Lockerungen des Lockdowns ab Montag: ein erster Hoffnungsschimmer auch für Fahrschulen in Dortmund

Lockerungen des Lockdowns: Ab Montag können Betriebe erster Branchen unter Auflagen wieder öffnen.

Von Gina Thiel

Corona-Lockdown: für viele Zeit des Verzichtes. Ab Montag, 8. März, soll es erste Öffnungen geben. Neben körpernahen Dienstleistungen und Buchhandlungen, Blumengeschäften und Gartenmärkten dürfen auch Fahrschulen ihren Regelbetrieb unter bestimmten Auflagen wieder aufnehmen. Das könnte ein Aufatmen für viele von ihnen bedeuten, denn vor allem kleine Fahrschulbetriebe waren vom Lockdown stark betroffen. Obwohl das Land Nordrhein-Westfalen bereits ab dem 11. Januar den eingeschränkten Prüfungsbetrieb und andere Sonderregelungen einführte, blieben viele Fahrschulen weiterhin geschlossen. Große bundesweite Fahrschulen hingegen konnten von den Ausnahmeregelungen profitieren und ihren Unterricht in Teilen fortsetzen. Dazu gehört auch die 123fahrschule, die schon vor der Corona-Pandemie vermehrt auf Digitalisierung gesetzt hat.

Ein Rückblick: Fahrschulbetrieb im Corona-Lockdown unter erschwerten Bedingungen

Neben der Digitalisierung boten vor allem die zwei Ausnahmen von der Coronaschutzverordnung einen kleinen Lichtblick, nicht nur für die Fahrschulen, sondern auch für Fahrschüler*innen. Alle, die für die Ausübung des Berufes auf eine Fahrerlaubnis angewiesen sind, konnten sich vom Arbeitgeber eine entsprechende Bescheinigung ausfüllen lassen.

Die 123fahrschulen setzten schon vor der Pandemie auf die Digitalisierung, wovon sie im Lockdown erheblich profitiert haben. Foto: Screenshot

Diese gewährleistet, dass man auch trotz anhaltendem Corona-Lockdown praktische Fahrstunden nehmen kann. Auch ein Ersteinstieg in den Unterricht ist unter dieser Bedingung möglich. Fahrschüler*innen, die bis zum Beginn des Lockdowns mindestens 15 Stunden im Fahrschulauto verbracht hatten, konnten ihre Ausbildung fortsetzen. Allerdings bot nicht jede Fahrschule diese Möglichkeit an, viele kleinere Betriebe entschieden sich für eine komplette Schließung während des Lockdowns.

Auf Nachfrage bei der Stadt Dortmund gab diese an, dass seit dem Beginn des erneuten Lockdowns am 15. Dezember vergangenen Jahres 1.345 Führerscheinanträge eingegangen seien (Stand 1. März 2021). Im Vergleich dazu waren es im Vorjahreszeitraum 2.398 und damit rund tausend mehr als in diesem Jahr. Genauere Angaben darüber, wie viele Dortmunder Fahrschüler*innen derzeit an ihrer Fahrerlaubnis arbeiten, konnte die Stadt Dortmund nicht machen.

Diese Zahlen sind auch bei den Fahrschulen zu spüren. Bei der Antragstellung zeichneten sich zunehmend Probleme ab. Das bestätigt auch Dennis Pangert, Verantwortlicher Leiter der 123fahrschulen im Ruhrgebiet. Vermehrt haben die Fahrschulen mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass Anträge beim Straßenverkehrsamt nicht zeitnah bearbeitet werden konnten. Hinzu kommt, dass viele Erste-Hilfe-Kurse ausfallen mussten und Schüler*innen so das Problem hatten, dass nicht alle Nachweise für eine Antragsstellung vorlagen. Das erschwerte die Arbeit von Dennis Pangert und seinen Kolleg*innen zusätzlich.

Dank Digitalisierung gut vorbereitet – große Fahrschulen als Krisengewinner?

Es scheint, dass einige Fahrschulen besser vorbereitet waren auf die Teil-Schließungen als andere. Das betrifft vor allem größere Unternehmen, die im gesamten Bundesgebiet vertreten sind. Diese haben schon in den vergangenen Jahren vermehrt auf die Digitalisierungssparte gesetzt und konnten dies jetzt zu ihrem Vorteil nutzen.

Alleine im Ruhrgebiet nahmen täglich rund 40 Fahrschüler*innen am digitalen Theorieunterricht teil. Foto: 123fahrschule

Eine dieser Fahrschulen ist die 123fahrschule mit einem ihrer Standorte in Dortmund. Ihr Online-Angebot wurde noch mal ausgeweitet – das kam gut an bei den Fahrschüler*innen. Alleine im Ruhrgebiet nahmen täglich rund 40 Fahrschüler*innen am digitalen Theorieunterricht teil. Im praktischen Unterricht waren die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie auch in Dortmund spürbar.

Für Fahrschüler*innen in den Fahrschulen gab es strenge Bedingungen. Nur ein geringer Teil der Fahrschüler*innen erfülle die Voraussetzungen für den Praxisunterricht, sagte Dennis Pangert. Die Folge war, dass mit jeder bestandenen Prüfung eine Person wegfiel und für diese in der Praxisausbildung niemand nachrücken konnte.

Georg Hammeracher, Inhaber der Hammeracher Fahrschule in Dortmund, zählt zu den kleineren Betrieben. Seine Fahrschule hatte zwar grundsätzlich für den eingeschränkten praktischen Unterricht geöffnet, einen digitalen Theorieunterricht konnte er aber nicht anbieten. „Man braucht dazu mindestens zwei Leute, eine Kamera, Mikrofon und entsprechende Programme. Das hätte mich schnell über tausend Euro gekostet“.

Solche Investitionen sind für kleine Betriebe kurzfristig nicht so einfach machbar. Die Ausnahmeregelungen des Landes Nordrhein-Westfalen machten den praktischen Unterricht zwar möglich, die Auslastung sei aber nicht vergleichbar mit den Zeiten vor dem Lockdown gewesen, so Hammeracher. Und auch die 123fahrschulen waren im gesamten Ruhrgebiet weit von einer vollen Auslastung ihrer Kapazitäten entfernt.

Dank Hygiene-Konzepten und zusätzlichem Arbeitsaufwand der Mitarbeiter*innen durch die Krise

Neben einem starken Rückgang an Kund*innen könnten auch die geltenden Hygiene-Bestimmungen Grund für die vorübergehenden Schließungen vieler Fahrschulen gewesen sein. Nicht jeder Betrieb konnte die geforderten Konzepte umsetzen. Dennis Pangert von der 123fahrschule hat die Hygiene-Vorschriften an seinem Standort in Dortmund trotz deutlichem Mehraufwand für seine Mitarbeiter*innen umgesetzt.

Eine normale medizinische Schutzmaske ist nicht mehr ausreichend. Mittlerweile müssen die Fahrschüler*innen FFP2-Masken ohne Ventil tragen.

Wer zu ihm ins Auto steigt, muss eine FFP2-Maske ohne Ventil dabeihaben und wenn nötig die originale Arbeitgeberbescheinigung, für den Fall einer Kontrolle. Pangert und seine Kolleg*innen sorgten ihrerseits dafür, dass die Fahrschüler*innen sich während der Autofahrt sicher fühlen konnten. Wo früher der Gurt und positives Zusprechen gereicht hätten, mussten in den vergangenen Wochen zusätzlich zu Desinfektionsmittel und Masken gegriffen werden.

Nach jeder Fahrt wurde das Fahrschulauto für 15 Minuten gelüftet und alle Flächen desinfiziert. Diese Hygiene-Maßnahmen werden auch mit den Öffnungen ab Montag nicht wegfallen. Sie gewinnen sogar an Bedeutung. Nur bei strikter Einhaltung dieser Konzepte kann die dauerhafte Öffnung von Fahrschulbetrieben gewährleistet werden.

Die 123fahrschule freut sich, dass sie ab Montag in NRW den praktischen Fahrschulbetrieb wieder aufnehmen kann. „Es ist schön, dass die Fahrschüler*innen nach langem Warten wieder mit dem Praxisunterricht starten können“, sagt Felicia Kollofrath, Pressesprecherin der 123fahrschule. Wie und ob es für die Hammeracher Fahrschule ab Montag weitergeht, steht noch nicht fest. Georg Hammeracher steht momentan im Austausch mit seinen Kolleg*innen.

Wo bei den großen Fahrschulketten geschultes Fachpersonal für die sich ständig ändernden Auflagen zur Verfügung steht, muss sich Hammeracher alleine durchkämpfen. Er geht davon aus, dass ein zukünftiger Regelbetrieb nur in Verbindung mit Schnelltests für Schüler*innen und Fahrlehrer*innen funktionieren wird. „Wenn es die dann ab Montag bei Aldi oder in Drogerien zu kaufen gibt, bin ich guter Dinge“, gibt er sich optimistisch. Bisher sagt die aktuelle Coronaschutzverordnung, dass die Hygiene-Konzepte weiterhin bestehen bleiben und FFP2-Masken bei der Fahrt getragen werden müssen.

Für alle Betriebe, die ab Montag mit als Erstes aus dem Lockdown austreten dürfen, bedeutet das nicht nur Aufatmen, sondern auch große Verantwortung. Auf ihnen lastet ein besonderer Druck: nur wenn sie sich nach der Öffnung bewähren und ihre Hygiene-Konzepte der Pandemie standhalten, kann über Betriebsöffnungen in anderen Bereichen nachgedacht werden.

 

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