Vor einem Jahr wurde aus den sechs Kirchengemeinden in der Dortmunder Nordstadt eine neue Groß-Pfarrei errichtet. Sie trägt den Namen „Heilige Dreikönige“ und erinnert an die drei Weisen, die sich auf den Weg machten, um den Erlöser und Heiland zu finden. Der Name steht auch für die Internationalität der Gemeinde und des Stadtteils.
Am Freitag erstmalig Patronatsfest – Gemeinde feiert ein Jahr Fusion
Am kommenden Freitag, 6. Januar 2017, findet erstmalig ein Patronatsfest statt. Die Festmesse beginnt um 18 Uhr in der Josephskirche. Anschließend ist ein Neujahrsempfang im benachbarten Gemeindehaus. Dann kann die Gemeinde das erste gemeinsame Jahr Revue passieren lassen.
Pfarrer Ansgar Schocke blickt zuversichtlich auf das erste Jahr zurück: „Das Gemeindefest war richtig gut. Man hat gemerkt, dass viele Menschen mitziehen“, freut sich Schocke. „Es war auch super-gut besucht. Es kamen viele Menschen aus dem Stadtteil, die mit der Gemeinde nichts zu tun haben.“
Doch sind noch alle Mitglieder dabei oder haben sie sich nach der Fusion abgewendet? „Der überwiegende Teil geht den Weg mit. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel und können sagen, dass wir EINE Gemeinde sind. Das wird eine Generation brauchen, dass wir die neuen Gemeinde nicht nur in Köpfen, sondern auch in den Herzen haben“, glaubt Schocke.
Pallotiner verlassen im Sommer die Nordstadt – Jugendhilfe St. Elisabeth soll kommen
Doch auch im Jahr 2017 warten viele kleine und große Veränderungen auf die Gemeinde. An quasi jedem der Kirchenstandorte wird es Veränderungen geben.
Im Sommer werden die Pallotiner ihr Engagement in der Nordstadt beenden. Sie hatten einen fünf-Jahres-Vertrag. Dieser läuft aus – die Brüder wollen ihn nicht verlängern. „Bruder Meiko möchte ein neues Projekt machen – nichts mit Kindern, sondern ganzheitliches Projekt der Besinnung und für Leib und Seele in Südtirol“, berichtet Schocke.
Das erfolgreiche Projekt „Essen und Lernen“ in St. Antonius soll aber nicht einfach enden – die Pallotiner werden es an einen neuen Träger abgeben. „Wir sind in Verhandlungen mit der Jugendhilfe St. Elisabeth“, so Schocke. Sie sollen auch das aufwändig umgebaute Pfarrhaus übernehmen und wollen dort eine Wohngruppe für Jugendliche einrichten, die dauerhaft untergebracht werden soll.
Sukzessive soll das Gebäude von St. Antonius mehr und mehr auch für andere Bereiche genutzt werden. Bisher ist dort auch die portugiesische Gemeinde zu Hause. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Gemeinde nach der Pensionierung einen neuen Pfarrer aus der Heimat entsendet bekommt.
Denkmalschutz: Neue Hürde für den Abriss der Albertus-Magnus-Kirche
Daher stellt sich auch die Frage, wie man die Kirche nutzen kann, ohne sie zu profanieren. Davon wollen sie nach den schlechten Erfahrungen mit der Albertus-Magnus-Kirche an den noch verbliebenen sechs Kirchenstandorten in der Nordstadt Abstand nehmen.
Denn der Landschaftsverband Westfalen-Lippe hat die Abrisspläne vorerst durchkreuzt, nachdem die Stadt und die Untere Denkmalbehörde nach einem eindeutigen Gutachten signalisiert hatten, den Schutz für das seit Jahren leerstehende Gebäude fallen zu lassen.
Nun bestehen die Denkmalschützer des LWL darauf, dass erst noch ein Makler eingeschaltet werden muss, um die erfolglosen Verkaufsbemühungen zu dokumentieren. Bis Ende März muss die Kirche weiter auf dem Markt angeboten werden – 298.000 Euro beträgt der Kaufpreis.
„Wir hatten ja mehrere Interessenten – diese waren aber unseriös“, so Schocke. Daher geht die Hängepartie um die Kirche, die 2015 von der Gruppe „Avanti“ besetzt worden war, weiter. Ein seriöser Kaufinteressent – die Dortmunder Wert-Voll gGmbH“ – will die Kirche schon seit drei Jahren kaufen und abreißen, um dort eine Kindertagesstätte zu bauen.
Abschied von Jörg Willerscheidt – Der Gemeindereferent geht im Februar
Abschied nehmen heißt es in St. Gertrudis: Zum 1. März wird Gemeindereferent Jörg Willerscheidt nach Winterberg gehen und dort u.a. ein Tourismusseelsorge-Projekt aufbauen. „Das ist Arbeiten in nicht-normale Bahnen. Das liegt ihm“, glaubt Schocke. Willerscheidt möchte auch aus privaten Gründen näher zu seinen Eltern.
Schocke freut sich für Willerscheidts Chance, bedauert jedoch den Verlust für die Nordstadt. Vor allem auch deshalb, weil die Stelle nicht wiederbesetzt wird. Denn die Nordstadt-Gemeinde verfügt noch über überdurchschnittlich viel Personal: Im Jahr 2024 sollen es – so besagt es die Planung – nur noch ein Pfarrer, ein Vikar und ein Gemeindereferent sein.
Aktuell gehören zum pastoralen Team neben Pfarrer Ansgar Schocke noch Pfarrer Martin Lohhoff (jetzt als Pastor) und Vikar Daniel Schwarzmann. Er ist mit einer halben Stelle als Vikar in der Nordstadt-Gemeinde tätig sowie mit einer halben Stelle als Wohnungslosenseelsorger für ganz Dortmund.
Zudem gibt es mit Julia Brake, Karsten Haug und Jörg Willerscheidt bisher noch drei Gemeindereferenten. Außerdem bringt sich Pfarrer i.R. Alfons Wiegel noch immer ein.
Umbauten und Neunutzungen in den Pfarr- und Gemeindehäusern in der Nordstadt
Wenn die Willerscheidts ihre Wohnung in St. Gertrudis räumen, wird diese dann künftig als Gemeindearchiv genutzt. Denn Archivräume werden viele benötigt – bisher gab es sechs eigenständige Archive, die perspektivisch auf zwei reduziert werden sollen.
Apropos räumen – auch im Pfarrhaus Heilige Dreifaltigkeit gab es Veränderungen: Das Gebäude wurde bisher von der Stadtteilschule und der Gemeinde genutzt. Die Stadtteilschule hatte dort zwei Räume für Sprachkurse und für ein Büro angemietet.
Sie hätten auch das ganze Gebäude übernehmen wollen. Doch Paderborn gab keine Erlaubnis zum vollständigen Übergang, weil dies eine Nutzungsänderung bedeutet hätte.
Daher wird Karsten Haug nun dort einziehen. Der Gemeindereferent will dann das Projekt Fußball – Kirche – Gottvertrauen in der BVB-Gründungskirche intensivieren. Bisher wohnt er noch in St. Joseph. Nach dem Umzug soll dort eine Gästewohnung für Diakone und Praktikanten entstehen.
HINTERGRUND:
Die neue Nordstadt-Pfarrei ist aus den beiden Pastoralverbünden „Fredenbaum“ mit St. Gertrudis, St. Aposteln und St. Michael sowie „Innenstadt Nord-Ost“ mit St. Joseph, St. Antonius und Hl. Dreifaltigkeit entstanden.
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