Interessante Einblicke ins 19. Jahrhundert - Online und im Museum

„Out of the Box. Atelierfotografien aus der Sammlung Harald Mante“ im MKK zu sehen

Repros: Jürgen Spiler für das MKK Dortmund

Posen, pimpen, Fotos posten – heute ist das selbstverständlich, doch die sorgfältig geplante Selbstinszenierung hat eine lange Tradition. Gestylte Portraitfotos waren schon vor fast 200 Jahren populär. Das zeigt ab 9.März 2023 die erste Online-Ausstellung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (MKK). Per Website und auch im musealen Raum wird das fotografische Phänomen der Kabinettkarte zum Thema.

Kabinettkarten: Vom Einzelstück zum Massenphänomen

Die Ausstellung „Out of the Box. Atelierfotografien aus der Sammlung Harald Mante“ ist ab dem 9. März online. Eröffnet wird sie am Donnerstag, 9. März, um 18 Uhr im inneren Foyer des MKK in Anwesenheit des Sammlers Harald Mante.

Porträt eines Mannes –  Sisi Korsström, Nylands tull, Kabinettfotografie, um 1890 Repro: Jürgen Spiler für das MKK Dortmund

Die von Sandra Happekotte kuratierte Ausstellung gibt erstmals Einblick in das umfangreiche, vom MKK Dortmund Mitte der 1980er-Jahre erworbene fotografische Konvolut des Fotografen und Sammlers Harald Mante.

Das schnell herstellbare fotografische Porträt ist aus der heutigen Bildkultur nicht mehr wegzudenken. Ein Druck auf den Auslöser der Kamera oder des Smartphones reicht aus, um sich die eigene physische Präsenz vor Augen zu führen.

Auch für unsere Urgroßeltern war der Gedanke an ein perfekt inszeniertes Abbild faszinierend. Allerdings war das Portraitieren lange Zeit den privilegierten Gesellschaftsschichten vorbehalten, die sich eine*n Maler*in leisten konnten.

Auch in den ersten Jahren der Fotografie waren Porträts noch sehr kostspielig. Um 1840 eröffneten die ersten kommerziellen Fotoateliers und entwickelten sich schnell zu beliebten gesellschaftlichen Treffpunkten. Die Porträtfotografie wurde zur Massenware.

Posen und Arrangements: Fotoboom und Sammellust im 19. Jahrhundert

Teil des Fotobooms im 19. Jahrhundert waren die sogenannten Kabinettkarten, ein fast vergessenes fotografisches Phänomen im Format 16,5 x 11,5 cm. Dafür wurde eine Fotografie auf einen Karton geklebt.

Porträt einer Mutter mit Tochter – Franz Umbrunner, Straubing, Kabinettfotografie, um 1880 – 1910 Repro: Jürgen Spiler für das MKK Dortmund

Die handlichen Fotokarten zeigten Menschen, Landschaften, Architektur, Tiere und sogar erotische Motive. Es entstand eine ganze Fotokarten-Industrie, die Sammelleidenschaft griff um sich, das Tauschen von Porträtkarten wurde populär.

Die fotografischen Bildnisse unterlagen Trends und Moden. Zunächst gehörten Brustbild, Kniestück, Halb- oder Ganzfigur vor neutralem Hintergrund zur gängigen Praxis, doch dann wurden die Ateliers zur Bühne für aufwändige Inszenierungen mit allerlei Kulissen.

In diesen Inszenierungen zeigen sich gängige bürgerliche Denkmuster. So wurde der Mann als Familienoberhaupt als dominante Figur positioniert. Doch nicht alle Atelierfotografien folgten den strengen Normen der Zeit.

Manch einer ließ sich in ausgelassener Stimmung porträtieren, Kostümierungen und Spaß-Bilder sind allerdings Raritäten.

Mehr Informationen:

  • Zur Ausstellung gibt es ein Workshop- und Begleitprogramm.
  • Die Termine im März: Mittwoch 22.03.2023, 17 Uhr: Harald Mante im Gespräch mit Kuratorin Sandra Happekotte über seine Sammeltätigkeit.
  • Samstag/Sonntag, 25./26.03., 14-18 Uhr: Auf Spurensuche in (historischen) Fotografien – Workshop für Jugendliche, Studierende und junge Erwachsene mit der bildenden Künstlerin Tabea Borchardt. 3 Euro/Person, Anmeldung unter info.mkk@stadtdo.de
  • Die Online-Ausstellung ist ab 9. März zu sehen unter kabinettkarten-mkk.de.
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  1. Historische Kabinettkarten im MKK: Sammler Harald Mante im Gespräch (PM)

    Mitte der 1980er-Jahre erwarb das Museum für Kunst und Kulturgeschichte eine Sammlung historischer fotografischer Kabinettkarten von dem Fotografen und Sammler Harald Mante. Erstmals wird eine Auswahl dieser fast 200 Jahre alten Porträts derzeit in der Online-Ausstellung „Out of the box“ unter kabinettkarten-mkk.de sowie im ehemaligen Shop des MKK präsentiert. Am Mittwoch, 22. März, 17 Uhr spricht Harald Mante im MKK mit Kuratorin Sandra Happekotte über seine Sammeltätigkeit. Der Eintritt ist frei!

  2. Foto-Workshop im MKK: Das eigene Porträt historisch inszenieren (PM)

    Das MKK präsentiert derzeit in zwei Sonderausstellungen historische Fotografien aus seiner Sammlung, darunter in Ateliers entstandene Einzel- und Gruppenporträts. In einem Workshop „Dein Porträt à la Sammlung Harald Mante“ am 17. und 18. Juni, 14 bis 18 Uhr entstehen ähnliche, aber digitale Bilder, in Posen und Requisiten angelehnt an die historischen Fotografien. Die Leitung hat die bildende Künstlerin Tabea Borchardt. Der Workshop kostet 3 Euro/Person, Anmeldung unter info.mkk@stadtdo.de oder 0231-50 25522.

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