Nach Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sind mehr als 600.000 Menschen in Deutschland wohnungslos und etwa 50.000 leben ohne jede Unterkunft auf der Straße. In Dortmund gibt es mit dem „Gesundheitshaus“ einen neuen Ort für wohnungs- und obdachlose Menschen mit Angeboten im Bereich Hygiene, Begegnung, Kultur, Beratung und Digitalisierung. Besonders für Frauen soll das „Gesundheitshaus“ ein Schutzraum sein. Das Angebot stellt eine Ergänzung zum gegenüberliegenden „Gast-Haus“ dar. Dort gibt es unter anderem Frühstück sowie medizinische und fachärztliche Versorgung.
Das neue „Gesundheitshaus“ wurde nach 15 Monaten Bauzeit eröffnet
Das „Gesundheitshaus“ für wohnungs- und obdachlose Menschen in Dortmund wurde nach 15 Monaten Bauzeit eröffnet. „Es ist ein Haus entstanden, in dem obdachlose, wohnungslose und hilfebedürftige Menschen neue Möglichkeiten für Hygiene und Selbstpflege bekommen“, erklärt Birgit Pöting-Godehardt, die 1. Vorsitzende des Gast-Haus e.V. bei der Eröffnungsfeier.
Das Projekt stammt vom Verein „Gast-Haus – Ökumenische Wohnungslosen-Initiative e.V“., welcher seit 1996 das gegenüberliegende „Gast-Haus“ betreibt. Dort gibt es unter anderem Frühstück, Nachmittagskaffee und medizinische Angebote
„Wir haben aktuell 356 aktive ehrenamtliche Mitarbeiter:innen, die sich um unsere Gäste kümmern“, so Katrin Lauterborn, die Geschäftsführerin des Vereins.
Das „Gast-Haus“ und das „Gesundheitshaus“ haben ganzjährig an sieben Tagen in der Woche geöffnet – auch an Feiertagen. Im „Gesundheitshaus“ gibt es seit der Eröffnung eine Kleiderausgabe, Toiletten und die Möglichkeit zu Duschen. Laut der Geschäftsführering Lauterborn wurde dieses Angebot am ersten Tag bereits von 90 wohnungs- und obdachlosen Menschen genutzt.
Die Räumlichkeiten: ein Ort für Digitalisierung, Kultur und Beratung
Das Angebot des „Gesundheitshauses“ soll im September 2024 vervollständigt werden. Zur Körperpflege der Besucher:innen wird es einen Friseur und einen Podologen geben. Darüber hinaus gehören ein Schutzraum für Frauen, verschiedene Kulturangebote und Beratungsstellen zu den Räumlichkeiten des „Gesundheitshauses“.
Im Raum für Digitalisierung haben wohnungs- und obdachlose Menschen die Gelegenheit, Computer zu benutzen. Im Alltag sind viele von ihnen von der digitalen Welt abgeschnitten. Durch das Angebot können sie mit Behörden kommunizieren oder Bewerbungen schreiben. Workshops sollen für digitale Grundkenntnisse sorgen.
Zudem wird es neben einem Raum für Seelsorge auch Beratungsräume von verschiedenen Netzwerkpartnern geben. Dazu gehören unter anderem das Jobcenter und Rechtsanwälte.
Somit soll bürokratischen Hürden entgegengewirkt werden, und die gesellschaftliche Teilhabe der wohnungs- und obdachlosen Menschen soll gefördert werden. Mit einem Mehrzweckraum gibt es einen neuen Ort für Kulturveranstaltungen, die früher bereits im „Gast-Haus“ stattgefunden haben.
Das „Gesundheitshaus“ als neuer Schutzraum für Frauen
„Es gibt einen neuen Platz für Begegnung, Ausruhen und Austausch, gerade auch für obdachlose und wohnungslose Frauen, deren Zahl stetig anwächst“, sagt Birgit Pöting-Godehardt stolz. Im ersten Stock des „Gesundheitshauses“ wird es ab September 2024 einen Schutzraum für Frauen geben, der an ein Café erinnern soll. Laut dem Gast-Haus e.V. seien Frauen im Geschlechtervergleich vermehrt von Gewalt betroffen.
Auch bei der Kleiderausgabe und der Körperpflege wird auf den Schutz von Frauen geachtet. So gibt es neben den Räumlichkeiten für alle Besucher:innen des „Gesundheitshauses“ einen abgetrennten Bereich zur Kleiderausgabe für Frauen. Dort gibt es auch gesonderte Toiletten und eine Dusche nur für Frauen.
Außerdem sind die Räumlichkeiten des „Gesundheitshauses“ auch für Menschen im Rollstuhl zugänglich. Es gibt einen Fahrstuhl, durch welchen diese Menschen alle Räume erreichen können. Im Erdgeschoss befindet sich zudem ein barrierefreies WC mit Dusche.
„Gast-Haus“: eine Anlaufstelle für wohnungs- und obdachlose Menschen seit 1996
Der Bau des „Gesundheitshauses“ war durch einen einstimmigen Ratsbeschluss möglich. Auch Förderungen, unter anderem von der Brost-Stiftung, und Spenden haben zu dem Projekt beigetragen. So wurde das „Gesundheitshaus“ in einem Altbau an der Rheinischen Straße direkt gegenüber vom „Gast-Haus“ eröffnet.
Das „Gast-Haus“ bietet wohnungs- und obdachlosen Menschen in Dortmund seit fast 30 Jahren einen Ort der Begegnung. Von Anfang gehörte ein Frühstück für die Besucher:innen zum Angebot. Seit 2016 gibt es auch eine medizinische Versorgung im „Gast-Haus“. Dazu gehören allgemeinmedizinische und fachärztliche Sprechstunden für hilfsbedürftige Menschen.
Durch die Angebote des „Gast-Hauses“ und des „Gesundheitshauses“ soll der gesundheitliche Zustand von wohnungs- und obdachlosen Menschen verbessert werden. „Das Ziel ist es, ergänzend zu unserem bisherigen Angebot durch das Gesundheitshaus zu der Gesundung von Leib und Seele der Obdachlosen dieser Stadt in einem angemessenen Rahmen beizutragen“, sagt Birgit Pöting-Godehardt bei der Eröffnungsfeier.