Lange wurde darauf gewartet, jetzt fand auch die offizielle Eröffnung statt: Gemeint ist der Neubau für die dreizügige Lessing-Grundschule im Hafen-Quartier. Die Dortmunder Nordstadt ist damit um eine moderne Schule reicher: Nach den Osterferien konnten rund 300 Schüler:innen das für 17,3 Millionen Euro teure Gebäude an der Fichtestraße 19 in Beschlag nehmen. Damit ist ein weiterer und wichtiger Baustein im umfangreichen Schulbauprogramm der Stadt Dortmund gelegt.
Neues Vorzeigegebäude: Clusterkonzept statt Flurschule
Es ist ein echtes Vorzeigegebäude, welches die Stadt ämterübergreifend in Eigenregie nach der eigenen Schulbaurichtlinie geplant hat: Die Grundschüler:innen lernen nun in modernen und technisch gut ausgestatteten Klassenräumen.
Offene Lernlandschaften ermöglichen eine den aktuellen Anforderungen entsprechende Pädagogik. Es ist die Abkehr der klassischen Flurschulen, wo Klassen- und Fachräume von langen Fluren abgehen. Stattdessen gibt es vielfältige Raumkonzepte. In den Obergeschossen gruppieren sich Unterrichtsräume, ein Gruppenraum und eine Teamstation um eine variabel nutzbare Mitte.
Zwischen den Jahrgangsclustern liegen Gemeinschaftsbereiche, außerdem gibt es Therapieräume und Pflegebereiche für inklusives Lernen. Variabel einsetzbare digitale Display-Systeme und Möbel ermöglichen verschiedene Lernsituationen. Das Farbkonzept unterstützt die Identifikation und Orientierung im Gebäude.
Modernes effizientes Gebäude mit integrierter Mensa und Sporthalle
Das Schulgebäude hat drei Geschosse und schirmt den Schulhof sowie die angrenzende Kita riegelartig vom Sunderweg ab. Schallschutzfenster und Lüftungsanlagen gewährleisten eine ruhige und gesunde Lernumgebung. Eine Fernwärme-Heizung, die Photovoltaik-Anlage und das Gründach sorgen für einen hohen Energiestandard.
Die Sporthalle ist ins Gebäude integriert, ebenso eine offene Pausenhalle: Eine möblierte Terrasse vor der Mensa verbindet den Innen- mit dem Außenbereich. Der Freibereich bietet den Kindern zahlreiche Möglichkeiten, sich zu bewegen und ihre Koordination zu fördern.
Obwohl auf einem relativ kleinen und schlauchartigen Grundstück errichtet, bietet eine Außenfläche von rund 3.000 Quadratmetern den Kindern Platz zum Spielen, Klettern, Schaukeln und Toben. Das Außengelände ließ sich die Stadt rund 900.000 Euro kosten.
Ganztagsschule mit multikulturellen und vielsprachigen Schüler:innen
Die Lessing-Grundschule ist eine gebundene Ganztagsschule mit einer multikulturellen und vielsprachigen Schüler:innenschaft. Die Pädagogik ist integrativ und auf individuelle Förderbedarfe ausgerichtet. Lernsituationen in der Klasse wechseln sich ab mit individuellen Förder-, Bewegungs- und Entspannungsangeboten im multiprofessionellen Team.
So wird auch das selbstbestimmte Lernen in der Gruppe oder allein gefördert. Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit sind der Ausbau von Sozial- und Sprachkompetenz, das selbstbestimmte und verantwortliche Handeln sowie Bewegung und Koordination.
„Mit diesem beispielhaften Neubau wurden optimale Lernbedingungen für die Kinder der Lessing-Grundschule geschaffen“, sagt Schuldezernentin Monika Nienaber-Willaredt. „Ich bin froh und dankbar, dass wir unseren Kindern – insbesondere in einem Stadtbezirk, der unterschiedlicher und facettenreicher nicht sein kann – diese neue Ganztagsschule zur Verfügung stellen können.“
„Die neue Lessing-Grundschule ist ein freundlicher, zeitgemäß ausgestatteter Ort zum gemeinsamen Lernen, Spielen und Wohlfühlen geworden. Weil Spaß und Erholung in der Pause fast genauso wichtig sind wie ein guter Unterricht, haben wir auch auf die Gestaltung des Schulhofs großen Wert gelegt. Jetzt freuen wir uns, dass all diese neuen Räume sich mit Leben füllen“, sagt Baudezernent Arnulf Rybicki.
Das neue Gebäude erleben die Lehrkräfte als große Wertschätzung für ihre Arbeit
Die Freude ist auch bei Schüler:innen und Lehrkräften zu spüren: Barbara Konetzny – dienstälteste Lehrkraft der Grundschule – hat 31 Jahre im alten Gebäude unterrichtet. Sie machte keinen Hehl daraus, dass der Altbau „immer weniger den heutigen Ansprüchen“ entsprochen habe, sagte sie mit mit Blick fehlende und enge Räume, wobei es deutlich mehr Notwendigkeit der Differenzierung und auch mehr Schüler:innen gegeben habe.
„Die Freude auf das neue Gebäude ließen uns Planungen und Umzug überstehen. Jetzt werden wir die Baustellen im neuen Gebäude angehen – die Umstellung wird noch etwas dauern“, sagt Konetzny. Dabei hat sie weniger echte Baustellen im Blick, sondern den Umgang mit der neuen Technik und den neuen Möglichkeiten.
Außerdem müsse die „neu empfundene Freiheit der Kinder in geregelte Bahnen“ gelenkt werden. Der Umgang mit den neuen Möbeln, Möglichkeiten und Räumen müsse eingeübt werden. Dazu gehört auch der Umgang mit der neuen Mensa und der in das Gebäude integrierte Sporthalle.
Die Dankbarkeit des Kollegiums wurde im Grußwort der Schulleiterin Stephanie Kreutzkamp deutlich: „Ein solches Gebäude, was weit über gängige Schulbaurichtlinien hinausgehen, wird als große Wertschätzung erlebt. Es ist weit mehr als ein Gebäude, sondern ein Ort, der Lebens- und Erfahrungsraum ist und den weiteren Lebensweg nicht unerheblich prägen wird.“
Anmeldedruck: Das alte marode Schulgebäude muss weiter genutzt werden
Das alte Gebäude werden die Schüler:innen und Lehrkräfte wahrscheinlich nicht vermissen. Doch was als veraltet und nicht mehr zeitgemäß eingeschätzt wird, wird dennoch weiter genutzt. Das alte Schulgebäude an der Gneisenaustraße wird in den nächsten Monaten renoviert und steht im nächsten Schuljahr wieder als Schulstandort zur Verfügung.
Ein Grund ist, dass die neue Lessing-Grundschule trotz des Bedarfs aufgrund des schmalen Grundstücks nur drei- statt vierzügig geplant werden konnte. Zudem sind die Anmeldezahlen an den Dortmunder Schulen deutlich gestiegen. Zum Schuljahr 2023/24 beginnt voraussichtlich für 5.947 Kinder das Schulleben – im Vorjahr waren es bei Anmeldeschluss 5485 (Stand: 28. März 2023).
Eine besondere Situation hat sich in diesem Jahr an den Grundschulen im Stadtbezirk Innenstadt-Nord ergeben. 64 Kinder, die an den dortigen Schulen angemeldet wurden, konnten ihre Wunschschule nicht besuchen. Dies gilt vor allem für Anmeldungen an der Albrecht-Brinkmann- und der Oesterholz-Grundschule. Darüber hinaus erwartet der Fachbereich Schule weitere Anmeldungen zugezogener und schulpflichtiger Kinder im laufenden Schuljahr.
Aus diesem Grund schafft die Stadt Dortmund kurzfristig zusätzliche Schulplätze am Standort Gneisenaustraße 60, der ehemaligen Lessing-Grundschule. Dort können zum Schuljahr 2023/24 dann 100 Erstklässler:innen sowie Seiteneinsteiger:innen zur Schule gehen. Die Schule an der Gneisenaustraße wird ein Teil-Standort der Libellen-Grundschule.
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Reader Comments
Angelika Brune
Durch Zufall ist euer Artikel über die Lessingschule bei mir einfach aufgeploppt. Ich habe ihn gelesen und finde ihn sehr gut, informativ, mit guten Fotos versehen. Solche tollen Artikel werten den Dortmunder Norden sehr auf und helfen die Vorurteile zu revidieren, dass man nördlich der A40 eigentlich nicht mehr wohnen kann.
Weiter so! Eure Arbeit kann sich nur positiv auf die Entwicklung eines Stadtteils auswirken! Prima!