Abgesperrte Straßen, ein Helikopter in der Luft und Polizeiautos soweit das Auge reicht: Weil Dortmunder Neonazis ihre rechte Ideologie und Rassismus auf dem Nordmarkt verbreiten wollten, wurde das Gebiet um den beliebten Treffpunkt am Sonntagmittag bereits Stunden vor der Demo abgeriegelt. Die Kundgebung der Rechten war eine Reaktion auf eine antifaschistische Kundgebung auf dem Wilhelmplatz in Dortmund-Dorstfeld.
80 Neonazis gingen akustisch gegen 200 Gegendemonstrant*innen unter
Rund 80 Personen trafen am Nachmittag an der Haltestelle Brunnenstraße ein und marschierten in Polizeibegleitung zum Nordmarkt. Hier trafen sie auf rund 200 Gegendemonstrant*innen, die sich aus Anwohner*innen, Parteien und Antifaschist*innen zusammensetzten, und ein noch größeres Polizeiaufgebot.
Ihre Kundgebung traf auf wenig Gegenliebe und wurde immer wieder von Trillerpfeifen oder den Parolen des Gegenprotests übertönt. So konnten die Reden der Rechten lediglich von ihren Kamerad*innen verstanden werden. Besonders absurd: Auf dem Nordmarkt präsentierten die Neonazis ein Banner mit der Aufschrift „Gemeinsam für Gelsenkirchen“.
Nach etwa einer Stunde endete der Neonaziausflug in das Dortmunder Viertel, das sie selbst so verachten. Mit der Bahn ging es in Richtung Innenstadt und zurück nach Dorstfeld, wo am Nachmittag eine Kundgebung der Autonomen Antifa 170 stattgefunden hatte. Diese hatte es sich zum Ziel gesetzt den „Mythos Dorstfeld“ zu „zerstören“. Immer wieder hatten Neonazis das Viertel zu ihrem „Nazi-Kiez“ ernannt – eine Bezeichnung, der auf diesen vielfältigen Stadtteil nie zutraf.
Kundgebung auf dem Wilhelmplatz – „Der Nazi-Kiez-Mythos bröckelt immer weiter“
Rund 60 Personen beteiligten sich, parallel zum Gegenprotest am Nordmarkt, an der Kundgebung auf dem Wilhelmplatz. Es war die dritte antifaschistische Kundgebung auf dem Platz in diesem Jahr. „Der Nazi-Kiez-Mythos bröckelt immer weiter. Die Nazis hatten angekündigt, Dorstfeld gegen uns zu verteidigen. In Dorstfeld selbst standen fünf Nazis und haben Bier getrunken“, resümiert Kim Schmidt, die Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170.
Neben der Antifa zog auch die Polizei an diesem Tag ein positives Fazit: „Das Ziel, das Recht auf Versammlungsfreiheit zu schützen, haben meine Einsatzkräfte heute erreicht. Wir haben den Gegenprotest gegen die rechtsextremistische Versammlung am Nordmarkt auf Sicht- und Hörweite herangelassen“, so der Polizeiführer dieses Einsatzes, Polizeidirektor Thomas Pierenkämper. Laut der Polizei verliefen alle Versammlungen störungsfrei.
Weiter „stören“ wollen hingegen die Dortmunder Antifaschist*innen: „Wir haben heute deutlich gezeigt, dass Antifaschist:innen im Kampf gegen Rechts nicht nachgeben. Auch nach ein paar Wegzügen hat sich die Nazi-Problematik in Dortmund nicht erledigt“, erklärt Schmidt. Das habe sich auch in der vergangenen Woche gezeigt, als ein WDR-Journalist bei Dreharbeiten in Dorstfeld attackiert und ein Stolperstein beschädigt wurde (Link am Ende).
Für den Jahrestag des NWDO-Verbots plant die Antifa eine Demo von der City zum Wilhelmplatz
In ihrem Redebeitrag präsentierte die Autonome Antifa 170, wie „Anti-Nazi-Aktionen“ geplant werden und kündigten dabei an, dass man am 22. August eine Demonstration von der Innenstadt zum Wilhelmplatz plane. Ein Datum, dass die Antifaschist*innen nicht zufällig ausgewählt hatten. Am 23. August jährt sich das Verbot des Nationalen Widerstand Dortmund (NWDO).
Kurze Zeit später organisierte sich ein Großteil der beteiligten Neonazis in der Partei „Die Rechte“. „Die Nazistrukturen wurden damals nicht zerschlagen. Um rechte Strukturen zu zerschlagen, muss ein kontinuierlicher Kampf gegen rechte Ideologien auf allen Ebenen geführt werden“, so Kim Schmidt. Weil eine einzelne Kundgebung eben nicht ausreiche, habe man die Demonstration am 22. August geplant.
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