Die Stadterneuerung hat in der Bezirksvertretung Nordstadt die Planungen zum Hoeschpark vorgestellt und gegen Kritik verteidigt. Und auch auf die zahlreichen teils kritischen Fragen des Freundeskreises Hoeschpark gab es Antworten. Die Stadt Dortmund plant seit längerem den Umbau des Hoeschparks in der Nordstadt – unter Einbezug des angrenzenden Freibades Stockheide zu einem überregionalen Integrations-, Gesundheits-, Sport- und Freizeitpark.
Vorschläge aus dem Beteiligungsverfahren blieben wegen der Kosten unberücksichtigt
Das Vorhaben drängt, denn die akquirierten Fördermittel stehen nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Die Stadt trägt zehn Prozent der Gesamtkosten. Die belaufen sich auf satte fünf Millionen Euro. Der Rest stammt von Land, Bund und EU. Doch zu Teilaspekten des Planvorhabens gibt es auch kritische Stimmen.
___STEADY_PAYWALL___
Die Planung ist stark gebäudebezogen. Ein beträchtlicher Teil (knapp die Hälfte) der zur Verfügung stehenden fünf Millionen Euro wird nämlich in die Ertüchtigung der beiden größeren Bestandsgebäude in dem Park, in das Sport- und das Tennisheim fließen.
Daher wird nicht nur aus dem Freundeskreis Kritik laut, dass viele Vorschläge aus dem Beteiligungsverfahren nicht umgesetzt worden seien. „Wir haben vieles aus der Beteiligungswerkstatt berücksichtigt. Aber nicht alles war finanzierbar bzw. musste kleiner ausfallen“, machte Uta Wittig-Flick, Teamleiterin bei der Stadterneuerung der Stadt Dortmund, deutlich.
Fehlende bzw. unzureichende Barrierefreiheit im Sport- und Tennisheim als Kritikpunkt
Ein Hauptkritikpunkt ist die nach Ansicht der Kritiker*innen nicht ausreichende Barrierefreiheit. So ist beim Umbau der Do-Bo Villa zum Sportheims zwar der Einbau eines Fahrstuhl vorgesehen. Doch die Umkleiden im Untergeschoss werden dadurch nicht erreicht. „Warum geht der Fahrstuhl nicht dorthin? Im Obergeschoss ist zudem kein Behinderten-WC und auch die Türbreiten sind eigentlich zu schmal“, hakte Ute Ellermann, Vorsitzendes des Freundeskreises, in der BV-Sitzung nach.
Die fehlende Barrierefreiheit im Tennisheim bemängelte Cüneyt Karadas (SPD). So sei die Küche im Obergeschoss vorgesehen. Ein Aufzug fehlt jedoch. „Ein solcher Umbau muss zeitgemäß und barrierefrei sein“, kritisierte das BV-Mitglied. Nicht nur mit Blick auf Rollstuhlfahrer*innen, sondern auch auf Familien mit Kinderwagen wie auch für die geplante Gastronomie.
Sina Hammwöhner, Projektleitung für den Umbau des Hoeschparks, verteidigte die Planungen. „Im Sportheim haben wir sehr für die Barrierefreiheit gekämpft. Ursprünglich war gar kein Aufzug vorgesehen“, so Hammwöhner. Aber aus Kostengründen reiche dieser nicht ins Untergeschoss. Weitere Umkleiden, die barrierefrei seien, gebe es auf dem Gelände.
„Im Erdgeschoss wird eine barrierefreie Toilette entstehen. Im Obergeschoss haben wir darauf aus Kostengründen verzichtet. Die oberen Räume aber sind barrierefrei erreichbar.“ Auch im Tennisheim habe man aus Kostengründen auf den Aufzug verzichten müssen, auch wenn dadurch das Obergeschoss nicht barrierefrei sei.
Das verwunderte: „Nach Landesbauordnung sind Sie doch zur Barrierefreiheit verpflichtet. Oder nehmen sie Ausnahmetatbestände in Anspruch?“, hakte beispielsweise Andreas Urbanek (AfD) nach. „Wir erschließen weitestgehend barrierefrei“, sagte Uta Wittig-Flick mit Blick auf das Erdgeschoss. „Die Umkleiden werden aber Sportler nutzen, die nicht beeinträchtigt sind. Wir müssen das im Gesamtkontext sehen. Die Kosten spielen eine Rolle.“
Förderung des Radverkehrs spielt noch keine Rolle beim Hoeschpark-Umbau
Noch völlig unberücksichtigt bleiben die Ideen zur besseren Anbindung des Parks für Radfahrer*innen. „Was ist mit dem Grünstreifen entlang der Nordspange. Die kann man nicht mehr erkennen in der Planung, ebenso wenig wie den Zugang zum Westfalenhütten-Gelände. „Ist das noch geplant?“, fragte Ute Ellermann nach.
Am „Grünen Ring“ halte die Stadt weiter fest. „Wir werden jetzt aber nicht die Möglichkeit haben, das einzubeziehen“, so Wittig-Flick. Das Grundstück gehöre der Thyssen-AG. Doch das Bodenmanagement sei nicht abgeschlossen. Daher könne die Stadt nicht so schnell darauf zugreifen.
„Es ist aber nicht ad acta gelegt, können das aber erst 2025ff bearbeiten. Das wird Thema im Rahmen der Stadterneuerungsförderung und Baustein in Gesprächen mit dem Ministerium sein“, stellt die Teamleiterin der Stadterneuerung in Aussicht. Auch der Gartenstadt-Radweg werde als Baustein mit auf die Agenda genommen, aber auch nicht zum jetzigen Zeitpunkt.
„Die Fahrradsituation im Park wird zunächst unverändert sein. Wenn der Park nach hinten geöffnet und die Hoeschallee gebaut wird, werden wir uns dem Radverkehr intensiv annehmen“, wo Wittig-Flick.
Unbefriedigende Zeitperspektive bei einem solch zentralen Thema wie der Radverkehr
Diese Aussage und Zeitperspektive stieß vielen der bei der Sitzung anwesenden Politiker*innen sauer auf. „Und was ist mit der Anbindung an die Innenstadt – wie sieht es damit aus? Und mit der Brücke über die Brackeler Straße“, wollte Rico Koske (Grüne) wissen.
„Die Fahrradwege werden geprüft. Im Moment ist die Situation aber nicht so, dass man mal eben einen Radweg neu bauen kann. Südlich der Brackeler Straße und der Metro ist alles nicht erquicklich. Das kann aber jetzt nicht mit abgearbeitet werden – teils sind die Flächen auch im Eigentum der Bahn“, so Wittig-Flick. Im Rahmen der Gestaltung des Grünen Rings werde dies aber auch thematisiert.
„Fahrradfahren ist ein zentrales Thema in der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung. Dass es dazu keine Aussagen beim Hoeschpark gibt, ist sehr unbefriedigend, aus welchen Gründen auch immer“, kritisierte Dorian Marius Vornweg (CDU). Das sei von „zentraler Wichtigkeit für den Stadtteil“ und daher sei es „enttäuschend, auch wenn der Wille da ist“.
Von daher endet die Hauptachse durch den Hoeschpark weiterhin „in der Sackgasse“ und das Radfahren bleibt weiterhin – zumindest offiziell – verboten. „Beim Grünen Ring wird das ganze Fahrradnetz auf die Agenda genommen, dann prüfen wir alle Anschlüsse. Noch bleibt es eine gefühlte Sackgassenfunktion“, verteidigt Wittig-Flick.
Das Freibad Stockheide steht zwar namentlich im Konzept, bleibt aber unberücksichtigt
Ein weiteres Reizthema ist das Freibad Stockheide. Bei der Planung ist vom „Einbezug des angrenzenden Freibades Stockheide zu einem überregionalen Integrations-, Gesundheits-, Sport- und Freizeitpark“ die Rede. Doch bei den eigentlichen Planungen bliebt es bei den Investitionen unberücksichtigt und wird noch nicht einmal mehr an maßgeblicher Stelle erwähnt. Auch dazu hakten BV-Mitlgieder und Freundeskreis nach.
„Das Freibad ist ein Sonderbaustein, den wir nicht in die Förderung aufnehmen können. Ein EU-gefördertes Projekt lässt nicht zu, dass wir ein Freibad in die Förderung aufnehmen. Daher reden wir nur von den Wegeverbindungen“, verdeutlicht Uta Wittig-Flick. Ein förderrechtliches Problem: Würde das Freibad berücksichtigt, müssten auch die zu erwartenden Einnahmen im Bad selbst eingerechnet werden.
„Das Förderrecht schließt die Förderung von Bädern aus. Wir sind aber sehr intensiv mit dem Sport- und Bäderbetrieb im Gespräch, der die Zukunft des Freibads prüft. Das wird der Politik im Sommer vorgestellt“, hieß es dazu von der Stadterneuerung.
„Wir wissen: Es ist ein wichtiges Freibad für die Nordstädter. Aber mit dem Geld und den Förderzugängen haben wir keine Möglichkeit dazu. Wie es nach der Machbarkeitsstudie in den nächsten 20 bis 30 Jahren weiter geht, dazu wird es eine Extravorlage geben“, betonte Wittig-Flick.
Der Center-Court soll künftig für Tennis und Basketball nutzbar sein
Die Tennisanlage ist derzeit noch ein Stiefkind des Hoeschparks. Mehrere Plätze sind seit Jahren außer Betrieb und überwuchert. Der Center-Court ist zudem pflegeintensiv, was den kleinen Verein überfordert. Gleiches gilt für das Tennisheim. Daher wird nicht nur das Tennisheim, sondern auch ein Teil der Plätze überplant. Auf den außer Betrieb genommenen Plätzen wird ein Sporthain entstehen.
Der Center-Court wird auf Bitten des Tennisvereins umgestaltet, so dass er künftig nicht nur für Tennis, sondern auch für Basketball nutzbar wird. „Der Input dazu kam vom Jugendamt. In der ganzen Stadt gibt es kein Basketball-Outdoor-Feld in Originalgröße“, erklärte Sina Hammwöhner.
Deshalb wird der bisherige Sandplatz zu einem Asphaltplatz mit Kunstoffbelag, der für beide Nutzungen funktioniert. Die zu errichtenden Basketballkörbe bleiben dann dauerhaft stehen, die Netze müssen abgebaut werden. „Wir sind noch in der Prüfung, ob das Netz auch höhenverstellbar wäre, um den Platz auch für Volleyball zu nutzen.“
Das geschehe nicht gegen den Willen des Vereins, nahm die Stadterneuerung den BV-Mitgliedern die Sorgen. „Der Verein braucht den Center Court drei Mal im Jahr bei Turnierveranstaltungen. Der wäre dann dafür reserviert. Und die sechs Tennis-Sandplätze bleiben wie sie jetzt sind und stehen exklusiv für den Tennis zur Verfügung“, so Hammwöhner.
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
Ein Leistungszentrum für den angelsächsischen Sport im Hoeschpark soll das Freibad Stockheide retten
Baseball-U15-Europameisterschaften: Deutsche Nationalmannschaft begeistert im Hoeschpark
Das Freibad Stockheide – das Paradies in der Nordstadt: „Die Sonne scheint im Hoeschpark besser“