Sie gehören zu den bekanntesten Landmarken und sind eine der schwierigsten zu entwickelnden Industriebrachen in Dortmund: Die Relikte des Hochofens auf Phoenix-West. Ihre Nutzung steht nach wie vor in den Sternen. Doch der beliebte „Skywalk“ soll in Kürze zumindest in Teilen wieder eröffnet werden. Er bietet interessante Einblicke auf das Areal Phoenix-West. Es gehört zu den Erfolgsgeschichten des Strukturwandels. Dortmunds Wirtschaftsförderin Heike Marzen zog jetzt eine vorläufige Bilanz der Vermarktung.
Phoenix-West als Beispiel für die Entwicklung anderer Brachflächen
Begeistert blickt Heike Marzen auf ein altes und ein neues Luftbild: „Ich finde das ganz eindrucksvoll, was alles entstanden ist und gebaut wurde – inklusive WILO. Dennoch gibt es noch ein paar Zeugen der Zeit“, sagte sie mit Blick u.a. auf Gasometer und Hochofen.„Sie sind ortsbildprägend und verbinden Gegenwart mit Geschichte und Zukunft”, so die Wirtschaftsförderin.
Mit Phoenix-West hat sich die Stadt Dortmund vor über 20 Jahren mit dem Ziel einer besonderen Vermarktung auf den Weg gemacht. Das Ziel war und ist ein Schwerpunkt auf Mikro- bzw. Nano-Technologie sowie IT.
Die „MST-Factory“ als eigentliche Keimzelle und Kompetenzzentrum bildete den Anfang – es war das erste Gebäude und stand als Beispiel für die Branche.
Andere folgten, beispielsweise das Zentrum für Produktionstechnologie, welches mittlerweile den 3. Bauabschnitt eröffnet hat und voll vermietet ist.
„Man hat sich auch Zeit gelassen in der Vermarktung, damit zusammen kommt, was zusammen passt”, sagt Marzen auf den vergleichsweise langen Zeitraum blickend.
Doch aus Warte der Wirtschaftsförderung hat es sich gelohnt. Damals gab es im Stadtwerk rund 5000 Beschäftigte – heute seien es rund 5700 Arbeitsplätze in den 119 Unternehmen auf Phoenix-West.
Die 119 Unternehmen machen rund 13 Milliarden Euro Umsatz
Obwohl es gut läuft, gibt es noch freie Flächen: 82 Prozent sind verkauft und sieben Prozent reserviert. Elf Prozent sind noch in Vermarktung. Komplett bebaut werden sollte das Areal zudem nie. Der Landschaftskeil bleibt grün.
Entstanden ist ein interessanter Branchenmix: Größte Unternehmen sind der Netzbetreiber Amprion mit 1600 und der Dortmunder IT-Pionier Materna mit 1500 Beschäftigten.
Danach kommt von der Größe lange nichts – es folgen Firmen wie das IT-Systemhaus Bechtle mit 190 Beschäftigten, Opländer, Douglas oder das Raith Head Office.
Insgesamt machen die 119 Unternehmen rund 13 Milliarden Euro Umsatz. 73 Firmen sind aus dem Dienstleistungsbereich, zehn aus dem begleitenden Handel, 22 aus Industrie bzw. Produktion sowie 14 aus dem Bereich IT und Medien.
Nach dem Scheitern der Pläne von „World of Walas“ geht es langsam voran
Nachdem der Traum von „World of Walas“ geplatzt ist (wir berichteten – Links zu den Berichten am Ende), die den Hochofen und das Schalthaus 101 entwickeln und dann betreiben wollten, mussten sich NRW.urban als Verkäufer und die Stadt Dortmund die Karten neu legen. Die Stadt hat die beiden großen Objekte übernommen. Passiert ist bisher noch sehr wenig.
2023 hatte man die Übernahme der Flächen – Hochofen, Schalthaus 101 und ein Grundstück davor – vorgestellt. „Es hat aber lange gedauert, bis wir ins Eigentum gekommen sind. Der Übergang hat über ein Jahr gebraucht und dann erst haben wir Zugänge erhalten“, so Marzen.
„Das ist unbefriedigend – für uns auch. Wir haben eine Projektgruppe ins Leben gerufen zur Planung des technologischen Bereichs. Wir sind da auf der Zielgeraden. Anfang nächsten Jahres werden wir Pläne vorstellen können. Die Entwicklung macht viel Spaß, ist aber nicht ganz trivial”, so Marzen.
Die Hochofen-Entwicklung stellt eine riesige Herausforderung dar
Ein Abriss des Hochofens steht bisher nicht in Rede, auch wenn bisher keine wirtschaftliche Nutzung in Aussicht ist: „Der Hochofen ist das Wahrzeichen dieses Geländes, des Stadtteils und für manche auch der Stadt“, betont OB Thomas Westphal. Er bedauert, dass die Pläne von „World of Walas“ nach dem überraschenden Tod des Unternehmensgründers platzten.
„Wir haben uns alles andere gewünscht, als das was eingetreten ist. Das ist schade. Als NRW.urban und Stadt haben wir das Ziel, das Areal für Dritte zu vermarkten. „World of Walas“ war der erste, der eine wirtschaftliche Nutzung umsetzen wollte“, so der OB.
„Wenn man sich im Detail damit beschäftigt, merkt man wie kompliziert das ist. Das wussten wir auch schon vor World of Walas“, räumt Westphal ein. „Erhalten wollen wir den Hochofen auf jeden Fall.“
Gasometer, Pumpenhaus und Gasgebläsehalle bleiben im Blick
Beim „Schalthaus 101“ könnte es mit einer Vermarktung deutlich schneller gehen als mit dem Hochofen: „Wir sind mit diversen Investoren im Gespräch, die Interesse haben und technologisch in den Bereich passen“, berichtet die Geschäftsführerin der städtischen Wirtschaftsförderung.
In der weiteren Entwicklung werden auch noch drei weitere Objekte mitgedacht: Gasometer, Pumpenhaus und Gasgebläsehalle sind noch im Eigentum von NRW.urban.
„Wir sind mit NRW.urban im Gespräch. Bei Wiedernutzung sind die Beteiligten – Eigentümer, Stadt und Investoren – in Einklang zu bringen”, so die Wirtschaftsfördererin. „Daneben gibt es noch weitere kleine und eine große Fläche, die in einem guten Vermarktungszustand sind.“
Der Skywalk soll in abgespeckter Form in Kürze wieder begehbar sein
Apropos guter Zustand: Beim „Skywalk“ ist das nicht der Fall. Das touristisches Highlight – eine 350 Meter lange Brücke in 30 Metern Höhe – soll demnächst wieder öffnen. Der beliebte Anlaufpunkt für Gäste aus nah und fern ist seit Monaten gesperrt, nachdem sich Teile gelöst hatten.
„Wir planen eine Wiedereröffnung noch in diesem Jahr. Dabei reden wir eher von Tagen als von Wochen. Wir werden das auch mit einer kleinen Feier versehen“, kündigte Marzen an. Dann soll der Gang über die Gasrohrbrücke zeitnah freigegeben werden. Allerdings geht es vor dem Möllerbunker wieder runter.
Das Betreten des Hochofens selbst wird dann noch nicht wieder möglich sein. „Das ist eine Riesen-Aufgabe, den Hochofen zu begutachten und abzusichern. Das braucht noch Zeit – mindestens bis Anfang kommenden Jahres.“
Diskussion über den Erhalt der Rohrbrücke an der Carlo-Schmidt-Allee
Nicht Teil des Skywalks, aber ebenfalls sanierungsbedrüftig ist eine Rohrbrücke an der Carlo-Schmidt-Allee, die für viele Hörder:innen und auch die ortsansässigen Unternehmen ein Tor zur Stadt bzw. zu Phoenix-West darstellt.
In den vergangenen Wochen machten mögliche Abrisspläne die Runde, weil auch hier eine aufwändige Sanierung im Raum steht.
„Hier ist zu entscheiden, ob und zu welchem Aufwand eine Sanierung der Rohrbrücke möglich ist oder ob sie zur Verkehrssicherung abgerissen wird“, so Marzen.
„Am Ende ist das nicht meine Entscheidung. Wir planen mit dem Erhalt und der Bespielung, weil sie für das gesamte Gebiet eine Landmarke und ortsprägend ist“, so Marzen.
Auch für viele Unternehmen sei das Industriekultur-Umfeld ein Argument für die Ansiedlung. „Daher haben wir das Ziel, sie zu erhalten und zum Erlebnis zu machen.“
Phoenix-West als Blaupause für künftige Flächenentwicklungen
Phoenix-West ist für den Oberbürgermeister eine Blaupause für künftige Flächenentwicklungen: „Uns war die Gesamtschau wichtig, weil es ein Herzstück der Wirtschaftsentwicklung ist. Das hat uns in die Lage versetzt, Wirtschaftsentwicklung zu machen. Phoenix-West ist ein Beispiel für die weitere Flächenentwicklung. Das müssen keine betonierten Büro- und Industriestandorte sein“, so Westphal.
Der Plan für Phoenix war ja insgesamt noch größer und ambitionierter als nur für Phoenix-West: Wenn man das Areal von Phoenix-Ost mit dem Phoenixsee mitzählt, gibt es dort 379 Unternehmen mit 10.500 Beschäftigten. 210 Hektar Fläche sind entwickelt worden. Entstanden ist der 60 Hektar große Phoenixpark. Und allein auf Phoenix-West sind 1200 neue Bäume gepflanzt worden.
Rund um den 24 Hektar großen See sind 2000 neue Wohneinheiten entstanden. Von der Entwicklung hat zudem auch das Quartierszentrum Hörde profitiert, wo ebenfalls viel investiert wurde. Für Westphal ist daher der „Hörder Dreiklang“ ein Erfolgsmodell.
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