Von Lia Lenz
„Nordmarkt, wir machen was zusammen“ – so rappen es Velix Recula und Einz und Einz von der Bühne auf dem Nordmarkt. Und tatsächlich sieht man so manche Köpfe zu den Beats nicken, die man sonst nicht als Rap-Liebhaber vermuten würde. So ist es eben auf dem Nordmarkt, da kommen die verschiedensten Menschen zusammen.
Klangpoet sorgen für viel gute Laune auf dem Nordmarkt
Heute an diesem 12. Kulturpicknick wird gefeiert. Als die Band Klangpoet auf die Bühne kommt, sorgen sie für genauso viel gute Laune, wie die vielen Kinder, die zu der Musik tanzen.
Ekrem und Leonie von der Band freuen sich vor allem über die Familien mit Kindern, die hatten sie hier eher nicht erwartet. Den Nordmarkt hatten sie sich vor dem Auftritt „rebellischer“ vorgestellt.
Ekrem gefällt das Multikulti und die gute Laune, für ihn der Beweis, dass „Musik verbindet.“ Und er hat Recht, den Gästen des Kulturpicknicks gefällt das Fest und die Auftritte der Bands.
Alt-eingesessene Nordmarkt-Anwohner kritisieren Situation am Platz
Jedoch kommentieren alt-eingesessene Nordmarkt-Anwohner auch kritisch: „Sowie das Fest hier vorbei ist, wird doch alles wieder wie immer. Alkohol, Drogen, Gewalt, Beschaffungskriminalität“, erzählt Hans Rybak.
In den letzten zwei Jahren sei es schlimmer geworden, vor allem mit der Gewalt, berichtet Klaus Joachim Höner, der mit seiner Ehefrau Elfriede auf dem Fest ist.
Die beiden leben seit 43 Jahren am Nordmarkt. „In den letzten zwei Jahren wurde ich dreimal überfallen“.
Der Tenor am Bierzelttisch ist eindeutig: Die sechs alteingesessenen Nordmarkt-Anwohner nehmen die Integrationsbemühungen wahr, freuen sich auch über die Initiative, aber fühlen sich letztlich nicht mehr wohl.
Langjährige Bewohner des Quartiers vermissen wirkliche Hilfe seitens der Stadt
Das Ehepaar Höner wird wegziehen, die Angst und die Erfahrungen mit der Gewalt am Nordmarkt ist zu groß geworden.
Kapitulieren. Die Bemühungen seitens der Stadt wahrnehmen, sich aber nicht wirklich geholfen fühlen. So geht es auch Karin. Sie jobbt bei „Passgenau“ der Diakonie Dortmund und kümmert sich um die Beete am Nordmarkt.
Die Arbeit macht ihr Spaß, sie leistet gerne ihren Beitrag zur Verschönerung des Nordmarktes.
Auch mit den Familien und Kindern kommt sie gut klar. Manchmal müsse zwar man aufmerksam machen, dass die Beete nicht zertrampelt werden, aber die meisten Familien sind vernünftig und auch dankbar für ihr Engagement in den Beeten.
Tägliche „Sisyphos-Arbeit“ frustiert Gärtnerin am Nordmarkt
Der Schreck kommt, wenn sie nachmittags oder am Abend nochmal vorbeischaut. Dann ist häufig viel von ihrer Arbeit wieder zunichte gemacht. Spritzen, Kot, Vandalismus.
Sie suchte das Gespräch mit Politikern, doch so richtig geholfen wird ihr nicht. Es ärgert sie auch, wie von offizieller Seite mit dem Problem umgegangen wird: „Wir arbeiten hier Tag für Tag an den Beeten, leisten Sisyphos-Arbeit.
Mir kommt es manchmal so vor, als ob wir das nur für dieses eine Foto in der Zeitung machen, auf dem man dann die Honoratioren der Stadt sieht, die sich mit einem Gießkännchen hübsch lächelnd vor die Beete stellen.“
Konzerte an jedem Sonntag bis zum Abschluss mit Familienfest am 21. September
Das Fazit: Das Fest mit seinem tollen Musikangebot ist beliebt, danach kommt jedoch wieder der alte Nordstadt-Blues auf. Ändern wird sich das wahrscheinlich nur, wenn man nicht aufgibt nach dem Motto zu handeln: „Nordstadt, wir machen was zusammen.“
Weitere Konzerte bei Musik.Kultur.Picknick:
- 31.08., Zuchini Sistaz und NIA
- 07.09., Bruno und Hungry Wolves
- 14.09., Kapelsky
- 21.09., Abschluss mit Familienfest und der Connemara Stone Company und Sir Plain
Reader Comments
Andreas Cierpiol
Ein sehr guter Artikel, der mit jeder Zeile den Nagel auf den Kopf trifft!
Erika
Naja, kein Wunder, dass die Politiker nichts zu den Problemen sagen. Wer Unbequemes anspricht, wird schließlich umgehend des Amtes enthoben. Dann lieber schweigen und so tun, als sei alles prima.