In der Bundespolitik steht „Basta“ für eine klare Ansage von Kanzler Schröder. In der Nordstadt steht es für Diplomatie, Ausdauer und Dienstleistung: Es ist die Abkürzung des „Büros für Architektur und Stadtentwicklung“. Seit einem Jahr betreuen sie im Auftrag der Wirtschaftsförderung auch das Projekt „Standortentwicklung NORD“. Ziel ist die Profilierung spezifischer Gewerbequartiere in der Dortmunder Nordstadt. In diesem Tagen werden gleich mehrere Erfolge sichtbar.
Leere Ladenlokale signalisieren optisch einen Abwärtstrend
Eine besondere Herausforderung ist dabei das Schleswiger Viertel. Es steht stellvertretend für viele Probleme in der Nordstadt. Das schlechte Image des südlich des Nordmarktes gelegenen Quartiers hat auch Spuren im Gewerbebesatz hinterlassen: In der Vergangenheit kam es vermehrt zu Schließungen von ehemaligen Ankermietern wie etwa der Bio-Bäckerei „Backdat“ oder dem „Penny“-Markt.
Leere Ladenlokale bedeuten stets nicht nur eine Verschlechterung der Nahversorgungssituation, sondern signalisieren auch optisch einen Abwärtstrend. Besonders gilt dies für größere Schlüsselimmobilien oder Gebäude an Hauptstraßen und in Ecklagen. Erschwerend kommt hinzu, dass Gewerbetreibende und Existenzgründer teils Vorbehalte haben, wenn es um die Anmietung von Gewerbeimmobilien im Schleswiger Viertel geht.
Fahrschule im ehemaligen Sparkassengebäude an der Bornstraße
Nicht so Adem Şimşek: Für die Eröffnung seiner Fahrschule hat er Räumlichkeiten an der Bornstraße/Ecke Mallinckrodtstraße der Julius Ewald Schmitt GbR angemietet. Unterstützt wurde diese Ansiedelung durch die Projektkulisse des Nordstadt Büros der Wirtschaftsförderung: Das Büro BASTA unterstützte den Existenzgründer im Rahmen von „Standortentwicklung NORD“ bei Fragen rund um seine neue Immobilie, z.B. hinsichtlich einer Gestaltung der Schaufenster und der Ausstattung der Räumlichkeiten.
Eine Beratung bezüglich aller unternehmerischen Fragen erfolgte zudem – ebenfalls im Auftrag der Wirtschaftsförderung – durch die Unternehmensberater Aktaş/Lee, die speziell auf Migranten zugeschnittene Begleitung anbieten und so den Gründungsprozess unterstützen konnten.
Frank Artmeier vom Nordstadt-Büro stellt fest: „Hier haben unsere Projekte beispielhaft ineinander gegriffen und Synergieeffekte entstehen lassen, die Gewerbetreibenden im entscheidenden Moment unter die Arme greifen.“
Die Arbeit aller Beteiligten hat sich gelohnt: „Die Unterstützung durch die Projekte der Wirtschaftsförderung hat mir einen guten Start ermöglicht. Bereits jetzt, kurz nach der Eröffnung, habe ich schon über 50 Fahrschüler“, freut sich Fahrlehrer und Unternehmer Şimşek. Froh ist auch Immobilieneigentümer Christian Schmitt: „Mit der Fahrschule Şimşek konnten wir ein seriöses Dienstleistungsunternehmen für unsere Gewerbeimmobilie gewinnen, und so einen Beitrag zur Stabilisierung der Quartiersinfrastruktur leisten“, betont Schmitt.
Haushaltswaren-Geschäft zieht in ehemaligen Schlecker-Markt in der Oestermärsch
Einen weiteren Ansiedlungserfolg erzielten die Stadtentwickler im Bereich des Borsigplatzes: An der Oestermärsch 75 ist mit „Mega-Star Haushaltswaren“ und dem Inhaber Bekir Altinkaynak neues Leben in das großflächige Ladenlokal eingekehrt. Hier ist die ganze Familie beteiligt, das bunte Warenprogramm aus Geschenkartikeln, Haushalts- und Spielwaren zu veräußern.
„Mit der Ansiedelung im ehemaligen Drogeriemarkt am Borsigplatz ist ein wichtiges Ziel erreicht“, erklärt Hubert Nagusch, Leiter des Nordstadt-Büros. Denn das Angebot im Nahbereich soll – vor allem auch für ältere und weniger mobile Menschen – attraktiv bleiben, die öffentliche Wahrnehmung des Stadtteils positiver werden. Dabei erweist sich die Suche nach einer langfristigen Nutzung, die einen stabilen Beitrag zur Quartiersentwicklung leistet, nicht immer als einfach.
Unterstützung für Vermieter und Geschäftsleute in der Nordstadt
Die Eigentümerin des Objektes an der Oestermärsch war mehr als ein Jahr lang auf der Suche nach einem neuen Nutzer. Erste Anfragen hatte sie z.B. von Wettbüros erhalten, entschloss sich dann jedoch, gemeinsam mit der „Standortentwicklung NORD“ nach einer wertigeren Alternative zu suchen. Diese setzte einen Prozess in Gang, der zur Neubelebung von Leerstand in der Nordstadt und insbesondere am Borsigplatz beiträgt.
„Die Neuvermietung zeigt einmal mehr, dass wir mit unserem Angebot richtig liegen“, freuen sich Ute Ellermann und Dennis Zilske vom Planungsbüro BASTA, das an der Umsetzung mitwirkt. Die Akteure standen der Eigentümerin wie dem neuen Nutzer unterstützend zur Seite – vom Vertragsabschluss über Antragstellungen und Ladeneinrichtung bis hin zu ersten Werbemaßnahmen. Weitere Erfolge sind in direkter Nachbarschaft sichtbar, wo sich im März die Fahrschule Faruk angesiedelt hat, und ebenso z.B. an der Mallinckrodtstraße 62, wo jetzt die „Kristall Collection“ angeboten wird.
Nach dem Auszug von Deutscher Bank, Edeka und schließlich dem jetzt neu vermieteten Schlecker-Drogeriemarkt konnte das Nordstadtbüro der Dortmunder Wirtschaftsförderung für Erfolgsmeldungen sorgen.
Neue Ideen, Nutzungen und gelungene Präsentationen von und in leeren Ladenlokalen
Um neue Mieter zu finden, geht „Basta“ auch neue Wege: Mit „Ich bin so frei“ fanden im April und Mai eine Reihe von Besichtigungsterminen von leeren Ladenlokalen statt, bei denen es neben den Informationen auch Kunst- und Musikangebote gab. „Die Reihe ist gut angekommen“, bilanziert Ute Ellermann. Teilweise sind diese nun auch vermietet. Dabei war auch der ehemalige Schleckermarkt sowie das aktuell für vier Wochen von den Ruhr-Nachrichten als Redaktion genutzte Ladenlokal in der Schleswiger Straße 40.
Fotografie und Malerei, Herrenmode und Sammlergitarren: „ConcordiART“ soll das ehemalige und jetzt leerstehende Tanzlokal „Concordia“ in der Wambeler Straße 4 wiederbeleben. Kreative und Kunstschaffende präsentierten hier ihre Werke am Borsigplatz. Die Aktion ist ein Modellprojekt:In Zukunft sollen kreative, künstlerische und handwerkliche Nutzungen einziehen und einen Beitrag zur Belebung des Borsigplatz-Quartiers leisten.
Entscheidend für Ellermann ist, hochwertige Nutzungen zu finden. Oft gebe es Anfragen für Kioske, Second Hand-Läden oder Telefonshops. Doch diese seien oft wirtschaftlich nicht tragfähig. Hier kommen die Experten der Standortentwicklung ins Spiel: Sie beraten Vermieter und Mieter, auch in wirtschaftlichen Fragen. Das Angebot ist für beide Seiten kostenlos.
Geschäftsleute, die sich in den Bereichen Schleswiger Viertel und Borsigplatz neu ansiedeln wollen, wie auch Eigentümer von Ladenlokalen können sich unter Tel. 0231-7281879 für weitere Informationen und Vermittlungen an das Planungsbüro BASTA/Standortentwicklung NORD wenden.
Existenzgründungsberatung für Migranten
„Standortentwicklung NORD“ geht Hand in Hand mit der „Existenzgründungsberatung für Migranten“. Das Projekt der Wirtschaftsförderung Dortmund wird finanziert vom europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Land NRW. Förderfähig sind Immobilieneigentümer, Existenzgründer und Gewerbetreibende in der Dortmunder Nordstadt.
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Erste „ImmoBörse NORD“ | Nordstadtblogger
[…] Neues Leben in leeren Ladenlokalen […]
Neue Nutzungen und Ideen für leerstehende Ladenlokale | Nordstadtblogger
[…] Neues Leben in leeren Ladenlokalen […]
Auswärtsspiel
Zweifellos ein schönes Projekt. Dass es keinen nachhaltigen Erfolg haben wird, bzw. nur so lange, wie es öffentlich finanziert wird, liegt weder an Initiatoren, Vermieter oder Konzept. Es ist auch ein Mythos, dass im Kreuzviertel etwas funktioniere könnte, was in der Nordstadt nicht funktioniert. Es gibt in Dortmund einfach kein ausreichendes Kundenpotenzial für ein Kunstkaufhaus.
Was Menschen abschrecken dürfte, die Einkaufstour zum Borsigplatz zu unternehmen, ist die lautstarke Sicherheitsdiskussion. Rathaus und Bezirksvertretung scheinen sich darin übertrumpfen zu wollen, wer bildhafter und martialischer gegen Raub und Drogenhandel vorgeht. Kriminalitätsbekämpfung könnte leise möglicherweise effizienter und effektiver sein. Wer will schon einen Stadtbezirk „im Ausnahmezustand“ besuchen?
ruhrreisen
Sehe ich völlig anders. Lautstarkes Reden über die öffentlichen Zustände sind ein Fortschritt. Immer mehr verwahrlosender Zustände sind Realität. Anwohner anderer Stadteille in Nachbarstädten, wären froh – bei ihnen wird weiter totgeschwiegen.Und denoch haben Menschen Augen und Ohren zum Sehen. Projekte sind nichts als eine manchmal kreative Jobbeschaffungsmaschine – in der Regel für arbeitslose Akademiker. Wenn überhaupt was dabei rumkommt: dass einige wenige von ihnen, wenn sie noch jung genug sind -in andere Projektjobs weitervermittelt werden und mit viel Glück dann in eine Vollbeschäftigung.