Die Verhandlungen über einen neuen Standort für den Drogenkonsumraum laufen weiter. Für die Stadt Dortmund bleibt der Standort in der Küpferstraße weiterhin die beste Alternative. SPD, Grüne und Linke+ unterstützen die Idee des neuen Standorts, während die CDU dagegen ist und weiterhin harsche Kritik äußert. Nun stellt Robert Litschke, der Leiter des kommunalen Lagezentrums, vor Ort erste Ideen zur Konzipierung vor, die den möglichen Herausforderungen entgegenkommen könnten.
Die ehemalige Poststelle bietet mehr Raumkapazitäten für einen Drogenkonsumraum
Mit einer Innenfläche von etwa 800 Quadratmetern und einem Außenbereich von mindestens 250 Quadratmetern könnte das Gebäude in der Küpferstraße potenziell als neuer Drogenkonsumraum dienen. Die ehemalige Poststelle würde somit den Standort im Grafenhof ablösen. Dieser ist nämlich geplagt von zahlreichen Beschwerden von Anwohner:innen und Passanten und weist geringe Raumkapazitäten auf, weshalb ein neuer Standort gesucht wird.
Die Diskussionen laufen bislang noch. Wird dieser Entschluss jedoch vollständig gefasst, ist eine Realisierung bis Ende 2026 bzw. Anfang 2027 voraussehbar, so Robert Litschke.
Der Leiter des kommunalen Lagezentrums sieht im neuen Standort einen Lösungsansatz für die bisherigen Probleme des Drogenkonsumraums: „Unser Ziel des Hilfesystems ist ja, die Menschen so gut es geht in der Einrichtung zu halten und bewusst auch auf diese Angebote hinzuweisen“, so Litschke.
„Das funktioniert in großen Teilen ja auch, weswegen wir jetzt diese Überlastung am Grafenhof haben. Die Menschen kommen gar nicht mehr rein oder müssen nach dem Konsumvorgang die Räumlichkeit direkt verlassen. Deswegen reden wir ja auch immer davon, einen großen Außenbereich in Stadtnähe zu finden, der so gut es geht nicht einsehbar ist. Und das haben wir hier.“
Es sind weitere Maßnahmen zur Störungsreduzierung erforderlich
Besonders die CDU hat Kritik an der unmittelbaren Nähe der Schulen zur Küpferstraße geäußert. Betroffen wären unter anderem das Käthe-Kollwitz-Gymnasium, das Stadtgymnasium Dortmund und das Mallinckrodt-Gymnasium. Zudem grenzt die Küpferstraße direkt an die Löwenstraße, die dicht bewohnt ist und aus ihrer Perspektive ebenfalls ein Problem darstellt. Ein Punkt, den Litschke mit der vorgestellten Gestaltung des Konsumraums widerlegen möchte:
Geplant sei, den Zugang zur Löwenstraße vollständig zu schließen, sodass die Räumlichkeit nur über die Märkische Straße erreichbar wäre. Durch die Lage einer Seitenstraße, die nicht unmittelbar gegenüber eines Wohnblocks liegt, werde laut Litschke kein direkter Blick auf den Außenbereich des Konsumraums möglich sein, wodurch er keinen Störfaktor darstelle.
Der Kontakt zwischen den Konsument:innen und Schüler:innen, die sich unter anderem durch den ÖPNV-Knotenpunkt am Stadthaus in unmittelbarer Nähe aufhalten könnten, soll zukünftig weitgehend vermieden werden. Dafür sei geplant, die Betriebszeiten so anzupassen, dass sie nicht mit dem Zeitpunkt des Schulbeginns kollidieren, so Litschke.
Ein Standort in der Innenstadt ist für Litschke zwingend erforderlich
Dass bei einem alternativen Standort in der Innenstadt weiterhin Einrichtungen existieren werden, deren Kontakt mit der Konsumeinrichtung bestmöglich verhindert werden soll, ist laut Litschke unausweichlich: „Es wird immer irgendeine dieser vulnerablen Einrichtungen in der Nähe geben. Wenn ich mir den Brückmann-Park angucke, habe ich ein Berufskolleg und das Fritz-Henßler-Haus. Wenn ich durch die Brücke, durch die Nordstadt fahre, ist dort eine Kita. Kaum gehe ich ein bisschen weiter um den Wall herum, steht dort der Bahnhof.“
Wichtig sei dennoch, dass der Standort in der Innenstadt bleibt und nicht außerhalb. Die Gefahr bestünde sonst, dass das Angebot nicht in Anspruch genommen werde und somit seinen Zweck nicht erfülle, wie Litschke erklärt. Oftmals wird fälschlicherweise angenommen, dass Konsument:innen ausschließlich obdachlos seien.
Dem sei jedoch nicht so: Viele von ihnen besäßen einen Wohnraum, der sich meist außerhalb der Innenstadt befinde. Dennoch stelle die Innenstadt für viele Konsument:innen den primären Standort des Konsums dar. Fiele die Möglichkeit eines Konsumraums weg, verlagerte sich der Konsum dann in den öffentlichen Raum, erklärt Litschke.
„Wenn ich mehr Menschen im öffentlichen Raum habe, wird die Quantität der Kontakte größer. Und durch die Vielzahl der Kontakte, glaube ich, wird das subjektive Wohlfühlverhalten einfach negativ beeinflusst. Objektiv wird die Gefahr wahrscheinlich nicht größer, aber der höhere Kontakt vermittelt vielleicht den Anschein. Deswegen braucht es diese Einrichtung“, fügt Litschke hinzu.
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