„Bewegte Pause – Spaß & Spiel“ – unterstützt wird das gleichnamige, vom Förderverein der Diesterweg-Grundschule beantragte Projekt mit 1.700 Euro. Möglich macht es der Quartiersfonds: neues Bewegungs- und Spielgerät, das routinierte DrittklässlerInnen der Nordstadt-Schule ab sofort zusätzlich in den Pausen für ihre MitschülerInnen organisieren; und bei Bedarf steht es der Nachbarschaft zur Verfügung. Kurz vorgestellt auf dem Schulhof, eine kleine Auswahl: darunter Pedalos in verschiedenen Größen, Hula-Hoop-Reifen, auch Fußbälle – analog zu moderner Kunstrasenkultur, natürlich etwas weicher. Stadt wie Bezirksvertretung wünschen sich mehr solcher Initiativen. Gelder seien vorhanden.
Geselliges Auspowern in der Pause – Erleichterung für Konzentration im späteren Unterricht?
Mit den Angeboten sollen die SchülerInnen vor allem dazu animiert werden, sich zu bewegen. Wurfscheiben, Jonglierteller, Springseile, so manches dräut oder frohlockt. Es ginge darum, die motorischen Fähigkeiten der Kinder zu entwickeln, bedeutet Corinna Holland, Leiterin der Schule. Um die muss es vor 20 Jahren noch besser bestellt gewesen sein.*
___STEADY_PAYWALL___
Das hat auch damit zu tun, dass sich Kinder am Nachmittag nicht mehr so häufig draußen aufhalten. Daher wolle man hier weitere Angebote schaffen. Auch Spielplätze würden nicht immer frequentiert, „aus vielen Gründen“, so die Direktorin der Schule mit ihren etwa 140 Kindern im offenen Ganztag.*
Doch es wären hier keine PädagogInnen involviert, gäbe es nicht noch ein paar weitergehende Lern- und Lehrziele, die mit der Aktion verbunden werden: gern sollen sich die Kids – offenbar nach der Dampfkesseltheorie – auspowern, so als hülfe es der Konzentration im nachfolgenden Unterricht. Die Lehrkräfte müssen es wissen. Aber das ist nicht alles.
SchülerInnen an der Schule organisieren das Ausleihsystem seit Langem eigenständig
Spiel heißt freie Interaktion nach Regeln; ergo werden mit Spaß auch Sozialverträglichkeiten eigenen Handelns geübt. Maßvoll Verantwortlichkeiten schon als Knirps/In zu übernehmen, ist sicher auch nicht die schlechteste Vorbereitung für’s spätere Leben. Daran können die insgesamt 352 Schulkinder aus 37 Nationen nun weiter arbeiten. Ein von ihnen organisiertes Ausleihsystem gäbe es an der Schule schon seit Jahren, so die Direktorin.
Es fehlte bislang eben nur an Qualität und Masse. Abhilfe ist nun sichtbar angekommen: wie gehabt, organisieren die SchülerInnen vom Ausleihdienst der dritten Klasse selbstständig für die Unterrichtspausen den Verleih der neuen Spielgeräte wie deren Rückgabe.
Die Idee kam von David Schaffrin, Schulsozialarbeiter an der Nordstadt-Grundschule mit einem Migrationsanteil unter den Kindern von 94 Prozent; gestellt wurde der Antrag dann von deren Förderverein.
Ob das prinzipiell umsetzbar wäre, und überhaupt, wie es getan werden könne, unter welchen Bedingungen etc. – das seien Fragen gewesen, die er an Annika, äh, Frau Ziemer vom Quartiersmanagement (QM) gehabt hätte, so der jetzt für das genehmigte Projekt zuständige Koordinator.
Geräte sollen allen Akteuren im Stadtteil zugute kommen: Spieltonne steht bereit
Annika bzw. Frau Ziemer erläutert: das QM-Nordstadt berate Antragssteller nicht nur im Vorfeld, sondern unterstütze sie später auch bei der Durchführung des Projekts und der allfälligen Dokumentation über die Verwendung der bewilligten Gelder. Unter dem geht es in Deutschland nicht; Ordnung, Verlässlichkeit etc müssen sein.
Rechnungen sind also unter anderem zu präsentieren: für ein großes Pedalo etwa 180, für die kleinen um die 150 Euro. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Spielgeräte für Stadtteilfeste oder Aktionstage an anderen Schulen zu verleihen. Dafür gibt es eine eigens zu diesem Zweck zusammengestellte Spieltonne.
Die Geräte sollten allen kooperierenden Akteuren, letztlich dem gesamten Stadtteil zugute kommen, sagt Annika Ziemer. Verwaltet würde alles an der Diesterweg-Grundschule – das sei die Eigenleistung, die von allen Antragsstellern erbracht werden müsse; hinzukommt die Organisationen des Verleihs.
Bis zu 5.000 Euro pro Projekt – das Quartiersmanagement freut sich über jeden Antrag!
Kern solcher Ideen: „kleine Projekte, wenig Aufwand, große Wirkung“, erklärt die studierte Erziehungswissenschaftlerin. Aus der Nachbarschaft, von den AnwohnerInnen. Das Quartiersmanagement freut sich über jeden neuen Antrag. Es seien auch noch Mittel da.
Zumal: werden die zum Ende des Jahres nicht ausgeschöpft, dürften sich die zuständigen Bewilligungsinstanzen für’s kommende Jahr natürlich fragen, ob’s für die Zukunft nicht auch ’ne Nummer kleiner ginge. Beantragt werden können bis zu 5.000 Euro für ein Projekt.
Die Anträge zur Finanzierung von Projektideen werden beim QM eingereicht; von dort geht es zur Stadterneuerung. Die prüft, ob Förderfähigkeit nach den Richtlinien besteht und qualifiziert entsprechend. Eine Entscheidung fällt schließlich eine 13-köpfige Jury des Lenkungskreises vom Stadtbezirksmarketing Innenstadt-Nord.
Mit bewusst niederschwelligen Kriterien sollen möglichst viele Projekte gefördert werden
Das hört sich etwas umständlich an, ist aber faktisch sehr niederschwellig. Es genügt nämlich, wenn die beantragten Projekte der Realisierung von mindestens einem der vier sehr allgemein gehaltenen Ziele dienen: „Arbeit/Beschäftigung schaffen/Lokale Ökonomie stärken“; „Eltern und Kinder stärken“; „Gemeinsam handeln/Nachbarschaften und sozialen Zusammenhalt fördern“; schließlich: „Imageförderung für das Quartier“.
Wer da durchfällt, der muss sich wirklich anstrengen, so scheint es. Das sei deshalb so breit gefächert, um möglichst viele Projekte fördern zu können, erklärt Annika Ziemer. Rückhalt und Unterstützung kommen auch von der Bezirksvertretung (BV) der Innenstadt-Nord.
Dorian Marius Vornweg, stellvertretender Bezirksbürgermeister, ist sich sicher: im kinderreichsten Stadtteil läge die Vermutung nah, dass hier an der richtigen Stelle in die Zukunft investiert würde.
„Das Schöne ist natürlich, wenn sich Grundschulen oder deren Fördervereine engagieren, dass man eine gewisse Nachhaltigkeit erwarten und davon ausgehen kann, dass es an der richtigen Stelle ankommt“, so Vornweg, der zugleich auch Jurymitglied ist.
BV Innenstadt-Nord unterstützt gern und hat noch eigene Gelder für den Bildungsbereich
Deshalb freue man sich, wenn solche Projekte auf ihrem Tisch landeten, erklärt der CDU-Politiker. Anders als im Unionviertel, wird in der Nordstadt nicht zweimal, sondern viermal im Jahr über solche Anträge entschieden; aber Beratungen könnten jederzeit in Anspruch genommen werden, ergänzt Annika Ziemer.
Das sei jetzt keine Werbung für die BV, legt auch Dorian Vornweg nach, aber auch bei ihnen gäbe es noch Mittel, mit einem vergleichsweise geringeren Aufwand für den Antrag, konkret: ein fünfstelliger Betrag für den Bildungsbereich wartet jährlich darauf, abgerufen zu werden.
„Das erzählen wir seit vielen Jahren immer wieder; aber manchmal, am Ende des Jahres, wenn wir gucken: wie viel haben wir da eigentlich ausgegeben – haben wir den Eindruck, es ist noch nicht überall ganz angekommen. Deswegen sage ich bei jeder Gelegenheit: auch die Bezirksvertretung hat immer mal ein paar Euro für solche Sachen“, so der stellvertretende Bezirksbürgermeister, der sichtlich bemüht ist, etwaige Barrieren in den Köpfen potentieller AntragsstellerInnen abzubauen.
Und möchte Mut machen. In der Geschäftsstelle der BV gäbe es durchaus Erfahrungswerte: „Die schauen dann mal drüber, … dann kommt das in der Regel auf die Tagesordnung“, so Vornweg. – Bleibt die Frage: Warum eigentlich keine Öffentlichkeit dafür schaffen, wenn es irgendwo noch Gelder für gute Projekte gibt, die ein friedliches Zusammenleben fördern und Chancengleichheit verbessern?
Weitere Informationen:
- Anträge an: Geschäftsstelle der Bezirksverwaltung Innenstadt-Nord: Christina Fichtenau (Geschäftsführerin der Bezirksvertretung), Südwall 2-4, 44122 Dortmund, 0231-50-22907, E-Mail: cfichtenau@stadtdo.de
- Quartiersfonds Nordstadt, hier:
- Homepage der Diesterweg-Grundschule, hier:
* In einer früheren Version des Textes hieß es:
„Das mit dem Bewegen sei nämlich keineswegs eine Selbstverständlichkeit, bedeutet Corinna Holland, Leiterin der Schule. Was die diesbezüglichen Fähigkeiten der Kinder beträfe – nun ja, vor 20 Jahren muss es noch anders ausgesehen haben.“
„Das habe viel damit zu tun, dass die Kinder am Nachmittag nicht mehr draußen seien –wie früher. Daher müsse man hier Angebote schaffen, zumal die Spielplätze auch nicht unbedingt immer frequentiert würden, „aus vielen Gründen“, so gleichsam vielsagend wie eindeutig die Direktorin der Schule mit ihren etwa 140 Kindern im offenen Ganztag.“
Nach Hinweisen der Schuldirektorin, Corinna Holland, ist der Text korrigiert worden.
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
Reaktionen
Andreas
„Das habe viel damit zu tun, dass die Kinder am Nachmittag nicht mehr draußen seien –wie früher. Daher müsse man hier Angebote schaffen, zumal die Spielplätze auch nicht unbedingt immer frequentiert würden, „aus vielen Gründen“, so gleichsam vielsagend wie eindeutig die Direktorin der Schule mit ihren etwa 140 Kindern im offenen Ganztag.“
Ich wohne in der Nähe und habe eine andere Wahrnehmung. In unmittelbarer Nähe zur Diesterweg-Grundschule befindet sich ein Spielplatz, der ab zweistelligen Außentemperaturen immer voll besetzt mit Kindern und ihren Familien ist. Ebenso der Nordmarkt und diverse andere Plätze im kinderreichsten Stadtteil der Stadt. Manche Häuserblocks haben zudem Innenhöfe, die ebenfalls voller Kinder sind.
Wie passt diese Beobachtung zu dem Zitat? Oder gibt es einfach so viele Kinder in der Nordstadt, dass beide Beobachtungen stimmen?