Interessierte können bei der Entwicklung des Lärmaktionsplans helfen

Ohren auf und mitgemacht! Das Umweltamt der Stadt Dortmund lädt zu Hörspaziergängen ein

Forschen für den neuen Lärmaktionsplan: Andreas Frücht vom Umweltamt sowie Damian Heying und Dr. Bryce T. Lawrence von der TU Dortmund. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Von Stella Roga und Daniela Berglehn

Verkehrslärm, spielende Kinder, Vogelzwitschern – was hören die Dortmunder:innen in ihrer Umgebung und vor allem: Wie empfinden sie diese Geräuschkulisse? Umweltamt und TU Dortmund gehen der Sache auf den Grund und laden zu Hörspaziergängen durch die Innenstadtbezirke ein. Ziel ist ein „Lärmaktionsplan 2024″ und die Schaffung ruhiger Orte.

Hör-Erlebnis, Beteiligung und Wissenschaft zugleich

Lärm beeinflusst unsere Lebensqualität und bedeutet in der Regel Stress. Laut Statistiken der Stadt Dortmund leiden mehr als zehn Prozent der Dortmunder:innen stark unter ihrem Umgebungslärm. Da Betroffene dadurch in die Risikogruppe für sowohl körperliche als auch psychische Erkrankungen fallen, will das Umweltamt dagegen vorgehen. ___STEADY_PAYWALL___

Mach ruhig mit! Mit diesen Lauschern wirbt die Stadt für die Beteiligung am Lärmaktionsplan. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Ziel ist es ruhige Gebiet zu schützen und auszuweiten, während die lautstarken Plätze minimiert und gedämpft werden sollen.

Zum Zweck der Bestandsaufnahme und um das subjektive Empfinden der Hörerlebnisse zu erforschen, wurden die sogenannten „Soundwalks“ entwickelt.

In geführten Gruppen werden Bürger:innen dabei begleitet, die Stadt aus einer neuen Perspektive kennenzulernen und Hör-Eindrücke zu sammeln, die für die Entwicklung des Lärmaktionsplans 2024 von Bedeutung sind.

Wie nehmen Dortmunder:innen ihre Innenstadt wahr?

Der Rundgang durch die Innenstadt-West startet am Bergmann-Kiosk, direkt am Wall. Projektleiter Bryce T. Lawrence von der TU Dortmund verteilt die Fragebögen und erläutert das Vorgehen. Auf sein Zeichen startet die Messung durch ein Aufnahmegerät und auch wir sollen dann drei Minuten mal genauer hinhören. Wir schließen die Augen: Was ist im Vordergrund zu hören, was vielleicht noch im Hintergrund? Danach überträgt jede:r das Ergebnis in den Fragebogen.

Bei der Analyse: Thomas und Yulia notieren ihre Eindrücke auf dem Fragebogen. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

„Das Hörerlebnis ist sehr individuell“, erklärt Lawrence „was jemand als laut oder ruhig, als störend oder noch okay empfindet, kann unterschiedlich sein. Da gibt es kein richtig oder falsch.“

Tatsächlich übertönt der Verkehrslärm am Wall nahezu alles. Hinzukommt das Geräusch von Menschen, die lachen und reden und es klappern Flaschen und Gläser. Ein beliebter Ort trotz Lärm?

„Wir waren schon oft hier am Kiosk,“ erzählt Thomas, der mit seiner Partnerin Yulia an der Rheinischen Straße wohnt, „wenn man sich unterhält, fällt einem gar nicht auf, wie laut es eigentlich ist.“ Es macht eben einen Unterschied, ob man Teil der Party ist oder schlafen möchte.

„Nicht von Menschen gemachte Geräusche, empfinden wir eher als angenehm“

Schon ein paar Schritte weiter wird es ruhiger. Unsere zweite Station ist der große Baum auf dem Vorplatz am Dortmunder U. Obwohl wir auch hier nur wenige Meter vom Wall entfernt sind, tritt der Verkehrslärm – dem Baum sei Dank – ein wenig in den Hintergrund. Aber dann: Baulärm. Ein ruhiger Ort ist das auch nicht.

Die zweite Station des Hörspaziergangs ist der große Baum am Dortmunder U. Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Aber was ist überhaupt ruhig? Wann ist es still? Wann empfinde ich Geräusche als lebendig und wann ist es vielleicht eher eintönig? Darauf hat auch Damian Heying, Projektassistent in der TU-Forschungsgruppe, keine eindeutige Antwort. „Das Meeresrauschen ist beispielsweise sehr laut“, erklärt der Raumplaner, „aber es stört uns nicht. Die nicht von Menschen gemachten Geräusche empfinden wir trotzdem eher als angenehm.“

Wir ziehen weiter zur Kreuzung Möllerstraße/Rheinische Straße und dann zum Westpark. Hier ist unsere Hörstation am Kinderspielplatz und wir lernen, auch Kindergeschrei kann nerven – selbst wenn es die eigenen sind. Immer noch besser als Autos, oder? Aber wir sollen ja nicht werten, nur wahrnehmen.

„Wir wollen den Lärmaktionsplan nicht im stillen Kämmerlein ausbrüten.“

Am Ende dauert es bis zur Ecke Straßburger Straße/Scharper Straße bis zumindest wir erstmals ein Kreuz in der Kategorie „Naturgeräusche wahrgenommen“ machen können. Vögel zwitschern im Gebüsch, aus einem Fenster hört man das Geräusch klappernder Töpfe – das klingt irgendwie gemütlich. Und auf einmal hört man sogar, dass auch ein vorbeifahrendes Fahrrad nicht geräuschlos ist.

Wollte sich beim Rundgang einen Eindruck der Lärm-Situation verschaffen: Rainer Waschkowski ist für die SPD in der Bezirksvertretung der Innenstadt-West Daniela Berglehn | Nordstadtblogger

Rainer Waschkowski wohnt nicht weit von hier und auch eher ruhig. Er ist Mitglied der Bezirksvertretung Innenstadt-West und wollte sich beim Rundgang selbst ein Bild von seinem „Hör“-Bezirk machen. Er berichtet, dies sei bereits der zweite Lärmaktionsplan der Stadt und es ginge nun vor allem darum, Dinge zu aktualisieren und weitere Maßnahmen umzusetzen.

Das ist auch Anliegen von Andreas Frücht, verantwortlich für den Aktionsplan beim Umweltamt: „Der erste Plan ist von 2014 und musste dringend aktualisiert werden. Das Thema hat an Bedeutung gewonnen“, erklärt er, und daher solle es auch nicht bei Prüfaufträgen bleiben, sondern er verspricht sich nicht zuletzt von der Bürger:innenbeteiligung konkrete Handlungshinweise. „Wir wollen das nicht im stillen Kämmerlein ausbrüten“, so Frücht – wobei es sich bei seinem Büro wohl um ein eher lautes Kämmerlein handele.

Jetzt anmelden und mitmachen bei den „Soundwalks“

Die Hörspaziergänge sind nur ein Modul auf dem Weg zu mehr ruhigen Orten für Dortmund und ergänzen bereits vorangegangene Maßnahmen des Forschungsprojekts. Ein erstes Bild über Lärm in Dortmund, das auf Berechnungen beruht, gibt es schon auf der Website https://www.umgebungslaerm.nrw.de  und zu den verwandten Projekten der TU Dortmund kann man hier mehr erfahren: Akustische Charakterisierung potenzieller Ruhiger Gebiete in Dortmund und Ruhige Gebiete und grüne Infrastruktur im Ruhrgebiet

Im Laufe der nächsten Wochen sind weitere Spaziergänge geplant, an denen jeweils 20 Personen teilnehmen können. Interessent:innen melden sich per Mail beim Umweltamt: afruecht@stadtdo.de. Auch an den Online-Umfragen zum Lärmaktionsplan kann jede:r teilnehmen. Die Fragebögen sind unter diesem Kurzlink abrufbar – auch in verschiedenen Sprachen.

Mehr Informationen

  • Die Spaziergänge finden montags, dienstags und mittwochs jeweils ab 16 Uhr statt. Wer mitmachen möchte, sollte etwa zwei bis drei Stunden Zeit einplanen.
  • Innenstadt-West:  28., und 29. August / Innenstadt-Ost: 21., 30. August und der 4. September / Innenstadt-Nord: 22. und 23 August und 5. und 6. September
  • Anmeldung unter afruecht@stadtdo.de oder telefonisch 0231/5022604
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  1. Wie wird die Stadt leiser? Umweltamt legt Entwurf für den Lärmaktionsplan 2024 vor (PM)

    Lärm kann krank machen und ist ein Problem für die Umwelt. In Deutschland geben 89 Prozent der Menschen an, dass sie sich zumindest gelegentlich durch Lärm belästigt fühlen. Das Umweltamt hat nun den Entwurf für einen neuen Lärmaktionsplan für Dortmund vorgelegt.

    Umgebungslärm ist nicht nur lästig, sondern kann schwere Krankheiten begünstigen und die kognitive Entwicklung beeinträchtigen. Dagegen wirkt sich der Zugang zu ruhigen Orten positiv auf die Gesundheit aus. Ballungsräume wie die Stadt Dortmund sind nach der EG-Umgebungslärmrichtlinie dazu verpflichtet, alle fünf Jahre Lärmkartierungen durchzuführen und auf dieser Basis Lärmaktionspläne zu erstellen.

    Daran waren auch die Dortmunderinnen und Dortmunder beteiligt: Es gab eine Online-Befragung zum Thema Lärm, außerdem fanden im Sommer 2023 Hörspaziergänge statt. Nun liegt der Entwurf des Lärmaktionsplans 2024 drei Wochen lang öffentlich aus. Er enthält die Berechnungsergebnisse aus der Lärmkartierung sowie die Ergebnisse der Öffentlichkeitsbeteiligung.

    Der Straßenverkehr sorgt für den größten Lärm

    Darauf aufbauend hat das Umweltamt einen umfangreichen Katalog an Gegenmaßnahmen erarbeitet. Der Fokus liegt dabei auf dem Straßenverkehr – er ruft mit Abstand die meisten Lärmbelästigungen in Dortmund hervor. Im Kern gibt es drei Instrumente, den Verkehrslärm einzudämmen:

    Auf kommunalen Straßen soll weiterhin grundsätzlich lärmmindernder Asphalt eingebaut werden.
    Das Schallschutzfensterprogramm der Stadt soll mit einer aktualisierten Förderrichtlinie weiterlaufen.

    An weiteren Straßenabschnitten könnte die Geschwindigkeit reduziert werden. Die Ampelschaltungen würden dementsprechend angepasst. Es soll auch geprüft werden, ob und wo Bus und Bahn auf diesen Abschnitten im Verkehr Vorfahrt bekommen können.

    Vor der Umsetzung der Geschwindigkeitsreduzierungen wird das Umweltamt zusammen mit der Mobilitätsplanung (Stadtplanungs- und Bauordnungsamt) und der Straßenverkehrsbehörde (Tiefbauamt) ein abgestimmtes Vorgehen erarbeiten. Dabei werden alle Temporeduzierungen in einem stadtweiten Zusammenhang und ihrem rechtlichen Rahmen betrachtet.

    Der Lärmaktionsplan nennt außerdem drei hochbelastete Autobahnabschnitte und schlägt vor, hier Lärmschutzmaßnahmen zu prüfen.

    Neue Kriterien für ruhige Gebiete

    Darüber hinaus hat das Umweltamt für den Lärmaktionsplan neue Kriterien für die Kategorie „ruhige Gebiete“ erarbeitet. Insgesamt enthält er nun 28 ruhige Gebiete mit einer Gesamtfläche von 4.500 Hektar, aufgeteilt in 15 Stadtoasen wie den Fredenbaumpark und 13 naturnahe ruhige Gebiete, zum Beispiel den Niederhofener Wald.

    Der Entwurf des Lärmaktionsplans 2024 liegt vom 5. bis zum 26. November aus, und zwar digital über die Internetplattform beteiligung.nrw.de. Über diese Plattform kann man auch Stellung nehmen. Wer ihn lieber auf Papier lesen möchte, kann das im Umweltamt der Stadt Dortmund tun. Die Adresse: Freistuhl 7, 44137 Dortmund (Büro 2.05).

    Nach der Offenlegung wird der Lärmaktionsplan auf Basis der Eingaben der Bürger*innen überarbeitet und geht anschließend zur Beratung in die politischen Gremien.

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