Neueste Ausgabe der „Heimat Dortmund“ thematisiert die Geschichte der Reformation in verschiedenen Facetten

Vorsitzender Adolf Miksch und die Autoren Oliver Volmerich und Dr. Stefan Mühlhofer (von links) mit der aktuellen "Heimat Dortmund"-Ausgabe, die 500 Jahre Reformation betrachtet. Foto: Peter Bandermann
Vorsitzender Adolf Miksch und die Autoren Oliver Volmerich und Dr. Stefan Mühlhofer (von links) mit der aktuellen „Heimat Dortmund“-Ausgabe, die 500 Jahre Reformation betrachtet. Fotos: Peter Bandermann

Die wechselvolle Geschichte der Reformation in Dortmund und in der Region schildert die neuste Ausgabe der Zeitschrift Heimat Dortmund des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark unter dem Titel „500 Jahre Reformation – Dortmunder Kirchengeschichte im 16. und 17. Jahrhundert“.

Chronik der Reformation steht im Mittelpunkt

Die Ausgabe erscheint pünktlich zum bevorstehenden Feiertag am Dienstag, 31. Oktober, zum Reformationsfest ist Abschluss und Höhepunkt des Reformationsjubiläums, mit dem an die Veröffentlichung der Thesen Martin Luthers vor genau 500 Jahren erinnert wird. Die kritische Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche hatte weitreichende Folgen – auch für Dortmund. Die Reformation war hier allerdings ein mühsamer Prozess, der sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte.

Im Zentrum des 48seitigen Heftes mit zahlreichen Abbildungen steht eine Chronik der Reformation in der Region. Der Journalist Oliver Volmerich beschreibt, wie sich die Reformation in Dortmund durchgesetzt hat. Mitgemacht hat er nicht, weil er als Zeitungsschreiber zu kurz kommt, sondern wegen seiner Vorliebe für die Geschichte „seiner“ Stadt.

„Die Reformation prägt Dortmund bis heute“, betont Oliver Volmerich und verweist auf die evangelischen Kirchen in der Innenstadt: Die Propsteikirche sei „eine katholische Insel im Zentrum“, denn die „widerspenstigen Dortmunder“ hatten es im 16. Jahrhundert nicht dem Kaiser oder dem Landesherrn überlassen, ob sie evangelisch oder katholisch glauben sollen. „Da wurden Spottlieder auf die Katholiken gesungen, man hat sich den kaiserlichen Befehlen widersetzt“, so Volmerich.

Die Schilderungen reichen vom ersten Streit um Ablassfragen Anfang des 16. Jahrhunderts über das Ratsedikt von 1570, mit dem alle Pfarrkirchen in Dortmund evangelisch wurden, bis zu den vergeblichen Versuchen der Gegenreformation in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Der Buchdruck und seine Bedeutung für die Reformation ist ebenfalls ein Thema

Vorsitzender Adolf Miksch und die Autoren Oliver Volmerich und Dr. Stefan Mühlhofer (von links) mit der aktuellen "Heimat Dortmund"-Ausgabe, die 500 Jahre Reformation betrachtet.Wie sich die Reformationsbemühungen in der Grafschaft Dortmund und damit in den meisten Stadtteilen entwickelt haben, berichten in weiteren Aufsätzen der Historiker Matthias Dudde und – mit besonderem Blick auf Berghofen – der frühere Stadtheimatpfleger Dr. Ingo Fiedler.

Über Dortmund hinaus geht der Blick von Dr. Astrid Blome. Die Leiterin des Instituts für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund beschreibt, welche Rolle der Buchdruck für die Reformation hatte – und welche Schätze aus dieser Zeit in der Handschriftenabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund und im Institut für Zeitungsforschung gehütet werden. Denn das Institut pflegt eine umfangreiche Sammlung an Frühdrucken aus der Reformationszeit.

Eine besondere Form des Lutherkults schildert der Heimatforscher Klaus Winter. Er erinnert an die 1889 veranstalteten Luther-Festspiele im damaligen Saalbau Fredenbaum. Weitere Themen sind ein Porträt des 1625 ernannten ersten Superintendenten Christoph Scheiber, ein Stadtrundgang zur Kirchengeschichte und die evangelische Bibliothek im Reinoldinum mit ihrem Lutherzimmer.

Zu guter Letzt bietet Stadtarchiv-Direkt Stefan Mühlhofer einen Überblick über neue Literatur zur Reformationszeit. Das Heft 500 Jahre Reformation – Dortmunder Kirchengeschichte im 16. Und 17. Jahrhundert ist für 5 Euro im Stadtarchiv und im Buchhandel erhältlich.

Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:

Die neue Ausgabe der „Heimat Dortmund“ erzählt ganz ausführlich die 140-jährige Geschichte des Schach

„Alle Räder stehen still…“: Arbeitskämpfe und Protestaktionen als Thema in der „Heimat Dortmund“

„Heimat Dortmund“ informiert über Bomben, Krieg, Karfreitagsmorde und den Neubeginn nach 1945

„Vergnügen ohne Ende“ in der Nordstadt: „Heimat Dortmund“ thematisiert die Geschichte des Fredenbaums

Neue „Heimat Dortmund“ zum Ersten Weltkrieg: Vom patriotischen Massentaumel zum millionenfachen Sterben

Die neue Ausgabe der „Heimat Dortmund“ erzählt ganz ausführlich die 140-jährige Geschichte des Schach

Gönner für die „Grüne Lunge“ der Nordstadt: Freundeskreis Fredenbaumpark feiert sein 20-jähriges Bestehen

 

Reader Comments

  1. Wir feiern 506 Jahre Reformation: Am 31. Oktober gibt es wieder viele Gottesdienste und andere Veranstaltungen (PM)

    Erinnern Sie sich noch an das Reformationsjubiläum 2017? Damals war eine Menge los im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, sechs Jahre ist das jetzt her: 500 Jahre Reformation wurden in ganz Deutschland gefeiert, und auch hier gab es die erste Aktion schon am Neujahrstag, als die Glocken aller evangelischen Kirchen in Dortmund, Lünen und Selm genau um 15.17 Uhr 500 Sekunden lang gemeinsam geläutet haben.

    Später gab es Aktionen wie die Klagemauer mit 95 Begriffen anstelle von Thesen in Lünen oder den Versöhnungsgottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Dortmund, den Vertreter*innen der evangelischen und der katholischen Kirche, der orthodoxen Gemeinden und Freikirchen, der Baptisten, der Neuapostolischen Kirche und der Christengemeinschaft gemeinsam in der Stadtkirche St. Petri feierten.

    Und zum Höhepunkt des Jubiläumsjahres das Projekt „Erleuchtet“, bei dem Kirchen in ganz Nordrhein-Westfalen mit projizierten Licht-Worten und anderen Illuminationen die Brücke schlugen zwischen Reformation und unserer heutigen Zeit. Überhaupt war im Jahr 2017 der Reformationstag ein bundesweiter Feiertag – ausnahmsweise.

    Sechs Jahre später wird in unseren Kirchen am Dienstag, 31. Oktober wieder Reformationstag gefeiert. Ein bisschen ruhiger, aber mit spürbarer Begeisterung. Herzliche Einladung also zum Abend der Begegnung in der Evangelischen Stadtkirche St. Georg in Lünen, wo um 19 Uhr ein besonderer Musikalischer Gottesdienst beginnt und mit anschließendem Beisammensein so schnell nicht enden dürfte. Oder zum Musiktheater „Play Luther“ in der Lutherkirche Dortmund-Barop (Lehnert 11), das Luthers Leben und Wirken entlang wichtiger Lebensstationen szenisch beleuchtet und seine Lieder musikalisch neu intoniert.

    Aufgeführt wird es von „Eure Formation“, die viele mit ihrem Stück „Bonhoeffer – Der mit dem Lied“ vom Dortmunder Kirchentag noch in bester Erinnerung haben. Karten für die Aufführungen von „Play Luther“ um 15.30 und 19 Uhr kosten 10 (ermäßigt 5) Euro. Man bekommt sie im Vorverkauf bei der Ev. Kirchengemeinde Dortmund Südwest, Harkortstraße 55, Telefon 0231/222 008-0.

    Die Mitarbeitenden der evangelischen Einrichtungen und Organisationen in Dortmund feiern am 31. Oktober bereits um 11.30 Uhr gemeinsam mit der Stadt-Öffentlichkeit in der Stadtkirche St. Marien den Reformationstag.

    Alle Veranstaltungen zum Reformationstag im Kirchenkreis gibt es unter http://www.ev-kirche-dortmund.de/reformationstag

  2. Kirche und Politik in Dortmund von der Reformation bis heute! Ein Stadtrundgang (PM StadtKirchenForum)

    Den einen ist die Evangelische Kirche zu politisch, den anderen zu staatstreu. Auch in Dortmund lässt sich über die Jahrhunderte ein spannungsvolles Verhältnis zwischen Anpassung und Verweigerung aufzeigen. War die Reformation eine Zeit der Aufmüpfigkeit gegen die Obrigkeit, kamen danach Jahrhunderte der Königstreue. In den Hexenprozessen verschwommen religiöse und politische Motive. Und erst nach den Greueln des Nationalsozialismus und dem zweiten Weltkrieg erkannte man, dass die Kirche für Frieden und Demokratie eintreten muss. Der Rundgang führt an Orte in der Innenstadt, die dies deutlich machen. Der Weg beginnt an der Stadtkirche St. Reinoldi und endet absichtsvoll am Platz der alten Synagoge. Dabei wird Stadtgeschichte lebendig, auch mit ihren Anekdoten, zum Beispiel, wie die Marienkirche nur knapp dem Abriss entgangen ist. Die Referenten, ein Historiker und ein Theologe, bringen die Orte der Vergangenheit zum Sprechen und machen dabei auch die Verbindungen zu aktuellen Zeitfragen wie Rechtsextremismus und Antisemitismus deutlich.

    SA 24.08.24 / 14:00 – 16:15 Uhr
    Anmeldung bis zum 22.08.24
    Treffpunkt: Ev. Stadtkirche St. Reinoldi, Ostenhellweg 2, 44135 Dortmund / Glocke zwischen Kircheneingang und StadtKirchenForum
    Gebühr: 10,00 €
    Leitung: Friedrich Stiller, Oliver Volmerich

    Anmeldung: http://www.bwdo.de, bildungswerk@ekkdo.de

Write a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert