Die Küpferstraße ist ein Reizthema für Schüler:innen, Eltern und Schulen

Parteien und Schulen debattieren kontrovers über den Standort für den Drogenkonsumraum

Gemeinsam für Lösungen: Vertreter:innen aus Politik (SPD, CDU, Die Grünen), Schulen und Elternschaft diskutieren über die Zukunft der Drogenkonsumräume in Dortmund. Foto: Annika Gerlach

Die Diskussion um die Zukunft der Drogenkonsumräume in Dortmund hat einen Wendepunkt erreicht. Vertreter:innen aller großen Ratsfraktionen – SPD, Grüne und CDU – sowie Schulleitungen, Schülervertretungen und Vertreter:innen der Schulpflegschaften trafen sich zu einem gemeinsamen Gespräch auf neutralem Boden. Dieses besondere Zusammentreffen, initiiert von den Schulpflegschaften der betroffenen Schulen, bot die Gelegenheit, Standpunkte auszutauschen und möglicherweise einen Konsens zu finden.

SPD und Grüne fordern zweite Entlastungsoption

Während die CDU an ihrem Vorschlag festhielt, den Drogenkonsumraum aus der Innenstadt an die Treibstraße zu verlegen, haben SPD und Grüne eine neue Strategie vorgeschlagen. Statt einer Aufgabe des bisherigen Standorts am Grafenhof sollen zwei Hauptstandorte geschaffen werden, um die Belastung zu entzerren. ___STEADY_PAYWALL___

Im Grafenhof, eine kleine Straße abseits des Westenhellwegs, befindet sich das „Café Kick“ – der zurzeit einzige Drogenkonsumraum inmitten der Dortmunder Innenstadt. Foto: Matilda Buchmann

„Der Grafenhof funktioniert gut, ist zentral und wird von den Menschen angenommen. Aber die Kapazitäten sind längst ausgeschöpft“, erklärt Jenny Brunner, Ratsmitglied der Grünen im Sozialausschuss. „Es geht nicht nur um die Innenstadtbewohner:innen, sondern auch um die Menschen, die auf diese Hilfe angewiesen sind.“

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Carla Neumann-Lieven fügte hinzu: „Ein Standort allein kann die Herausforderungen nicht mehr bewältigen. Wir brauchen ein neues Gesamtkonzept mit zwei Drogenkonsumräumen in innenstadtnaher Lage sowie zusätzlichen Orten, die speziell auf die Bedürfnisse in der Nordstadt zugeschnitten sind.“

Der alternative CDU-Vorschlag stößt auf Kritik

Die CDU zeigt sich im Gespräch verärgert, dass die Küpferstraße als Standort noch nicht endgültig vom Tisch ist. Foto: Annika Gerlach

Der Vorschlag der CDU, den Drogenkonsumraum temporär an die Treibstraße zu verlegen, wurde von SPD und Grünen scharf kritisiert. „Das ist ein Schein-Vorschlag, der weder nachhaltig ist noch den Betroffenen wirklich hilft“, so Neumann-Lieven.

„Wir übernehmen Verantwortung, auch wenn es keine einfache Lösung gibt. Die CDU hingegen verlässt die Diskussion, indem sie die Probleme aus der Innenstadt einfach auslagern möchte.“

Neutraler Boden als Basis für konstruktiven Austausch

Schülervetreter:innen der drei betroffenen Gymnasien im Austausch mit den Fraktionsvorsitzenden. Foto: Annika Gerlach

Das Treffen wurde von den Schulpflegschaften organisiert, die sich seit Monaten für eine Lösung in der Standortfrage engagieren. Marc Werdecker, Schulpflegschaftsvorsitzender des Stadtgymnasiums, zeigt sich zufrieden mit dem Gesprächsverlauf: „Es war ein spontaner Termin, aber alle Beteiligten waren bereit, ihre Positionen darzulegen. Wir haben den Austausch als konstruktiv empfunden, auch wenn es noch keine endgültige Lösung gibt.“

Auch die Schüler:innenvertretung der betroffenen Schulen – darunter die Käthe-Kollwitz-Gesamtschule, das Mallinckrodt-Gymnasium und das Stadtgymnasium – waren vertreten. Arda Koca, Schülervertreter der 11. Klasse am Stadtgymnasium, berichtet: „Wir hatten schon Gespräche mit dem Oberbürgermeister, jetzt konnten wir unsere Argumente noch einmal vor allen Fraktionen darlegen. Das war wichtig, auch wenn wir wissen, dass der Prozess Zeit braucht. Wir bleiben hartnäckig.“

Eltern zeigen Optimismus

Für viele Eltern war das Zusammentreffen der verschiedenen Parteien ein Schritt in die richtige Richtung. „Wir alle sind wie Löwen, wenn es um unsere Kinder geht“, sagt Nergiz Özdogul, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende des Stadtgymnasiums. „Das heutige Treffen hat gezeigt, dass ein Konsens möglich ist, wenn alle zusammenarbeiten. Ich bin vorsichtig optimistisch.“

Die Grünen zeigen sich verständnissvoll im Dialog mit allen Beteiligten. Trotz Einfühungsvermögen halten sie an Ihrem Standpunkt fest. Foto: Annika Gerlach

Dennoch bleibt die Entscheidung über die zukünftigen Standorte der Drogenkonsumräume offen. Die Ratsfraktionen von SPD und Grünen haben die Verwaltung beauftragt, erneut mögliche Standorte zu prüfen. Dabei sollen auch kleinere Optionen in Betracht gezogen werden, die gemeinsam mit dem Grafenhof genutzt werden könnten.

„Es geht darum, das gesamte Drogenhilfesystem zukunftssicher aufzustellen“, so Jenny Brunner. „Crack ist längst hier, und Fentanyl wird folgen. Wir brauchen Lösungen, die nicht nur für heute, sondern auch für die nächsten Jahre tragfähig sind.“

Ein Symbol der Einheit und der gemeinsame Appell an die Politik

Das Treffen wurde mit einem gemeinsamen Appell aller Beteiligten beendet: Eine Lösung muss her, die den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft und der Betroffenen gleichermaßen gerecht wird. „Das war ein starkes Signal“, fasste Marc Werdecker zusammen. „Es gibt keine einfachen Antworten, aber wir haben gezeigt, dass wir gemeinsam daran arbeiten können.“

„Es war ein unglaublich wichtiges Zeichen, dass heute alle Beteiligten an einem Tisch saßen“, betont Tanja Lange, Schulpflegschaftsvorsitzende des Käthe-Kollwitz-Gymnasium. „Wir haben zusammengefunden, weil unsere Priorität die Kinder sind. Es war ein symbolischer Tag, der zeigt, dass wir alle zusammenstehen können, wenn es um unsere Kinder geht. Wir werden gehört – und das zählt.“ Marc Werdecker ergänzt: „Vielleicht können wir hier tatsächlich einen Nenner finden. Solche Gespräche bringen uns auf jeden Fall weiter.“


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