Die Seebrücke Dortmund und das Forum gegen Rassismus haben auf dem Dortmunder Campus Plakate aufgehängt, um an „das vergessene Leid der Geflüchteten im Camp Moria auf Lesbos und anderswo zu erinnern.“ Im Rahmen der Aktion „Now you see me Moria“ hatten Fotograf*innen und Designer*innen Plakate mit Fotos aus dem Flüchtlingscamp Moria gestaltet. Die verwendeten Fotos stammen von Fotografen, die selbst als Geflüchtete im vergangenen Jahr in Moria gelebt haben, bevor das Lager geräumt wurde.
Initiator*innen rufen zur Nachahmung auf – Plakate sind online frei verfügbar
Die Plakate aus Moria entstanden, als eine Fotografin die Bilder eines afghanischen Flüchtlings, der im vergangenen Sommer in dem Camp lebte, auf Facebook entdeckte, berichtet das Forum gegen Rassismus. „Einige der Plakate haben wir, ebenso wie die Seebrücke Dortmund, in dieser Woche in Dortmund aufgehängt“, erklärt das Forum gegen Rassismus und ruft zur Nachahmung auf.
Das Camp Moria stand immer wieder in der Kritik, weil bis zu 20.000 Geflüchtete dort unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten. Im vergangenen September kamen zu einer Kundgebung der Seebrücke Dortmund rund 1.000 Menschen, die die sofortige Evakuierung des Camps forderten (siehe angehängten Artikel).
„Moria ist zum Schlagwort für die tägliche tödliche EU-Abschottungspolitik der EU geworden, und niemand kann das mehr abstreiten“, so Caro Trumm vom Forum gegen Rassismus. Die engagierten Studierenden fordern deshalb, dass den Zuständen mehr Aufmerksamkeit gewidmet und die Politik in die Pflicht genommen wird.
Europaweite Kampagne „Now you see me Moria“ zum Valentinstag
Dem schließt sich auch Clara Dornseifer von der Seebrücke Dortmund an: „Wir schauen nicht weg und hoffen, dass auch andere Menschen genau hinschauen und erkennen, wie unmenschlich die Situation dort ist. Bereits seit fünf Jahren sind Menschen, die in Europa Schutz suchen, Kälte, Schnee und Regen schutzlos ausgeliefert.“
Für die Aktivist*innen ist es unbegreiflich, warum seitens der Politik nicht gehandelt würde, obwohl sich über 200 Kommunen bereiterklärt haben, Menschen aus Flüchtlingslagern aufzunehmen. Die Stadt Dortmund hatte sich bereits 2019 mit der „Seebrücke“ solidarisch erklärt und sich als „sicherer Hafen“ für die Aufnahme von Geflüchteten zur Verfügung gestellt.
Nicht nur in Dortmund sollten die Plakate auftauchen. Die Aktivist*innen hatten am 14. Februar einen internationalen Aktionstag ausgerufen. Laut den Initiator*innen sollte die Aktion in 27 Ländern stattfinden. Besonderen Fokus wollte man auf die Länder legen, in denen die Machtzentren der Europäischen Union liegen. Die Plakate sind unter www.nowyouseememoria.eu frei verfügbar.
Weitere Informationen:
- www.instagram.com/now_you_see_me_moria
- Forum gegen Rassismus: www.fgr.blogsport.de
- www.seebruecke.org/lokalgruppen/dortmund/
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Reader Comments
Jojo
Genug mit den Flüchtlingen machen wir das wie Dänemark, schnelle Rückführung und keine weiteren Aufnahmen. Sind wir das einzige Land das es gibt.Es reicht
Carola Hiby-Asianowaa
Vielen Dank an Seebrücke Dortmund, das Forum gegen Rassismus und alle Beteiligten für diese Aktion! Habe bereits Plakate ausgedruckt und aufgehängt!
Freie Wohlfahrtspflege NRW appelliert: „Weiterhin Geflüchtete aus griechischen Lagern aufnehmen“ (PM)
Freie Wohlfahrtspflege NRW appelliert: „Weiterhin Geflüchtete aus griechischen Lagern aufnehmen“
Die Freie Wohlfahrtspflege NRW appelliert an Landes- und Bundesregierung, wieder Geflüchtete aufzunehmen, die zu unerträglichen Bedingungen in griechischen Lagern ausharren. „Seit Jahren leben dort Schutzsuchende in provisorischen Behausungen unter prekären hygienischen Verhältnissen – das ist menschenverachtend“, sagt der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege NRW, Dr. Frank Johannes Hensel anlässlich des Internationalen Tags des Flüchtlings (20. Juni).
Hensel kritisiert, dass das Aufnahmeprogramm der Bundesregierung am 22. April beendet wurde und fordert von der Landesregierung NRW, ein eigens Aufnahmeprogramm zu starten. „Gleichzeitig sollte der NRW-Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Armin Laschet öffentlich für eine Fortsetzung der bundesweiten Aufnahme von Geflüchteten eintreten“, fordert Hensel. Es sei inhuman und falsch, dass sich die Bundesregierung aufnahmebereiten Kommunen und Ländern in den Weg stellt und selbst das bundesweite Aufnahmeprogramm beendet, sagt Hensel.
Die Lebensumstände für Geflüchtete in den Hotspots auf den griechischen Inseln seien trotz erheblicher Geldzahlungen und Hilfslieferungen weiterhin katastrophal. „Es fehlt dort an adäquaten Unterkünften und an medizinischer Versorgung“, so der LAG-Vorsitzende. Ärzt:innen berichteten, wie die Menschen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch an ihrer Lage leiden: Kinder hören auf zu sprechen, zu essen und zu spielen. Sie haben teilweise seit Jahren keinen Zugang zu Bildung.
„Das sind keine Orte, an denen Kinder gesund aufwachsen können und kranke und traumatisierte Menschen entsprechend fachärztlich versorgt werden können“, sagt Hensel, der selbst Arzt ist. Er kritisiert die Politik der Europäischen Union und der griechischen Regierung, die weiter auf Abschreckung, Abschottung und Abschiebung setzten. Faire und rechtsstaatliche Asylverfahren könnten auf den Inseln nicht gewährleistet werden.
Aufnahmebereitschaft der Zivilgesellschaft nutzen
„In Nordrhein-Westfalen brauchen wir jetzt ein Aufnahmeprogramm. Engagiertes Handeln ist gefragt, statt fortlaufend auf die fehlende Bereitschaft des Bundes und anderer europäischer Staaten zu verweisen“, sagt Michael Mommer, Vorsitzender des Arbeitsausschusses Migration der Freien Wohlfahrtspflege. Die Angebote der im Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ vereinten Kommunen, Gemeinden und Landkreise, die sich mit der Initiative Seebrücke und der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer solidarisieren, gelte es zu nutzen. Die Aufnahmebereitschaft unzähliger Akteur:innen in der Zivilgesellschaft müsse man jetzt umsetzen.
Die Freie Wohlfahrtspflege kritisiert Pläne der Europäischen Union, die Asylverfahren an die europäischen Außengrenzen auszulagern. Sie fordert die Landesregierung auf, in Kooperation mit den Städten und Gemeinden in NRW, so schnell wie möglich ein eigenes Landesaufnahmeprogramm für Geflüchtete in Not zu entwickeln. Gleichzeitig fordert sie aber auch, dass sich die Landesregierung weiterhin für eine Fortsetzung der bundesweiten Aufnahme stark macht. Die Genfer Flüchtlingskonvention dürfe nicht durch die Hintertür ausgehebelt werden.