Einen großen Wurf für die Volkshochschule präsentiert die Stadt Dortmund der Kommunalpolitik. An der Ecke Königswall und Brinkhoffstraße soll bis zum Jahr 2024 ein Neubau für die VHS entstehen, die seit der Schließung des Löwenhofs wegen statischer Probleme für den Seminarbetrieb mit Provisorien auskommen muss. 25 bis 30 Millionen Euro will die Stadt dafür in die Hand nehmen.
Umbau des Löwenhofs zur weiteren Nutzung als Seminargebäude wäre zu teuer
Sollte die Politik grünes Licht geben, hätte das noch einen anderen positiven Nebeneffekt: Denn gleichzeitig würde damit „der Schandfleck“ gegenüber dem Dortmunder U verschwinden. Die rückwärtige Ansicht des früheren Gebäudes des Lippe-Verbandes ist derzeit wenig ansehnlich
„Wir haben ziemlich lange daran gebastelt, wie wir das hintereinander bekommen“, räumt OB Ullrich Sierau ein. Lange habe man gerungen, ob und wie man den Löwenhof ertüchtigen könne.
„Für eine Ertüchtigung hätten wir sehr viel Geld investieren müssen – bis hin zu einer Entkernung des Gebäudes. Aber das hätte uns bei den Platzproblemen auch nicht geholfen. Daher haben wir über eine Alternative nachgedacht“, erklärt Kulturdezernent Jörg Stüdemann. Im Neubau soll dann auch das Kochbuchmuseum ein neues Domizil bekommen.
Die VHS am Standort Hansastraße 2-4 und Gnadenort 10 war jahrelang die zentrale Anlaufstelle für bildungshungrige Bürgerinnen und Bürger. Bei einer Sanierungsplanung zur Umsetzung des baulichen Brandschutzes des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudeteils „Löwenhof“ aus dem Jahr 1912/13 wurden umfangreiche weitere Defizite u.a. am Deckentragwerk festgestellt.
Die Volkshochschule muss über Jahre mit Provisorien auskommen
Diese baulichen Mängel führten dazu, dass das Gebäude für den Seminar- und Schulungsbetrieb nicht mehr genutzt werden konnte. Seit der Sperrung im Herbst 2015 mussten über 50 Prozent der Nutzungen an andere Standorte in der Dortmunder Innenstadt verlagert werden.
Die statischen Untersuchungen ergaben, dass das Tragwerk nur mit einem hohen finanziellen Aufwand wieder ertüchtigt werden kann. Daraufhin hat der Fachbereich Liegenschaften weitere baulich-technische Untersuchungen an allen Gebäudeteilen veranlasst, um den Standort auf seine Zukunftsfähigkeit zu überprüfen.
Dabei hat sich herausgestellt, dass insbesondere das so genannte Stahlhaus zwar uneingeschränkt genutzt werden kann, allerdings baulich und energetisch altersbedingte Mängel aufweist.
Bereits jetzt können die benötigten Raumbedarfe einer großstädtischen VHS an der Hansastraße nicht vollständig abgebildet werden, so dass auch bei einer Sanierung des Gebäudeteils Löwenhof weiterhin zusätzliche Raumflächen an anderen Standorten angemietet werden müssen.
Neuer Schwerpunkt im Bereich Bildung und Kultur wird am Dortmunder U entstehen
Insgesamt erscheint daher ein Neubau der VHS an einem neuem Standort zweckmäßig, um den Flächenbedarf abzubilden. Dazu kommt, dass ein Neubau den technischen Anforderungen an eine VHS erheblich besser gerecht würde. Dieser Vorgabe wird mit dem Standort Königswall/Ecke Brinkhoffstraße Rechnung getragen.
Einbezogen wird dabei das denkmalgeschützte Gebäude, welches früher vom Lippeverband genutzt wurde. Durch die unmittelbare Nähe zum U-Turm, den Berufskollegs und dem Studieninstitut Ruhr können Synergien bei der Nutzung von Räumen geschaffen werden.
Das Areal rund um den U-Turm ist bereits heute geprägt durch Kunst, Kultur und Bildung – auch der Fachbereich Schule ist dort ansässig – und erhält mit der VHS einen weiteren Schwerpunkt im Bereich Bildung und Kultur.
Bereits im kommenden Jahr werden große Teile der Volkshochschule vorübergehend in der ehemaligen West-LB (heute DOC) unterkommen, bis der Umzug in den Neubau möglich wird. Weiter genutzt werden wird in dieser Zeit die kleine Dependance in der Brückstraße, wo Sprachkurse stattfinden. Lob gab es in diesem Zusammenhang für das VHS-Team. Diese hätten „das Kabinettstückchen“ vollbracht, dass es trotz der Widrigkeiten weder Einnahme- noch Kursausfälle gegeben habe, lobte Stüdemann.
Zukünftige Nutzung als Büroimmobilie am Standort Hansastraße/Gnadenort
Zeitgleich zur Entwicklung des neuen Standortes wurden unterschiedliche Szenarien zur zukünftigen Nutzung des Standorts Löwenhof an der Hansastraße 2-4/Gnadenort 10 erarbeitet und bewertet. Die Verwaltung empfiehlt, den Standort zu einer stadteigenen Büroimmobilie zu entwickeln.
„Wir haben eine große Immobilie in fußläufiger Nähe zum Hauptbahnhof, zudem noch in einem historischen Gebäude aus der Jahrhundertwende“, betont Jörg Stüdemann in seiner Funktion als Liegenschaftsdezernent. „Für den Haushalt ergibt es großen Sinn, die denkmalgeschützte Immobilie im Bestand zu halten und selbst zu nutzen, anstatt an anderer Stelle Büroflächen extern anzumieten.“
Im Zuge der Projektentwicklung soll ein städtebauliches Konzept erarbeitet werden, welches auch die angrenzende Bebauung entlang der Hansastraße einbezieht. Dort sind nach Kriegsende Flachbauten entstanden, die bis heute eine Lücke in der gründerzeitlichen Blockrandbebauung darstellen. Durch eine Projektentwicklung in Abstimmung mit den Anrainern könnte so eine städtebauliche Aufwertung der Hansastraße bewirkt werden.