Personalmangel: Die Stadt Dortmund kommt mit den Lebensmittelkontrollen nicht hinterher

Bei jedem dritten kontrollpflichtigen Betrieb waren Kontrollen überfällig

Die Behörden kommen mit den Kontrollen nicht hinterher – in fast jedem dritten Betrieb sind Kontrollen überfällig. Foto: Depositphotos.com

Die Stadt Dortmund kommt mit den Lebensmittelkontrollen nicht hinterher: Vor allem fehlende Kontrolltermine, veraltete Software und personelle Engpässe behindern eine lückenlose Überwachung. Bei nahezu jedem dritten Betrieb sind Kontrollen überfällig. Das wurde im städtischen Rechnungsprüfungsausschuss deutlich. Die Stadtverwaltung kündigt nun Verbesserungen an. Diese werden allerdings Zeit brauchen.

Fehlende Kontrolltermine bedeuten ein Risiko für Verbraucher:innen

Die Lage ist derzeit brisant: Bei 1.327 von 4601 kontrollpflichtigen Betrieben in Dortmund waren Kontrolltermine überfällig, bei 336 fehlte sogar jegliche Terminierung. Das Problem verschärft sich, wenn Mitarbeitende bei der Eingabe von Kontrollen Fehler machen. Ohne Termin geraten Betriebe schnell aus dem Blick. Immerhin: Die Stadt bestätigt, dass inzwischen Maßnahmen zur besseren Nachverfolgung eingeführt wurden. „Das Programm wird aber technisch noch angepasst“, so die Pressestelle. Zusätzlich sollen künftig regelmäßige manuelle Kontrollen erfolgen.

Personalengpässe bleiben trotz Bemühungen

Auch personell bleibt die Lage angespannt. Über Jahre hinweg lag die effektive Besetzung der Kontrollstellen bei rund 80 Prozent. Besonders sensibel ist dabei die Überwachung von Essensausgaben in Schulen und Kitas: 295 Plankontrollen waren allein hier überfällig.

Die Behörden kommen mit den Lebensmittelkontrollen nicht hinterher. Foto: Depositphotos.com

Die Stadt verweist darauf, dass viele Stellen mittlerweile besetzt seien. Dennoch bleibt der Druck hoch. Außerdem steige die Zahl der Nachkontrollen, weil festzustellen sei, „dass sich die Zustände der Betriebe verschlechtert haben“, erklärt Stadtsprecher Christian Stein auf Nachfrage von Nordstadtblogger.

Zusätzlich belasten Sicherheitsbedenken die Arbeit der Kontrolleur:innen, teilt die Stadt mit. Nach einem Angriff auf Lebensmittelkontrolleure in Gelsenkirchen diskutiert die Stadt auch über das Vier-Augen-Prinzip – allerdings würde das die Zahl möglicher Kontrollen weiter senken.

Technische Probleme bleiben ein Kernproblem

Ein zentrales Problem bleibt die bei den städtischen Kontrolleur:innen genutzte Software „BALVI iP2“, die laut Verwaltung erhebliche Schwachstellen aufweist. Automatisierte Auswertungen und Fehlermeldungen sind kaum möglich, eine moderne Plausibilitätskontrolle fehlt, wie aus einer Beschlussvorlage aus dem Rechnungsprüfungsausschuss vom 27. Februar 2025 hervorgeht. ___STEADY_PAYWALL___

Auch die dringend benötigten Schnittstellen zu anderen Systemen wie „SAP NKF“ existieren nicht, was die Abläufe bremst und fehleranfällig macht. Um das zu ändern, arbeitet die Stadt an einer neuen Softwarelösung für die Gebührenbearbeitung. „Eine hausinterne digitale Lösung ist gefunden und bereits umgesetzt worden“, so Stadtsprecher Stein.

Erste Schritte gemacht, aber viele Baustellen bleiben

Positiv: Die Stadt hat im Prüfungsverlauf bereits damit begonnen, überfällige Kontrollen nachzuholen und Datensätze zu bereinigen. Doch auch wenn erste Fortschritte sichtbar sind, bleibt die Gesamtbilanz durchwachsen. Viele Prozesse hängen von externen Faktoren wie der Weiterentwicklung der Landes-Software ab. Ohne funktionierende Schnittstellen bleibt der Aufwand hoch und die Fehleranfälligkeit bestehen.

Die Verwaltung bleibt aber zuversichtlich: „Es wird auch weiterhin kontinuierlich nach realisierbaren Lösungen gesucht“, erklärt die Pressestelle der Stadt. Die Stadt Dortmund steht in der Pflicht: Mit der angestoßenen internen Reform hat sie erste Schritte zur Verbesserung der Lebensmittelkontrollen gemacht. Doch bis aus der Dauerbaustelle ein funktionierendes System wird, bleibt es ein weiter Weg. Verbraucher:innen und Kontrolleure müssen vorerst weiter Geduld haben.


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