Offene Nordstadt-Ateliers: Gutes Lebensgefühl – DadaistInnen bringen in Dortmund Menschen und Gedanken in Bewegung

Offene Nordstadt-Ateliers: Die Aktions-Gruppe DADADO beim Start am Künstlerhaus

 in der Nordstadt.

Von Susanne Schulte

Man muss den Dadaismus nicht verstehen, um Spaß an ihm zu haben. Das Laufprogramm durch die Nordstadt, zu dem das DOCentralamt der dadaistischen Bewegung für Samstag eingeladen hatte, machte gute Laune, gleich von Beginn an im Künstlerhaus am Sunderweg. Dort begann die Tour „1.OffeneStraßenKunst“, die anlässlich der Offenen Nordstadt-Ateliers stattfand. An zwei Tagen gaben 69 KünstlerInnen an 20 Standorten – darunter auch sieben Galerien –Einblicke in ihr kreatives Schaffen.

Eine Hommage an Richard Huelsenbeck und Jürgen „Kalle“ Wirsch: Gedanken übers Sein und die Welt

Im Künstlerhaus begann die Tour von DADADO anlässlich der Offenen Nordstadt-Ateliers.

Die BlechbläserInnen von Schwarzrot Atemgold 09 brachten mit dem Steigerlied die alten Mauern zum Beben und die mitlaufenden Menschen in Bewegung. So startete der kleine, aber lautstarke Zug Richtung Blücherpark, durch die Blumenstraße, die Scharnhorststraße querend, um an der Tischtennisplatte im südlichen Teil des Parks die erste Pause zu machen.

Vorneweg lief St. Pauli aus der Schweiz in seinem Pepita-Anzug, der mit einem Kalkwägelchen den Weg markierte, gefolgt vom Tod, der den Sarg des in Dortmund geborenen Dadaisten Richard Huelsenbeck zog. Drei Stunden später sollte dieser am Haus der Kunstdomäne wieder in den Winterschlaf versetzt werden. Bis dahin gab’s viel zu hören.

Christiane Köhne und A. Diegá lasen Gedichte vor, einige von Jürgen „Kalle“ Wirsch, der im Blücherpark häufig seine Werke öffentlich vorgetragen hat, einige aus dem Kopf und der Feder der beiden selbst. Das An- und Abspiel lag stets zwischen den Fingern von Guido Schlösser, der das Akkordeon beherrschte.

Ein Laufprogramm im gemächlichen Tempo zu den beschaulichen Ecken der Nordstadt

Die Dorfkapelle „schwarz-rot Atemgold 09“ begleitete das „Hülsenherz“ durch die Nordstadt.

Mit diesem Laufprogramm, das im gemächlichen Tempo vonstatten ging – die BlechbläserInnen brauchten ja ihre Puste für den richtigen Ton –, wollte man den Gästen die schönen und beschaulichen Ecken der Nordstadt zeigen, hatte Diegá zu Anfang versprochen.

Und wer sich umguckte, konnte viel davon sehen. Die bunten Häuser in der Blumenstraße, kunstvoll verzierte Gitter vor Parterre-Fenstern, die alten Bäume im Park und entlang der Straßen.

Nicht zu vergessen die Kunst. Die Ateliers hatten ja am Wochenende alle geöffnet und so blieb die Truppe stets vor jedem Atelier stehen, das sie passierte. Und auch vor einer Kneipe: dem Subrosa. Die Kreuzung der Gneisenau- mit der Feldherrenstraße war zur Bühne gestaltet, das Trio Randale zeigte und tanzte und musizierte eine Geschichte mit Happy End: Die schöne Waldfrau und der Kettenmann kriegten sich am Ende und fielen sich mitten auf der Fahrbahn in die Arme.

Eine Einladung an alle, sich „träumend und leicht verrückt auf neue Dinge einzulassen“

Die Galier103 war bei den Offenen Nordstadt-Ateliers

dabei.
Die Galerie 103 der Machbarschaft Borsig11 war bei den Offenen Nordstadt-Ateliers

 dabei.

Dann intonierten die Schwarzroten das Lied Bella Ciao und an den vier Ecken der Straßenkreuzung wurde der Refrain vom Publikum mitgesungen.

Beschwingt setzte sich der Zug zur Westerbleichstraße in Bewegung, bestaunt und fotografiert von PassantInnen und HausbewohnerInnen, die aus den Fenstern schauten. Vor den Hausnummern 53 und 55 der nächste Halt. Hier konnte und sollte jeder und jede Künstlerisches auf die weißen Papierbahnen mit Farbe malen, sprühen oder wischen.

Einige Mutige ließen sich nicht lange bitten. Denn wie heißt es in der dreifarbigen Dadado-Präampel so schön unter dem Punkt Gelb: „Wir Dadadoisten laden Menschen ein, die bereit sind, sich selbstbewusst, beharrlich und mutig zu zeigen, engagiert und couragiert ihren Alltag leben und bereit sind, sich träumend und leicht verrückt auf neue Dinge einzulassen.“

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Reader Comments

  1. DADADO

    Erster DADADO-Filmabend im Fletch Bizzel

    Das Dadado Team Richard Ortmann / Anette Göke / Dieter Gawol präsentiert die erste DADADO Filmnacht in Theater Flecht Bizzel, Humboldtstr. 45, 44137 Dortmund.

    Am 2.11.2017 um 19:09 Uhr präsentieren wir an diesem Abend verschiedene Video-Director-Clips, meinungsbeeinflussende Bilder und Ultrakurzfilme Super 8 zum Thema Dada. Wir versprechen einen unterhaltsamen Abend mit tollen Überraschungen und Akteuren wie….Guido Schlösser, Richard Ortmann, St Pauli, Dirk Baxmann, Gudrun Kattke, Claus van Bebber, Christiane Köhne, A Diega, Anette Göke, Volker Krieger, Luce Bertermann, Laura Gebauer, Trio Randale, ADDA et ONNO, Richard Hülsenbeck, Hans Arp, Man Ray, Hans Richter, Marcel Duchamp, Tristan Tzara, Elsa von Freytag- Loringhoven, Raoul Hausmann und aldi vergessenen.

    Seien Sie dabei wenn das Orchester der freien Straße intro und Outro mäßig auftritt und Guido Schlösser die Zwischenmusik macht , wenn Volker Krieger seinen Kopf Brett Projektor anwendet, oder wenn Kassel durch St Pauli spricht, das Trio Randale seine Nature versus Industry zeigt oder Sie genießen einfach die erotischen Gedichte von ADDA & Onno um nur ein paar Highligts zu nennen.

    Lassen Sie sich ein auf einen unterhaltsamen und mit Sicherheit überraschenden Filmabend ein, ein Abend für jeden Kunst und Kultur Interessierten.

  2. Atemgold 09

    Großes Jahresabschlusskonzert mit SKAWOLRDJAZZBRASS von schwarz/rot Atemgold 09

    Mit bekannten Weihnachtsmelodien wie „You Never Walk alone“, „Sweet Deams“, „A Message to You, Rudy“ u.a.m aus aus dem Tourprogramm „Songs of Our Lives“.

    Das Konzert findet am 2. Dezember, 20 Uhr im „Langen August“ statt – DEM Ort für Kultur, Bildung, Rebellion auf der Braunschweiger Straße 22, 44145 Dortmund (Nordstadt)

    Der Eintritt beträgt fünf Euro.

    You’re welcome!

  3. DADADO (Prressemitteilung)

    Danke für die Blumen – Lesung am Grab für Jürgen KALLE Wiersch

    Zum Gedenken an den 5. Todestag des Dortmunder Lyrikers Jürgen KALLE Wiersch wird es am 28.07.2019 eine Lesung an seinem Grab auf dem Südfriedhof Dortmund mit „Streußelkuchen und Bohnencafé“ geben.
    Mit dem Gedicht „Wir vermachen Dir unser Huelsenherz“ ehrte Jürgen Wiersch den Mitbegründer des Dadaismus Richard Huelsenbeck, der nur wenige Meter von Jürgens Wierschs Grab begraben ist.

    Jürgen Wiersch war 1991 maßgeblich daran beteiligt, dass das Grab Huelsenbeck’s nicht eingeebnet wurde.
    Jürgen Wiersch arbeitete bei der Stadt Dortmund als Sozialpädagoge und war als Schauspieler und Autor von Theaterstücken und Texten bekannt.

    Im Rahmen von DADADO100 erinnerten die DADADOisten 2016 an den 2014 verstorbenen Literaten und gedenken nun am 28.07.2019 um 15.00h am Treffpunkt Südfriedhof Eingang Große Heimstraße 119, an den über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Künstler.

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