Einfluss elterlicher Handy-Nutzung auf die kindliche Entwicklung

Neues BabyLab an der TU Dortmund eröffnet

Dr. Kerstin Leimbrink (r.) und Prof. Barbara Mertins (2.v.r.) bei der Eröffnung des BabyLabs.
Dr. Kerstin Leimbrink (r.) und Prof. Barbara Mertins (2.v.r.) bei der Eröffnung des BabyLabs Foto: Hesham Elsherif/TU Dortmund

Wie lernen Kinder Sprachen? Wie lernen sie, die Welt zu begreifen? Zu diesen Fragen forscht das Team um Prof. Barbara Mertins an der TU Dortmund. Die Professorin für Psycholinguistik hat dazu nun ein weiteres Labor eröffnet: Im „BabyLab“ untersucht sie mit ihrem Team die Sprachentwicklung von Babys und Kleinkindern. Eine erste Studie nimmt den Einfluss elterlicher Handy-Nutzung auf die kindliche Entwicklung in den Blick.

Normalerweise reagieren Kinder im Kleinkindalter vor allem auf kindgerichtete Sprache

Maria ist knapp 1,5 Jahre alt und eine der ersten Proband*innen im neuen BabyLab. Studentin Romina Frischmuth untersucht, wie Maria auf auditive Stimuli reagiert. Dabei werden dem kleinen Mädchen Sprachbeispiele vorgespielt – einerseits an Erwachsene und andererseits an Kinder gerichtete Hörbeispiele.

Wie Maria darauf reagiert, zeigt unter anderem ihre Blickbewegung, die die Studentin mit Hilfe eines Programms detailliert protokolliert und auswertet. Normalerweise reagieren Kinder im Kleinkindalter vor allem auf kindgerichtete Sprache, also zum Beispiel auf eine hohe Tonlage und langsames Sprechen mit vereinfachter Syntax.

Romina Frischmuth untersucht im Rahmen ihrer Bachelorarbeit, welchen Einfluss eine intensive elterliche Smartphone-Nutzung auf die kognitive und frühsprachliche Entwicklung von Kindern hat.  Sie hat bereits herausgefunden, dass genau diese Reaktion auf kindgerichtete Sprache bei häufiger Handynutzung der Eltern abnimmt.

Je öfter die Eltern aufs Handy schauen, desto weniger interessieren sich Kinder für Sprache

Die 17 Monate alte Maria ist eine der ersten Proband*innen im neuen BabyLab.
Die 17 Monate alte Maria ist eine der ersten Proband*innen im neuen BabyLab. Foto: Hesham Elsherif/TU Dortmund

„Das lässt vermuten, dass Kinder weniger Interesse an Sprache zeigen, je öfter die Eltern aufs Handy schauen“, erklärt Prof. Barbara Mertins. Dies hätte weitreichende Folgen nicht nur für die weitere Sprachentwicklung der Kinder, sondern auch für die Entwicklung sozialer Fähigkeiten und für die Ausbildung von Empathie.

Betroffen sind hier in besonderem Maße auch Lehrkräfte in Schulen, die sich im Unterricht um den Blickkontakt und die Aufmerksamkeit der Kinder stärker bemühen müssen.

Das BabyLab unter der Leitung von Prof. Barbara Mertins ist der neueste Zuwachs an Laboren im Bereich Psycholinguistik. Hier erforscht ihr Team seit 2015, wie Menschen Sprache verarbeiten, d.h. sie verstehen, produzieren und lernen/erwerben.

Dazu nutzt das Team Methoden wie die Messung der Augenbewegung (Eye-Tracking), Virtual Reality, Reaktionszeitmessungen sowie Hirnstrommessung (EEG). Im BabyLab soll die psycholinguistische Forschung nun vor allem bei Babys und Kleinkindern vertieft werden.

Mehr Informationen: Eltern und Kinder als Teilnehmende gesucht

  • Interessierte Eltern können mit ihren Kindern im Alter von vier Monaten bis drei Jahren an den Studien im BabyLab teilnehmen und damit einen Beitrag zur Forschung leisten.
  • Der Ablauf jeder Teilnahme wird im Vorfeld genau abgesprochen und Eltern können ihre Kinder bei allen Aufgaben begleiten.
  • Interessierte wenden sich an: etlabor@post.tu-dortmund.de.
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