Arbeitsverträge mit einem festgelegten Ablaufdatum: Viele Betriebe in Dortmund greifen auf befristete Arbeitsverträge zurück. Ein Vorgehen, das aus der Sicht der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für Unsicherheit bei den Arbeitnehmer:innen sorgt. Denn ein befristeter Arbeitsvertrag bringt nicht nur Vorteile für die Arbeitnehmer:innen mit sich, weshalb die NGG die Abschaffung befristeter Arbeitsverträge ohne konkreten Sachgrund fordert.
Anteil der befristeten Arbeitsverträge in Dortmund höher als bundesweiter Durchschnitt
Laut Angaben der NGG Dortmund haben im ersten Quartal dieses Jahres sowohl private als auch öffentliche Arbeitgeber:innen in Dortmund etwa 21.500 Arbeitsverträge abgeschlossen. Das Besondere dabei: Der Anteil der befristeten Jobs lag bei 35 Prozent, wie Torsten Gebehart von der NGG angibt – ein Wert, der sogar leicht über dem bundesweiten Durchschnitt von 34 Prozent liegt.
Der bestehende Fachkräftemangel biete eigentlich einen Anlass, langfristig in neue Mitarbeiter:innen zu investieren, was jedoch nicht passiert, wie die NGG beschreibt. Denn trotz des Fachkräftemangels „verzichten einige Betriebe in Dortmund nach wie vor darauf, ihre Beschäftigten zu binden: Sie drücken ihnen Verträge mit Zeitlimit in die Hand“, so Gebehart.
Die Gewerkschaft NGG fordert daher die Abschaffung von Befristungen ohne sachlichen Grund. Darunter fällt beispielsweise die Überbrückung der Elternzeit. Dafür sei es in ihren Augen notwendig, die gesetzlichen Regelungen für befristete Verträge zu verschärfen.
Zwar habe die Ampel-Koalition eine entsprechende Reform angekündigt, doch sei sie nicht umgesetzt worden. „Das ist nur eine von vielen liegengebliebenen Aufgaben der Ampel. Aber eine, die für die Beschäftigten wichtig ist“, so Gebehart. Dies sei nun Aufgabe der nächsten Bundesregierung aus der Perspektive der NGG.
Befristete Arbeitsverträge haben weitreichende Auswirkungen laut der NGG
Wie weitreichend die Auswirkungen von befristeten Arbeitsverträgen sind, erläutert die NGG: Vor allem in Bereichen wie der Wohnungssuche und der Finanzplanung sei das deutlich spürbar. Arbeitnehmer:innen mit einem befristeten Job werden häufig von Vermieter:innen als unsichere Mieter:innen eingeschätzt, was sich dann auf die Wohnungssuche auswirkt.
Auch beim Kauf größerer Anschaffungen sehe es ähnlich aus: Banken und Kreditgeber:innen schätzen befristete Arbeitsverträge nicht als stabiles Einkommensverhältnis ein. „Oft kommt dadurch sogar die Familienplanung ins Rutschen“, wie die NGG es beschreibt.
Doch auch die junge Generation spüre laut Angaben der NGG die Effekte befristeter Verträge. Rund 48 Prozent der Neueinstellungen von unter 25-Jährigen Arbeitnehmer:innen seien befristet.
Zudem „nutzen Arbeitgeber die vermeintlich schwächere Position von Menschen aus, die keine Berufsausbildung haben“, weshalb häufig ein befristeter Vertrag ausgehängt werde, fügt Gebehart hinzu. Gemäß einer Analyse der Böckler-Stiftung hätten nur rund 28 Prozent der Menschen mit einer Berufsausbildung einen befristeten Arbeitsvertrag.
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