Von Susanne Schulte
Wenn die Meisterglocke im Turm des Concordia-Hauses läutet, ist der Borsigplatz für Autos gesperrt. Wie an diesem Sonntag auch. Die Borsigplatz-AnwohnerInnen feierten jedoch nicht den BVB, sondern ihre gute Nachbarschaft in der Nordstadt. Selbstverständlich waren Gäste willkommen, doch beim Still-Leben blieben die Zehntausende aus, die sonst die Fußballer in Dortmund hoch leben lassen.
VertreterInnen von vier Religionen vereint auf einer Bühne – ein guter Start fürs Fest
Schwarz-Gelb war dennoch eine auffällige Farbe: Zu den vielen Vereinen, Kirchengemeinden, Schulen, Familien und Freundeskreisen, die sich einen Tisch reserviert hatten, gehörten diverse Fanclubs. „Es war ein so schönes Fest“, war die einhellige Meinung am Abend. „Das müssen wir unbedingt wiederholen.“
Mit dem Interreligiösen Gebet, das Spar- und Bauvereins-Hausmeister Günter Domscheidt mit der Meisterglocke einläutete, ging’s los. Rabbiner und Pfarrerin, ein islamischer Theologe und katholischer Gemeindereferent vereint auf einer Bühne, war ein guter Start für das Fest.
Oberbürgermeister Ullrich Sierau machte anschließend keine Versprechung, aber berechtigte Hoffnung, dass das Fest nicht das letzte sein werde. Die Vereine würden es ihm danken.
Friesische Familie auf Verwandtenbesuch mit Bohnensuppe und sauren Heringen im Gepäck
Auch wer am und rund um den Borsigplatz wohnt, kennt nicht alle seine Nachbarn. Der Tag eignete sich bestens zur Kontaktaufnahme und auch zur Werbung in eigener Sache. So machte der frisch gegründete Chor Junge Vokalisten auf sich aufmerksam, der am 10. September beim Stadtteilkonzert im Depot auftritt.
Da verkauften die Jungen der Vincenz-von-Paul-Schule aus der Oesterholzstraße den Nordstadthonig, den sie selbst – unter Anleitung von Fachmännern – aus den Waben der schuleigenen Bienen ins Glas gebracht haben.
Da lud eine Großfamilie aus Friesland mit verwandtschaftlichen Kontakten nach Husen an ihren Tisch zu Bohnensuppe und Saurem Hering ein, da freute sich Familie Palapies, mal auf dem Borsigplatz ein Picknick zu machen.
„Tausend Mal bin ich schon mit dem Auto über den Platz gefahren. Als wir vom Still-Leben hörten, haben wir uns sofort einen Tisch reserviert.“
Auf dem Einrad um den Platz – Weil das Gedränge ausblieb, war das gut möglich
Die Piraten hatten ihren Stand zwischen den Hoeschpark-Freunden und der Lydia-Kirchengemeinde, die BVB-Schicksen saßen in Nähe der kfd, SPD und CDU waren eingekreist von BVB-Fanclubs.
Die Eigentümer eines Hauses in der Kamener Straße erzählten aus der 110jährigen Geschichte des Gebäudes, der Radsportverein EinraDOS ließ Interessierte mit Hilfestellung auf einem Einrad den Borsigplatz umrunden. Das war möglich, denn das große Gedränge blieb aus.
So konnten auch die jeweiligen Standbesatzungen dem Schatten folgen und zogen mit ihren Bänken mitten auf die Straße – wenn sie nicht das Glück hatten, einen Tisch unter den Platanen zugewiesen bekommen zu haben.
royalqueezebox: Da staunten die Queen-Fans – und nicht nur
Mitten in der Sonne und mitten auf dem Platz rockten auch Chris and the poor boys ab. Die Truppe, die sonst mobil unterwegs ist, war dieses Mal mit einer Gitarre am Verstärker angestöpselt. Da hatten es Aaron Perry und Roman D. Metzner besser.
Das Duo, das sich royalqueezebox nennt und die grandiosen Queen-Lieder grandios vorträgt – Perry singt und Metzner spielt Akkordeon – ließ die Gäste mit offenen Ohren und Mündern zuhören.
Mikro – brauchen die Musiker nicht, die vor Jahren ihre ersten Auftritte auf der Straße hatten, mittlerweile aber schon für den BVB-Familientag im Stadion gebucht wurden. Und Nachbarn sind sie auch. Sänger Perry wohnt nicht weit weg vom Borsigplatz.
Futtermeile und Spielstraße – Hier hatten die Standbesetzungen keine ruhigen Minuten
Ein besonders heißer Tag war es für die Teams an den Ständen in der Futtermeile, der Borsigstraße. Zur Sonne heizte ihnen noch der Grill ein. Auch die BetreuerInnen in der Spielstraße hatten keine ruhige Minute.
Hier war den ganzen Tag viel, viel los, was für die Qualität des Angebots spricht und den gut ausgesuchten Standort unter den Bäumen.
Die Truppe im ConcordiArt wünscht sich auch mehr solche Tage wie diesen. Stets war der Laden voll, die Kaffeetheke umlagert, die MitarbeiterInnen hatten alle Hände voll zu tun. Auch wenn manch ein Nordstadt-Bewohner sich mehr vom Rest der Dortmunder Bevölkerung auf den Platz gewünscht hätte, vom Fest waren alle begeistert.
Und die Truppe mit der längsten Anfahrt, die Friesen meinten: „Das Wochenende hat sich echt gelohnt.“
(Falls sich das Video nicht darstellt, bitte den Artikel neu laden)
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