haus betreut.
Das Planungsgebiet hat eine Fläche von ca. 16 ha. Das zu betrachtende Umfeld ist jedoch weitaus größer, da auch räumliche Bezüge zur Nordstadt und zur City eine wichtige Rolle für die Flächenentwicklung spielen.
Auch 60 Kinder der Kitas Bülowstraße und Münsterstraße haben unter Anleitung des Büros für Kinder- und Jugendinteressen des Jugendamtes der Stadt Dortmund zusammen mit einem Team des Medienpädagogen Jens Neubert in einer Kinderwerkstatt spielerisch ihre Ansprüche an das Bahnhofsumfeld artikuliert und in Collagen sowie einem Trickfilm dargestellt. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer öffentlichen Abschlussveranstaltung im Dietrich-Keuning-Haus präsentiert.
„Die große Resonanz und die Ernsthaftigkeit des Austausches von Ideen und Meinungen zu dieser zentralen Entwicklungsfläche macht deutlich, dass es uns mit diesem weitreichenden Beteiligungsprozess gelungen ist, ein großes Bewusstsein zu schaffen für das nördliche Bahnhofsumfeld als zentrale Entwicklungsfläche der Innenstadt und Eingangstor zur Nordstadt“, sagt Planungsdezernent Ludger Wilde. Er hat die Werkstatt regelmäßig besucht und die Diskussionsprozesse aktiv begleitet.
Großes Diskussionsbedürfnis
Etwa 150 Interessierte haben die Auftaktveranstaltung am Montag, 24. Oktober 2016, besucht und die Gelegenheit genutzt, sich mit Vertretern der Stadtverwaltung zum Planungsraum Hauptbahnhof-Nord und zu anderen Projekten im Dortmunder Norden auszutauschen. Am Dienstag, 25. Oktober 2016, und Mittwoch, 26. Oktober 2016, haben mehr als 80 Bewohner, Politiker, Studenten und Planer zu den Themen „Stadtraum für alle“, „Verträgliches soziales Miteinander“, „Einkaufen, Arbeiten, Gastronomie“ und „Hier wohn‘ ich gern“ diskutiert und Erfahrungen der gemeinsamen Ortsbesichtigungen im Vorfeld der Arbeitsgruppen zusammengetragen.
Vor allem die Rundgänge durch das Planungsgebiet haben für viele eine ganz neue Wahrnehmung in einem bis dahin zum großen Teil unbeachteten Raum ermöglicht. Auch das Diskussionsangebot an den Nachmittagen vor den Arbeitsphasen der Werkstatt wurde rege genutzt von Interessierten, die an den Arbeitsphasen der Werkstatt nicht teilnehmen konnten, aber auch von Mitgliedern der Arbeitsgruppen, die Einzelaspekte über die Diskussion in den Gruppen hinaus erörtern wollten.
Als Ausklang der Werkstattwoche hat Prof. Dr. Franz Pesch Ergebnisse der Werkstatt zusammengefasst, bevor Fachreferenten die Planung des Bahnhofsumfelds in einen übergeordneten Zusammenhang gestellt haben: Christoph Czolbe vom Stadtplanungsamt Heidelberg hat das schon zum großen Teil umgesetzte Konversionsprojekt Bahnstadt Heidelberg vorgestellt. Dr. Ulrich Berding vom Büro planzwei aus Hannover hat stadtsoziologische Aspekte der Stadtentwicklung beleuchtet und Volker Nicolaus von der BEG BahnflächenEntwicklungsGesellschaft aus Essen die komplexe Methodik, die bei der Konversion von Bahnflächen zum Tragen kommt.
Der nächste Schritt: Ideen für Wettbewerbsausschreibung
Als nächsten Schritt wertet das Stadtplanungsamt die zahlreichen Anregungen aus und formuliert auf dieser Grundlage, abgestimmt mit weiteren Ergebnissen aus der Auseinandersetzung mit den Rahmenbedingungen, Ziele für den Einstieg in den konkreten Planungsprozess. Diese fließen ein in die Ausschreibung eines städtebaulichen Wettbewerbs zur Gestaltung des Bahnhofsumfeldes. Der Wettbewerb wird 2017 ausgelobt, um eine gestalterisch und funktional überzeugende Gesamtlösung für das nördliche Bahnhofsumfeld zu entwickeln.
Dafür stellen die Ideen, Diskussionen, Anregungen und Gedanken aller Beteiligter an der Planungswerkstatt eine wichtige Leitlinie dar, die nur auf diesem Weg des weitreichenden Beteiligungsprozesses artikuliert und wahrgenommen werden.
Auch das Büro für Kinder- und Jugendinteressen des Jugendamtes wertet die Anregungen der Kinderwerkstatt aus und beabsichtigt die Umsetzung in Form kindgerechter Aktionen.
Die Ergebnisse der Planungswerkstatt und der jeweils aktuelle Planungsstand rund um den Dortmunder Hauptbahnhof werden laufend dokumentiert unter http://www.planungswerkstatt-hbf.dortmund.de.
Wolfgang Richter
Die „Planungswerkstatt“ ist gelaufen und das „Ergebnis“ scheint die Verwaltung sehr zufrieden zu stellen, wahrscheinlich entspricht es ihren skizzenhaften Vorstellungen ziemlich genau.
So heißt es, der Zentrale Omnibus Bahnhof (ZOB) „ist gesetzt“ – er soll in jedem Fall bleiben, nur eben sieben Meter höher, auf der Ebene der Gleise. Beim Umsteigen hilft das nicht, im Gegenteil. Dem Klimahaushalt schadet das eher als dass es nützt – Diesel-Abgase und sonstige Verunreinigungen fallen nach unten anstatt nach oben zu fliegen. Die notwendige Steigung bei der Auffahrt und das Gefälle bei der Abfahrt beanspruchen die Bus-Motoren zusätzlich ganz massiv, von der Lärmbelastung zu schweigen.
Der katastrophische Planungsfehler „ist gesetzt“ – komisch, wo doch nur wenige von der DB auf den Fernbus umsteigen und umgekehrt. Warum wurde nicht ernsthaft nach einem Autobahn-nahen und ÖPNV-direkten Standort gesucht? Wahrscheinlich wird wieder versichert werden, dass der ZOB hier am Übergang zur Nordstadt ja nur ein Provisorium sei …
Cornelia Wimmer
Lob für schöne Ideen aus der Planungswerkstatt spendete Dezernent Wilde. Um gleich eine herauszustellen: „Eine attraktive Einrichtung wie ein Museum, das Publikum zieht“. – Tun das die Dortmunder Museen? Sind nicht mangelnder Publikumsandrang und entsprechend hohe Unterhaltungskosten das Problem der meisten Dortmunder Museen, durch aufwändige Museumsnächte z.B. nur unwesentlich gemildert?
Ich habe einen ganzen Tag – den zweiten nicht – an der entsprechenden Arbeitsgruppe teilgenommen. – Der Wunsch nach einer Großimmobilie wurde dort nicht ein einziges Mal geäußert. Stattdessen der Wunsch nach viel Grün, einer spürbaren Verbindung zum gegenüber liegenden Keuning-Park und nach lebendig-urbaner Nutzung .
In Dortmund ist es Praxis, wo immer ein paar Kubikmeter Luft zusammenkommen, eine Großimmobilie zu errichten. Ob man das so toll findet oder ob man den finanziellen Verlockungen von „Investoren“ nicht widerstehen kann, sei dahingestellt.
Jedenfalls verhindern Großbauten dieser Art regelmäßig jenes urbane Leben, das Dortmund wie nichts anderes fehlt. Eine strukturierte Grünfläche, gegebenenfalls mit Kleingastonomie, würde solches ermöglichen und dem Platz künftig jene Ödnis ersparen, die heute den Boulevard Kampstraße und den Osten-bzw. Westenhellweg nach Geschäftsschluss auszeichnen.
Aber Investoren pflanzen nun mal keine Bäume.
Stadt Dortmund
Lebendiger Ort mit baulichen Highlights:
Leitziele aus der Planungswerkstatt Hauptbahnhof-Nord
Die Ergebnisse der Planungswerkstatt Dortmund Hauptbahnhof-Nord beschäftigen nun die politischen Vertreter der Stadt. Die Ergebnisse und Dokumentation der Veranstaltung werden nun den politischen Gremien der Stadt vorgelegt.
In der Woche von Montag, 24. Oktober 2016, bis Freitag, 28. Oktober 2016, haben Bürger, Interessenvertreter, Fachleute und Kinder aus Kindertagesstätten an den Werkstattthemen „Stadtraum für alle“, „Verträgliches soziales Miteinander“, „Einkaufen, Arbeiten, Gastronomie“ und „Hier wohn‘ ich gern“ gearbeitet. 150 Interessierte haben die Auftaktveranstaltung besucht, an den zwei Werkstatttagen haben bis zu 120 Teilnehmer mitgewirkt.
Kontroverse Diskussionen – übereinstimmende Leitlinie
Lebhafte, auch kontroverse Diskussionen haben den Austausch über das nördliche Bahnhofsumfeld bestimmt. Nicht alle in der Planungswerkstatt erarbeiteten Vorschläge ergänzen einander; so gehen etwa die Vorstellungen zu Größe und Nutzung des nördlichen Bahnhofsvorplatzes weit auseinander.
Es gibt jedoch eine breite Übereinstimmung bei den Leitzielen für die künftige Entwicklung des nördlichen Bahnhofsumfelds:
– Das bisherige Niemandsland muss ein Teil der (Nord-)Stadt werden – mit einem passenden Städtebau, hohen baulichen Qualitäten, guten Verbindungen und vielfältigen Nutzungen.
– Die künftige Nutzung muss die Vielfalt der Nordstadt widerspiegeln, es müssen sich zahlreiche städtische Nutzungen wiederfinden.
– Das Gebiet braucht Impulse und bauliche Highlights und muss ein gleichwertiges Pendant zum südlichen Bahnhofsbereich werden.
– Das neue Quartier und der nördliche Bahnhofsvorplatz müssen allen Stadtbewohnern offen stehen. Der nördliche Bahnhofsplatz muss ein lebendiger Ort werden, der rund um die Uhr genutzt werden kann.
– Die heutigen Barrieren, die Bahnflächen und der Straßenzug Steinstraße, müssen für Fußgänger und Radfahrer durchlässiger werden.
– Die Fläche muss die bestehenden Grünräume vervollständigen und verbinden.
– Barrierefreiheit in allen Bereichen muss eine Selbstverständlichkeit sein.
Die Vielzahl von Anregungen wird ausgewertet und hieraus werden Leitziele für den Einstieg in den weiteren Planungsprozess (Wettbewerb) formuliert. Darüber hinaus sind die Belange einzelner Nutzergruppen ergänzend zu eruieren, z.B. von Pendlern, deren Bedürfnisse gänzlich andere sind als die der im Umfeld Wohnenden. Aber auch die Bedürfnisse z.B. der Reisenden, die den Busfernverkehr nutzen, weisen Besonderheiten auf, die für die Planung des neuen Zentralen Omnibusbahnhofs auf Gleisebene wichtig sind.
Nach der Auswertung der Erkenntnisse aus der Werkstatt und ergänzenden Vorbereitungen, zu denen auch verkehrstechnische Untersuchungen und Restriktionen aus der teilweise noch vorhandenen Bahnnutzung gehören, ist vorgesehen, einen Ideen- und Realisierungswettbewerb auszuloben, um dann über einen Rahmenplan und über die erforderlichen Bebauungsplanverfahren die Voraussetzungen für die bauliche Entwicklung des Areals zu schaffen. Mit der Fertigstellung der Verkehrsstation des Dortmunder Hauptbahnhofs voraussichtlich im Jahr 2022, sollen dann die Baumaßnahmen der Stadt Dortmund selbst eingeleitet werden: die Verlagerung des Zentralen Omnibusbahnhofs und die sich dann anschließende Umgestaltung des nördlichen Bahnhofsvorplatzes.
Die nächsten Schritte zum städtebaulichen Wettbewerb
– Auswertung des Werkstattergebnisses
– Ermittlung weiterer Grundlagendaten, Erstellen von Analysen und deren Auswertung
– Zielformulierung für die Entwicklung des Bahnhofumfeldes
– Vorbereitung eines städtebaulichen Wettbewerbes und Fertigung der Auslobungsunterlagen
– Entscheidung der politischen Gremien über die Ziele und die Durchführung des städtebaulichen Wettbewerbes
– Durchführung des städtebaulichen Wettbewerbes
Nach Abschluss der beschriebenen Vorarbeiten ist beabsichtigt, den Wettbewerb in 2017 auszuloben.
Cornelia Wimmer
Was wird aus dem nördlichen Bahnhofsvorplatz?
Der Zentrale Omnibusbahnhof- ZOB- soll verlegt werden. Weit fortgeschritten ist eine Planung, nach der er „ein Stockwerk höher“ auf dem Gebiet der ehemaligen Güterabfertigung der Bahn untergebracht werden soll. Ob das so toll ist, ist ein – verkehrstechnisches, ökologisches, emissionsschutzrechtliches- Thema für sich.
Aber:
Was wird aus dem endlich frei werdenden Gelände nördlich des Bahnhofs? Mit seiner teils natürlichen, teils durch Bebauung gegebenen Rahmung durch Auslandsgesellschaft, ehemalige Steinwache, Cinestar, Bahngelände und Hauptpost hat er alle Eigenschaften eins gut proportionierten Platzes. Reste des ehemaligen Grüns finden sich – spärlich genug – zwischen Parkplätzen und Busstellplätzen.
Was plant die Stadt? Bis August dieses Jahres war für interessiert nachfragende Kreise aus dem Rat der Stadt Dortmund nur eines zu erfahren: Nichts. Man habe keine Pläne. So vieles sei möglich. Man warte auf die Planungswerkstatt und deren Ideen.
Die Planungswerkstatt fand statt und hatte Ideen. Die geäußerten und protokollierten Stichpunkte – Ziele und Maßnahmen – zur Neugestaltung des ZOB-Geländes belaufen sich auf immerhin 160. – Diese zu würdigen, zu sortieren, zu Szenarien zu kombinieren hätte eine enorme Arbeit bedeutet. Durchaus lohnender Art, denn städtebauliche Entscheidungen schaffen langlebige Tatsachen. Grund genug, umsichtig vorzugehen.
Was erfuhren wir vier Arbeitstage nach Ende der Planungswerkstatt? Zwischen viel Unpräzisem („breiter Nutzungsmix“) erscheint eine „Idee“ der Planungswerkstatt mit bedrohlicher Genauigkeit: „Wir brauchen an der Nordseite eine attraktive Einrichtung wie ein Museum, das Leute zieht“ lässt sich Planungsdezernent Wilde vernehmen. Museen ziehen Publikum? Nicht allzuviel, wie die alljährlichen Subventionsleistungen für diese Sparte des kulturellen Lebens belegen.
Aber davon ab: Was bleibt, wenn diese Idee realisiert wird, vom nördlichen Bahnhofsvorplatz? Mit einer dominanten Immobilie bestückt, ist er kein Platz mehr, sondern Umraum für ein Bauwerk. Wo soll sich der breite Nutzungsmix ansiedeln? Zu Füßen der Großimmobilie? Kann man dergleichen irgendwo beobachten? Am Fußballmuseum, am U?
Dortmund mit seiner extrem dichten Bebauung, verbunden mit städtebaulichen Sünden wie dem dichtumbauten U (wie man sieht, auch hier!) dem „Boulevard Kampstraße“ und seinem Charme einer Flugzeuglandebahn schreit nachgerade nach anderen städtebaulichen Lösungen: Mehr offener Raum, mehr Plätze mit Aufenthaltsqualität, mehr Orte für Menschen. Hier wäre dafür die Gelegenheit.
Bürger-Initiative „Garten statt ZOB“
Zur Planungswerkstatt für das Bahnhofsumfeld Nord
Erklärung zum veröffentlichten Ergebnis
Schöner scheitern?
Die Broschüre zur Planungswerkstatt für das Bahnhofsumfeld ist gedruckt und außer „Spesen“ scheint nichts gewesen. Bunte Bilder und ein Wunschkatalog – Ratlosigkeit macht sich breit. Offenbar sind mehr Fragen entstanden als Antworten greifbar wären.
Die vorgetragenen Anliegen und Beiträge der Bürger/innensind sind kaum wiederzuerkennen – die Übersetzungen der moderierenden Planer/innen aus der Alltagssprache der Bürger/innen scheinen seltsam „schief“.
Die Vorbedingungen bleiben unsichtbar – warum wird der bereits vorliegende Planungsstand der Verwaltung nicht einmal als Zusammenfassung erläutert? Warum wurden die Planungen der Deutschen Bahn zum Rhein-Ruhr-Express nicht berücksichtigt und in ihren Auswirkungen dargestellt?
Geblieben ist ein „Strauß Buntes“, der alles und nichts enthält. So ist der von vielen Teilnehmer/innen vorgetragene Wunsch nach lebendigem Grün in der Stadt zur Karikatur geraten: ein möglichst schmales Band als Verlängerung des Blücherparks wird über bestehende bewohnte Gebäude und die Grüne Straße hinweg, die geplante Auffahrrampe der Busse begleitend, in Terrassen zum neuen Zentralen Omnibusbahnhof hinauf geführt, um im Bereich der Fußgängerpassage zum Freistuhl wie ein Wasserfall mit etwa 6 Metern Höhenunterschied auf den Kinovorplatz hinunter zu stürzen und über das kleine Restgrün vor der Auslandsgesellschaft an den noch vorhandenen Bestand des Keuning-Parks angebunden. Ein großer Schwung, aber eine völlig irreale Konstruktion, zumal die Flächen weitgehend versiegelt sind. -Wie soll hier ein „Grünzug“ jenseits von Stadtmoos und Blumenkübeln entstehen? Offenbar meinen Bürger/innen und Planer/innen etwas gänzlich verschiedenes. So wundert es auch nicht, dass von der ursprünglichen öffentlichen Grünfläche auf der Nordseite des Hauptbahnhofs nur noch ein Viertel übrig bleiben soll – haben das die beteiligten Bürger/innen gewollt?
Dortmund bezeichnet sich als „Energiewende-Stadt“ und hat hierzu einen Masterplan aufgelegt. Der Hauptbahnhof und sein Umfeld sind als Verkehrsknotenpunkt aufs Engste mit den Möglichkeiten zukunftsfähiger Transformation von Mobilität verknüpft. Gerade hier müsste das Neue sichtbar werden – im Rahmen der Planungswerkstatt fand dieses Thema keinen Platz. Der Zentrale Fernbusbahnhof hingegen galt vielmehr als „gesetzt“ – seine Sinnhaftigkeit und die seines Standorts im Stadtzentrum wurden nicht beraten. Der Vorschlag des Stadtplanungsamtes heißt: Die Abgas- und Dreckschleuder hier behalten, aber hochstemmen auf die Gleisebene des Hauptbahnhofs und Grün drüber malen.
Es ist unverständlich, weshalb nach wie vor belastbare Messwerte zu den kleinräumigen Umweltbelastungen und Gesundheitsgefährdungen (Feinstaub, Stickoxide … etc.) im Bereich des Hauptbahnhofs und der unmittelbaren Umgebung fehlen? Warum gibt es bis heute keine Zahlen zu den tatsächlichen Umstiegsbeziehungen zwischen Fernbussen, Stadtbahnen und –bussen sowie dem Regional- und Fernverkehr der Bahn. Nur so ließen sich Aufenthaltsqualität und die Verknüpfung von Verkehrsbeziehungen nutzungsbezogen qualitativ verbessern.
Die veröffentlichten Ergebnisse erweisen sich als hoch widersprüchlich. So stehen die vorgetragenen Wünsche von Bürger/innen nach aktiver Aneignung des Stadtraums oftmals im krassen Gegensatz zu den zumeist nicht offen ausgesprochenen aber in den Plänen hinterlegten und mit ausgedehnter Versiegelung verbundenen verkehrlichen Ansprüchen. Frappierend sind die planerischen Umdeutungen der Bürger/innenwünsche zu attraktiven und lebendigen Anziehungspunkten (…) in Hochhäuser als „städtebauliche Highlights“ im Osten und im Westen des Plangebiets.
Ein ungelöster Zielkonflikt bleibt die mit großem Aufwand eingeforderte „Bürger/innenbeteiligung“ – die Planungswerkstatt konnte Fantasie spielen lassen – zugleich mussten jedoch im Vorfeld aufgestellte Denkverbote durchgehalten werden. Die technischen und entwerfenden Fachleute sollten sich zurückhalten und wussten am Ende doch alles besser. Im Ergebnis gibt es noch mehr Beton statt endlich mehr Grün.
Bürger-Initiative „Garten statt ZOB“
http://www.gartenstattzob.de
im Januar 2017
PS: Ein Hoffnungsschimmer scheint zwischenzeitlich auf. Eine alte von uns bereits 2011 vorgetragene Idee ist offenbar in der Verwaltung erneut zur Diskussion gestellt. Aufgrund des Platzmangels für den Zentralen Fernbusbahnhof und der verkehrlichen Probleme bei der Erschließung der ehemaligen Gütergleise auf der hochliegenden Bahnebene wird intern darüber nachgedacht, ihn nach Nordosten in den Bereich zwischen Ravensburger Straße und der Bahntrasse zu verlegen und mit einem S-Bahn-Haltepunkt an den Hauptbahnhof und das regionale öffentliche Verkehrsnetz anzubinden. Mit der Stadtbahn könnte der Zentrale Fernbusbahnhof hier über die Haltestelle Glückaufstraße direkt erreicht werden.