Der Bau des Instandhaltungswerkes für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) in der Nordstadt ist in vollem Gange. Anders sieht das bei den Bauarbeiten an der Strecke und den Brücken aus. Hier hat das Bundesverkehrsministerium für einen Stillstand gesorgt, da die vor zwei Jahren abgeschlossenen Planungen teilweise wieder über den Haufen geworfen werden. Einblicke dazu gab es in der Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord.
Kosten für den Bau der RRX-Strecke belaufen sich auf 2,5 Milliarden Euro
Michael Kolle und Jennifer Schild von der DB Netz AG stellten die Planungen vor, die gleich mehrere Enttäuschungen für die KommunalpolitikerInnen beinhalteten.
Der RRX soll Köln und Dortmund künftig mit modernen neuen Zügen im Viertel-Stunden-Takt verbinden – bisher gibt es nur jede Stunde eine Verbindung. Doch es gibt keine zwei eigenen Gleise, was den RRX schneller und unabhängiger vom sonstigen Verkehr und den entsprechenden Problemen gemacht hätte.
Stattdessen müssen im laufendenden Betrieb in 14 Planfeststellungsbereichen viele Aus- und Erweiterungsbauten gemacht werden. 192 Weichen werden neu eingebaut, 123 Kilometer Schienen neu verlegt, 26 Brücken neu gebaut und 40 weitere Brücken erweitert. Außerdem müssen 210.000 Quadratmeter Schallschutzwände neu errichtet werden. Die Baukosten belaufen sich auf rund 2,5 Milliarden Euro.
Schnelle Verbindung von Dortmund nach Münster wird nicht kommen
Dortmund wäre eine besondere Herausforderung geworden – hier hätte es – um ein fünftes südliches Gleis zu verlegen – sehr viele Eingriffe geben müssen. Diese wären notwendig, um Platz für die Strecke nach Münster zu schaffen. Doch das ist vorerst abgeblasen – der Verkehrswegeplan sieht eine andere Streckenführung vor.
Die schnelle Verbindung von Dortmund nach Münster wird es nicht geben – die rund 3000 PendlerInnen gucken in die Röhre. Ursprünglich war für den RRX 1 ein Abzweig in Richtung Münster ab Dortmund vorgesehen. Bisher braucht der Zug mindestens 51 Minuten – die neue schnelle Verbindung hätte die PendlerInnen in 30 Minuten nach Münster gebracht.
In den neuen Plänen soll die RRX-Linie 7 über Gelsenkirchen und Wanne-Eickel nach Münster führen. Das würde dann künftig sogar mindestens 68 Minuten dauern. Änderungen an den neuen Planungen wird es wohl nicht vor 2030 geben – so lange läuft der Bundesverkehrswegeplan.
Durch Neuplanung sind keine Eingriffe in private Flächen in Dortmund nötig
Die Intention der Neuplanung ist klar: Es werden in Dortmund deutlich weniger Arbeiten nötig sein. Das aufwändige Kreuzungsbauwerk auf der Ostseite des Hauptbahnhofs wird nicht gebaut werden müssen.
Außerdem wird es keine Eingriffe in private Grundstücke geben, die für einen Ausbau der Strecke Richtung Lünen/ Münster nötig gewesen wären.
Statt fünf sollen künftig nur drei Züge gleichzeitig im Dortmunder Hauptbahnhof abgefertigt werden, machte Jennifer Schild, Projektingenieurin für Bereich Dortmund, deutlich. Zwei statt acht Eisenbahn-Überführungen, 31 statt 62 Weichen, ein statt 23,3 Kilometer Gleisneubau und und nur 2,8 statt 7,5 Kilometer Gleisumbau werden nun nötig sein.
Auch die Erweiterung der Brücken und der Ausbau des Schallschutzes werden nun nicht kommen. Doch genau diese waren von der Politik gewünscht – die Brücken sind nun schon rund ein Jahrhundert alles andere als ansehnlich.
Bahn muss für Dortmund völlig neu planen – das kann viele Jahren dauern
Das größte Problem hat allerdings die Deutsche Bahn AG als Planerin: Die Bauplanungen für Dortmund sind nun ebenfalls um Jahre zurückgeworfen. Bis zum Baubeginn werden nun für die Grundsatzplanungen rund acht Jahre Planungs- und Abstimmungszeit benötigt, bevor überhaupt mit den eigentlichen Bauplanungen (wann wird welcher Abschnitt von welchem Unternehmen gemacht) begonnen werden kann.
Zum Vergleich: Die alten Planungen waren vor zwei Jahren abgeschlossen. Jetzt hätte mit dem Bau begonnen werden können. Daraus wird nun nichts – ebenso wenig wie aus attraktiveren Brücken und der schnellen Verbindung nach Münster.
Reaktionen
Grünen-Fraktion
Rhein-Ruhr-Express für Dortmund ausgebremst?
„Die aktuellen Planungen der Deutschen Bahn sind mehr als schlechte Nachrichten für die Stadt Dortmund, für das östliche Ruhrgebiet und vor allem für die vielen Pendler, die seit Jahren auf eine schnellere Nahverkehrsverbindung zwischen Dortmund und Münster hoffen“, kommentiert Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN, die neuen Pläne der DB Netz AG, die jetzt bekannt wurden.
Demnach wird jetzt der RRX-gerechte Umbau des Bahnknotens Dortmund ohne die Anbindung nach Münster geplant.Nachdem der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Lünen und Münster im Bundesverkehrswegeplan nicht in den dringlichen Bedarf aufgenommen wurde, hatte die Bahn angekündigt, ihre RRX-Planungen für die Anbindung Dortmunds auf den Prüfstand zu stellen.
Die GRÜNEN befürchteten, dass Dortmund bei der RRX- Verbindung nach Münster abgehängt werden würde. Eine Aufforderung an die Dortmunder Bundestagsabgeordneten, sich in den Beratungen des Bundesverkehrswegeplans mit Nachdruck für die Hochstufung des zweigleisigen Ausbaus in den vordringlichen Bedarf einzusetzen, wurde deshalb im Ende letzten Jahres mit großer Mehrheit im Rat beschlossen.
Ingrid Reuter: „Die Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans läuft derzeit noch, der Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisse werden erst für Ende 2017 erwartet. Dennoch soll der Umbau für den RRX in Dortmund schon ohne die Weiterführung der Strecke nach Münster geplant werden. Die Enttäuschung über die Änderung der Pläne zur Unzeit soll mit der Aussicht auf eingesparte 300 Mio. Euro und einer kürzeren Bauzeit versüßt werden. Das Projekt RRX läuft seit fast 15 Jahren. Es sollte weiterhin das Ziel sein, auch die wichtige Verbindung zwischen östlichem Ruhrgebiet und dem Münsterland zu verbessern. Das war auch überregional Konsens aller Gebietskörperschaften und der Industrie- und Handelskammern. Mit der abgespeckten Planung darf der dringend nötigen Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Schienen-Infrastruktur jetzt nicht vorgegriffen werden. Dafür werden uns auch bei unseren GRÜNEN Vertreter*innen in Bund und Land einsetzen.“
Sabine Poschmann (SPD-MdB)
Luftnummer des Staatsekretärs: Doch kein neuer Stand bei Münster-Lünen
„Als Luftnummer erweist sich die vollmundige Ankündigung des Staatssekretärs Enak Ferlemann (CDU) zum Ausbau der Bahnstrecke Münster-Lünen“, sagt SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann. Das gehe aus einem Schreiben des Staatssekretärs an die SPD-Abgeordneten aus der Region hervor.
Anlässlich der Eröffnung des Münsteraner Hauptbahnhofs erweckte Ferlemann den Eindruck, dass der weitere Ausbau quasi entschieden sei: Das beauftragte Gutachten sei zwar noch nicht abgeschlossen, der Aufstieg des Projektes in den sogenannten „vordringlichen Bedarf“ sei aber faktisch klar.
Die sechs SPD-Abgeordneten, deren Wahlkreise von der Strecke betroffen sind, haben die Ankündigung mit großem Erstaunen wahrgenommen. Schließlich haben sie sich in den vergangenen Jahren massiv für den zweigleisigen Streckenausbau eingesetzt. Für Verärgerung sorgte auch die Art und Weise der Verkündung: Bei einer Bahnhofseröffnung, zu der die meisten der betroffenen SPD-Abgeordneten nicht einmal eingeladen waren. Die Aussagen Ferlemanns zum streckenweisen Ausbau der Bahnstrecke sowie die Informationspolitik seines Ministeriums führten bereits Ende Juni zu einer schriftlichen Nachfrage bei Minister Dobrindt.
Aus der jetzt vorliegenden Antwort – erneut vom Staatssekretär unterzeichnet – geht klar und deutlich hervor: Es gibt keinen neuen Verfahrensstand. Der Ausbau werde derzeit lediglich geprüft – wie alle offenen Projekten des „potenziellen Bedarfs“. Ganz anders hatte sich das bei der Eröffnung des Hauptbahnhofs in Münster angehört.
„Vor diesem Hintergrund müssen wir davon ausgehen, dass die Ankündigung Ferlemanns nichts als Wahlkampfpropaganda war. Es gehört sich für einen Staatssekretär nicht, falsche Hoffnungen zu wecken. Wir nehmen ihn beim Wort und erwarten weiterhin, dass der Streckenausbau in den vordringlichen Bedarf aufgenommen wird“, so Poschmann.
Für Dortmund ist diese Entscheidung sehr wichtig, denn dadurch könnte sich die Streckenführung des Rhein-Ruhr-Express (RRX) ändern. Aktuell geht die DB Netz AG beim Umbau des Bahnknotens nicht von der ursprünglich geplanten direkten RRX-Verbindung zwischen Dortmund und Münster aus. Die Strecke soll nun über Essen, Gelsenkirchen und Wanne-Eickel nach Münster führen.