Von Ole Corneliussen
Das neue Projekt der Dortmunder Tafel will ihren KundInnen in der Nordstadt über die Verteilung von Lebensmitteln hinaus, helfende Angebote für Kinder und Familien näherbringen. Während das Konzept und Kooperationspartner schon bereitstehen, bremsen bürokratische Hürden der Stadt Dortmund das Projekt aus. Die Umsetzung scheitert bisher allein an fehlenden Räumlichkeiten.
Röhr: „Wir von der Tafel haben uns Networking auf die Fahne geschrieben“
In Dortmund gibt es etwa 4800 Kinder bis 18 Jahre, die in relativer Armut leben. Der Ausgangspunkt war die Überlegung etwas für diese Kinder zu tun. Horst Röhr, im Vorstand der Tafel, meint mit Panorama-Konzept „Rundherum alles sehen“. KundenInnen und ihre Kinder sollen bei einer Anlaufstelle der Tafel ab sofort nicht bloß Lebensmittel kaufen, sondern auch ihren Blick dafür erweitern, wo sie selbstbewusst Hilfe einfordern können.
Mehr sehen sollen aber nicht nur die KundenInnen der Tafel. Röhr schließt auch die eigene Unternehmung mit ein: „Wo finden wir fachlich kompetente Kooperationspartner als Tafel? Wir können das nicht alleine stemmen, deshalb haben wir uns Networking auf die Fahne geschrieben“, so Röhr. Herausgekommen ist eine Kooperation zwischen der Tafel, dem Jugendamt der Stadt und dem Kinderschutzbund Dortmund.
Ein Konzept für die das Projekt steht bereits. Vor allem Sprachentwicklung soll im Gesamtprogramm angeboten werden. Es fehlen bloß noch Räumlichkeiten für die Anlaufstelle. Die vorhandenen Räume der Tafel reichen für den zusätzlichen Bedarf nicht aus. Röhr betont, „wenn wir diese vielen Kinder erreichen wollen, müssen wir großen Aufwand betreiben“.
Die Initiatoren sind enttäuscht, dass die Umsetzung so lange auf sich warten lässt
Geplant war ein Container-Haus auf dem Gelände der Tafel unweit des Borsigplatzes. „Als erste schnelle Lösung, um das Projekt zu beginnen“, so Röhr weiter. Ein „Familien-Bildungs-Point“ und Begegnungsort soll so entstehen. „Container, inklusive Ausstattung, wären in 48 Stunden bereit“, sagt Kati Schroeder, Mitgründerin des Projekts.
Das Problem: Soll der Container länger als drei Monate stehen, muss eine Baugenehmigung her. Die ist zwar schon eingeleitet, aber es gibt Probleme mit den Bauverordnungen. Bis jetzt ist nicht abzusehen, wann die Genehmigung erfolgen könnte.
Pilar Wulff, Koordinatorin der „Frühen Hilfen“ vom Jugendamt, hat bereits einen Antrag auf Fördermittel gestellt. Ohne Räumlichkeiten kann der Antrag allerdings nicht genehmigt werden. Es würden mittlerweile auch andere Standorte in Betracht gezogen, aber ihr Wunsch ist es, „hier in der Nordstadt mit dem Projekt zu starten.“ Für sie wäre ein „Ladenlokal direkt an der Tafel, das ‚Non-Plus-Ultra‘“.
Neue Wege finden, um Armut zu lindern – nicht lange reden
Wulff ist zuständig für die präventiven Angebote. Sie will „Familien erreichen, ohne zu Stigmatisierung und ein System schaffen, wo Familien selbstbewusst nach Hilfe verlangen“. Die Tafel könnte der richtige Ort dafür sein, Familien in besonderen Lebenslagen zu erreichen. „Wir wollen neue Wege finden, um Armut zu lindern“, hebt Wulff ausdrücklich hervor.
Auch der Tafel-Vorsitzende Röhr will „nicht lange reden, sondern schonmal ein paar Kontaktversuche starten“. Bisher gibt es vier Familien, die bereits positiv auf das Kontaktangebot reagiert haben. Auch die Kooperation mit dem Kinderschutzbund Dortmund läuft bereits. Geschäftsführerin Martina Furlan bestätigt: „Durch die kostenlosen Lebensmittel-Lieferungen der Tafel haben wir große Einsparung“. Der Kinderschutzbund will die Qualität der Projektarbeit mit den Familien und Kindern sicherstellen.
„Bisher gab es bereits drei Testläufe in der Zentrale am Borsigplatz“, berichtet Kati Schroeder. Im vergangen Jahr wurden Laternen zu St. Martin gebastelt, Plätzchen in der Vorweihnachtszeit gebacken und zu Ostern Eier bemalt, um mit den Familien in Kontakt zu kommen. Die Aktionen kamen gut an: „Die Kinder wollten gar nicht mehr aufhören“, bemerkt Schröder.
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