Ein normales Leben führen, problemlos Sex haben ohne Kondom und gesunde Kinder bekommen – das können auch HIV-positive Menschen unter Therapie. Fakt ist: Sie sind nicht mehr infektiös. Dennoch ist es in den Köpfen vieler Menschen nicht angekommen. Nun wird zum heutigen 1. Dezember, dem jährlichen Weltaidstag, Solidarität mit den unter uns lebenden HIV-Positiven und Aidskranken Menschen gezeigt.
Nicht nachweisbar bedeutet auch nicht übertragbar
Studien belegen, dass HIV-Positive heute noch diskriminiert und ausgegrenzt werden – nicht zuletzt im Gesundheitswesen. Viele HIV-positive Menschen berichten immer wieder von abwertenden und diskriminierenden Erlebnissen in Arzt- und Zahnarztpraxen. All das trägt auch dazu bei, dass Testangebote nicht ausreichend wahrgenommen werden.
Zudem wird eine immer noch viel zu hohe Zahl HIV-positiver Menschen aus Angst vor dem Test oder dem Ergebnis viel zu spät diagnostiziert und behandelt. Zum 1. Dezember, klärt der jährliche Welt-Aids-Tag über die Rechte der HIV-positiven Menschen weltweit auf und ruft zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung auf.
Vielfach herrschen noch Unwissenheit und Ängste vor. Das „Tabu HIV“ ist enorm hartnäckig. Wer aufgeklärt ist weiß: Die HIV-Therapie ist heute so effektiv, dass das Virus im Blut eines HIV-positiven Menschen nicht mehr nachweisbar ist.
Dann kommt es nicht zu Aids und man ist auch nicht mehr „infektiös“. Im Alltag ist auch ein völlig normaler Umgang möglich. Der Slogan „nicht nachweisbar = nicht übertragbar“ war im Jahr 2018 auch Kernbotschaft der Weltaidskonferenz.
Rückgang der HIV-Neuinfektionen in den letzten Jahren
Laut Robert Koch-Institut ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen in den letzten 15 Jahren zurückgegangen, steigt aber bei heterosexuellen und Drogen injizierenden Menschen. Rund 1.900 Menschen haben sich im Jahr 2022 in Deutschland mit HIV infiziert, 100 mehr als im Vorjahr.
Insgesamt ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen – bei leichten Schwankungen – seit 2007 gesunken. Diese Schätzung hat das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. „Die HIV-Prävention in Deutschland ist sehr erfolgreich. Die neuen Zahlen zeigen, dass wir jetzt nicht nachlassen dürfen“, sagt Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen Aidshilfe.
Diese Schätzung hat das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. Rund 1.000 HIV-Neuinfektionen (53%) betreffen demnach Männer, die Sex mit Männern haben (MSM). Seit 2007 wurde vor allem bei dieser Gruppe ein Rückgang beobachtet. Zudem blieb in den letzten drei Jahren die Zahl der Neuinfektionen bei MSM stabil.
Etwa 520 Menschen (27%) haben sich auf „heterosexuellem Wege“ infiziert, davon 310 Frauen (16%) und 210 Männer (11%). Bei etwa 370 Menschen (19%) wurde HIV durch intravenösen Drogenkonsum übertragen. In beiden Gruppen verzeichnet das RKI seit einigen Jahren einen leichten Anstieg.
„Wir können weitere Anstiege verhindern und einen Rückgang in allen Gruppen erreichen. Prävention, Test- und Beratungsangebote müssen dafür ausgebaut und an die Bedürfnisse der Menschen angepasst werden“, sagt Klumb. Eine Hiobsbotschaft in diesem Zusammenhang: Nach den aktuellen Plänen der Landesregierung werden die Fördermittel für die HIV-Prävention nach 30 Jahren „Deckelung“ auch in 2023 nicht angepasst.
Auch in diesem Jahr hat die aidshilfe dortmund zahlreiche Veranstaltungen rund um den Welt-Aids-Tag geplant:
- 03.12, 10.30 bis 14 Uhr: QueerBrunch im caféplus (Gnadenort 3 – 5)
- 04.12., 18.30 Uhr bis 21 Uhr: Beratung und Test. anonymer und kostenloser HIV-Schnelltest und STI-Check für schwule/bisexuelle/queere Männer im Gesundheitsladen pudelwohl (Gnadenort 3 – 5)
- 8.12. ab 19 Uhr: Queerer Poetry Slam im caféplus, Einlass ab 18 Uhr
- Bis zum 23.12.2023: Teddyverkauf und Infostand an der Petrikirche, Montag bis Freitag von 16 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag von 16 bis 19 Uhr