Anlässlich des 150. Jahrestages der Gründung der ersten deutschlandweiten Gewerkschaft – dem Allgemeinen Deutschen Zigarrenarbeiterverein – wird Nordstadtbogger.de in den nächsten Wochen aus der 165-jährigen Geschichte der Dortmunder Sektion berichten, aus der später die NGG entstanden ist.
Anfang der 80er Jahre konnte die NGG einen Meilenstein für die Beschäftigten in der Hotel- und Gaststättenbranche (HoGa) setzen. Durch einen Tarifvertrag wurde die schrittweise Einführung der 40-Stunden-Woche an fünf Arbeitstagen vereinbart.
An sechs Tagen wurde teilweise über 50 Stunden in der Woche gearbeitet
Die Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe sind durch vielfältige Belastungen gekennzeichnet: Lange und ungünstige Arbeitszeiten, schwere körperliche Arbeit, Stress – vor allem in den Spitzenzeiten mittags und abends –, Hitze, Temperaturschwankungen und Lärm.
Das HoGa-Gewerbe war einer der letzten Bereiche, in dem die 40-Stunden-Woche noch nicht galt. Vielmehr wurde an sechs Tagen, auch samstags und sonntags, teilweise über 50 Stunden in der Woche gearbeitet.
Mehr als heute traf damals zu, was die NGG 1981 in einer Broschüre zusammenfasste: „Wenn andere Menschen Freizeit haben und sich erholen können, herrscht in Hotels und Gaststätten Hochbetrieb“.
Aus diesem Grund gingen die Beschäftigten auf die Straße und forderten die Fünf-Tage-Woche. Die Speerspitze waren unter anderem Dortmunder Bäcker, Kellner und Köche, die bereits am 1. Mai 1980 ihre Forderungen in die Öffentlichkeit trugen.
Tarifverhandlungen im Jahr 1981 legten ein Augenmerk auf die Verkürzung der Arbeitszeit
Deshalb legte die NGG bei den Tarifverhandlungen im Jahr 1981 ein besonderes Augenmerk auf die Verkürzung der Arbeitszeit. Nach schwierigen Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband konnte der Durchbruch erzielt werden.
Es wurde ein Manteltarifvertrag abgeschlossen, der die Arbeitszeit stufenweise auf 40 Stunden in der Woche reduzierte und eine Verteilung auf fünf Tage vorsah. Zudem konnte erstmalig erreicht werden, dass auch Beschäftigte des HoGa-Bereichs vermögenswirksame Leistungen erhielten.
Auch in den folgenden Jahren konnte die NGG für ihre Mitglieder im Gastgewerbe weitere Erfolge erzielen. Trotzdem besteht bei der Regelung der tariflichen Arbeitsbedingungen im Gastgewerbe noch immer erheblicher Nachholbedarf.
Die früheren Teile der Serie auf nordstadtblogger.de:
- NEUE SERIE – 150 Jahre Gewerkschaft: Eine Geschichte von ständigen Kämpfen und neuen Herausforderungen
- SERIE (2) – Die NGG und ihre Vorläufer: Zigarrenarbeiter gehörten zu den Pionieren der Gewerkschaftsbewegung
- SERIE (3): Wilhelm Brülling – ein überzeugter Gewerkschafter und Mitbegründer der NGG in Dortmund
- SERIE (4): Arbeitsbedingungen der Bäcker um 1900 – Katastrophale Hygiene und Mäuse im Brot
- SERIE (5) Konsumverein in Dortmund gegründet: Mehr Mitbestimmung und eine bessere soziale Stellung für Arbeiter
- SERIE (6): Die Dortmunder Gewerkschaften unter dem Hakenkreuz – Verboten und gleichgeschaltet
- SERIE (7): Es begann die Stunde Null nach dem Zweiten Weltkrieg – Von Pferden und Kartoffelschalen
- SERIE (8) Kein Brauerstreik 1961: Ein Sieg der Vernunft – „Durststrecke“ bei den Dortmunder Brauereien verhindert