Es ist eine erfreuliche Bilanz, die Dogewo-Prokurist Christian Nagel in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord zieht: 18 Problemhäuser in der Nordstadt und angrenzenden Gebieten mit 150 Wohnungen und 7700 Quadratmetern Wohnfläche hat die städtische Wohnungsgesellschaft übernommen und saniert sie gerade mit Millionenaufwand. Allerdings gibt es einen Wermutstropfen: „Wir hoffen, dass wir damit unseren Part getan haben“, sagte Nagel den Nordstadtpolitikern.
Viel Lob für das Dogewo-Engagement – und enttäuschte Hoffnungen
Diese lobten in der Sitzung der Bezirksvertretung der Nordstadt fraktionsübergreifend das Engagement des Unternehmens, welches zu 90 Prozent den Stadtwerken und zu zehn Prozent der Sparkasse gehört.
Allerdings wurde ihre Hoffnung, dass auch zukünftig ähnlich umfangreiche Übernahmen von problematischen Objekten stattfinden, enttäuscht. „Es wird keine weiteren Ankäufe auf diesem Niveau geben“, so Nagel.
Teilweise seien die Eigentumsverhältnisse unklar, mache Häuser nicht verfügbar oder eben auch die Preisvorstellungen der bisherigen Eigentümer unrealistisch.
Hoffen auf die Stiftung Soziale Stadt
Zwar würden auch weitere Objekte betrachtet, doch die Rolle der Dogewo könne sich dabei ändern. Nagel verwies in diesem Zusammenhang auf die Stiftung Soziale Stadt, mit der die Dogewo derzeit ein Modellprojekt in der Brunnenstraße realisiert. Der Umbau wird hier über Grünbau realisiert: Sie macht dort ein Qualifizierungsprogramm für Langzeitarbeitslose und Jugendliche ohne Berufsausbildung. Allerdings sind die Stiftungsmittel begrenzt und reichen aktuell nur für Einzelprojekte.
Sanierungen sollen größtenteils bis Jahresende abgeschlossen werden
Bis Ende 2014 sollen die meisten der übernommenen Objekte fertig saniert und neu vermietet werden. Teilweise mussten sie erst komplett entmistet werden, um eine Kernsanierung zu realisieren. Manchmal konnten die Bewohner dafür in schon sanierte Wohnungen in anderen Objekten umziehen.
Dogewo soll verstärkt auf Mitarbeiter mit Migrationshintergrund setzen
Während beispielsweise in der Nettelbeckstraße die Neuvermietung problemlos funktioniert, ist die Vermarktung der Gebäude in der Mallinckrodt- und Bornstraße schwieriger. Aber auch dort ist das möglich – wie die Politiker auf das umfangreiche Engagement des Privat-Eigentümers Christian Schmidt verwiesen.
Die Linke regte an, dass die Dogewo verstärkt auf Mitarbeiter mit Migrationshintergrund setze. Damit hätte beispielsweise die Sparkasse in der Nordstadt gute Erfahrungen gemacht. Dann entstehe ein Vertrauensverhältnis und die Vermietung werde leichter.
Reaktionen
Frühstück | Ruhrbarone
[…] Nordstadt: Dogewo plant keinen weiteren Ankauf von Problemhäusern im großen Stil…Nordstadtblogger […]
Lilalaunebär
„Die Linke regte an, dass die Dogewo verstärkt auf Mitarbeiter mit Migrationshintergrund setze. Damit hätten beispielsweise die Sparkasse in der Nordstadt gute Erfahrungen gemacht. Dann entstehe ein Vertrauensverhältnis und die Vermietung werde leichter.“ – das halte ich für Schwachsinn.
Die Wohnungen in der Nettelbeckstraße sind schön weil neu. Da wurde wirklich gute Arbeit geleistet. Aber das hat auch seinen Preis, den sich klamme Studenten kaum leisten können. Teilweise kommen die preislich schon an das Niveau im Kreuzviertel und in DO-West heran und wer die Kohle hat, zieht diese Lagen in der Regel vor. Speziell die Wohnungen in der Nettelbeckstraße sehe ich preislich, von der Lage und Ausstattung her daher eher als Angebot für junge Berufstätige. Und die brauchen – ob mit oder ohne Mihigru – ganz sicher kein besonderes Vertrauensverhältnis durch Quotenmigranten bei der Dogewo. Aber naja, die Linke verdient ihre Stimmen halt mit Opfermythen…
Mein Eindruck ist, dass die Vermietung eher am Preis-Leistungs-Verhältnis scheitert. Und da spielt die Lage sicherlich eine Rolle: Menschen, die den Norden bewusst anderen Stadttteilen vorziehen, gibt es nicht viele. Selbst im Hafenviertel leistet man noch „Pionierarbeit“. Kreuzviertel und einige Ecken in DO-West sind bequemer weil schon alles da ist. Locken könnte man junge Menschen, also Gentrifizierungsklientel wie sich die Stadtoberen das sicher wünschen, mit wirklich günstigen Mieten. In der Nettelbeckstraße wurden allerdings erst kürzlich die Preise für Neuvermietungen angehoben. Für 44 qm zahlt man dort über 400,- Euro warm. Im Winter gab es die Buden noch etwas günstiger. Scheinbar ist die Dogewo also doch nicht so sehr Samariter, wie sie sich gerne gibt. Wie viel die Wohnungen in der Mallinckrodtstraße und Bornstraße kosten, weiß ich nicht. In der Nettelbeckstraße sind sie jetzt jedoch deutlich über Preis für die Nordstadt und das erschwert die Vermietung und die „Ansiedlung“ junger Menschen doch deutlich. Denn – und das ist das Perverse: Die Arge zahlt ohne Murren und mit HartzIV eine solche Bude zu bewohnen, gleicht fast einem Lottogewinn. Nur werden die feuchten Gentrifizierungsträume mit HartzIV-Beziehern eher nicht wahr.