Neonazi nach Angriff auf Taxifahrer im Gefängnis – einige wenige Anhänger demonstrieren vor JVA für Freilassung

Kein Mobilisierungerfolg: Neonazis forderten die Haftentlassung ihres Kameraden. Fotos: David Peters
Kein Mobilisierungerfolg: Neonazis forderten die Haftentlassung ihres Kameraden. Fotos: David Peters

Von David Peters

Die schwächelnde Dortmunder Neonaziszene muss vorerst auf ein weiteres Mitglied verzichten. Im Zuge einer Hausdurchsuchung wurde am Mittwochmorgen Neonazi Daniel E. in Untersuchungshaft gebracht. Wie die Polizei bestätigte, steht die Inhaftierung im Zusammenhang mit einem rassistischen Angriff auf einen Taxifahrer in Lütgendortmund vor eineinhalb Wochen. 

Taxifahrer in Lütgendortmund rassistisch beleidigt – Glasflasche auf den Kopf geschlagen

Bei dem Vorfall sollen nach Darstellung der Polizei zwei Männer den Taxifahrer erst rassistisch beleidigt haben, bevor einer der beiden mutmaßlichen Täter dem Opfer mit einer Glasflasche auf den Kopf schlug. Nach Ermittlungen der „SoKo Rechts“ wurde der 33-jährige Daniel E. als Tatverdächtiger verhaftet. Ihm wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Im Zuge der Durchsuchung konnte die Polizei bei ihm weiteres Beweismaterial sicherstellen.

Der Neonazi ist laut Polizei und Staatsanwaltschaft einschlägig vorbestraft. Zuletzt saß er 2019 in Haft. Polizeipräsident Gregor Lange sieht in der Verhaftung eine Fortführung der bisherigen Erfolge im Kampf gegen Dortmunds rechte Szene: „Wir haben deutlich gemacht, dass wir wachsam bleiben und mit aller Konsequenz gegen rechtsextremistische Straftäter vorgehen und den Repressionsdruck hochhalten werden“, so Lange. 

Die Zeiten, in denen Szene spontan an die hundert Menschen mobilisieren konnte, scheinen vorbei zu sein. In der JVA Dortmund sitzt nicht nur Daniel E. ein, sondern auch Matthias Drewer. Drewer war zuletzt bei einer Berufungsverhandlung im vergangenen Jahr zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt. 

Neonazis wollen in Kürze eine Demonstration zur Justizvollzugsanstalt anmelden

Die beiden Gesinnungsgenossen quittierten die Kundgebung ihrer Szene mehrfach mit zustimmenden Rufen – andere Inhaftierte bedachten die Redebeiträge der Neonazis dagegen mit Pfiffen. Bereits nach 45 Minuten beendeten die Rechten ihre Versammlung wieder.

„Die Rechte“-Ratsherr Matthias Deyda kündigte an, dass man in naher Zukunft eine Demonstration zur JVA anmelden werde. 

Kurz nach Ende der Versammlung kontrollierte die Polizei einen rechten Demonstranten. Dieser trug mehrere auffällige Tattoos am Kopf. Eins zeigt das Logo der SS-Sondereinheit Dirlewanger, die mehrere Kriegsverbrechen beging, ein weiteres seiner Tätowierungen den Schriftzug des Eingangstors des Konzentrationslagers Buchenwald „Jedem das Seine“. Die Polizei prüft nun, ob es sich bei dem Zeigen der Tattoos um eine Straftat handelt.

 

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  1. Festnahmeerfolg: Polizei ermittelt Tatverdächtigen nach gefährlicher Körperverletzung (PM)

    Festnahmeerfolg: Polizei ermittelt Tatverdächtigen nach gefährlicher Körperverletzung
    Gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Dortmund und der Polizei Dortmund

    Nach umfangreichen Ermittlungen der SoKo Rechts der Polizei Dortmund hat die Staatsanwaltschaft Dortmund am Mittwoch (31. März) die Festnahme eines Tatverdächtigen nach gefährlicher Körperverletzung angeordnet. Die intensive und akribische Arbeit der Ermittler führte zu einem 33-Jährigen Deutschen aus Dortmund, der der hiesigen rechtsextremen Szene zuzuordnen ist.

    Der Dortmunder steht im Verdacht, am 21. März einen Taxifahrer mit iranischer Herkunft auf der Limbecker Straße brutal geschlagen und rassistisch beleidigt zu haben. Im Rahmen einer Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen konnte weiteres Beweismaterial sichergestellt werden. Nach Festnahme wurde der einschlägig vorbestrafte Tatverdächtige noch am selben Tag auf Antrag der Staatsanwaltschaft einem Haftrichter vorgeführt, der Haftbefehl erließ.

    Der Leitende Oberstaatsanwalt Volker Schmerfeld-Tophof und Polizeipräsident Gregor Lange:
    "Wir sind stolz auf die erfolgreiche Arbeit unserer Leute."

    Polizeipräsident Gregor Lange betonte den konsequent fortgeführten strategischen Schwerpunkt der Dortmunder Polizei: „Im Vorgehen gegen den Rechtsextremismus haben wir in der jüngsten Vergangenheit maßgebliche Erfolge erzielen können. Die rechte Szene in Dortmund ist massiv geschwächt. Wir haben aber auch deutlich gemacht, dass wir wachsam bleiben und mit aller Konsequenz gegen rechtsextremistische Straftäter vorgehen und den Repressionsdruck auf die handelnden Akteure hoch halten werden. Der heutige Fall hat erneut gezeigt: Neonazis, die in Dortmund Straftaten begehen, müssen mit der Dortmunder Polizei und der Sonderkommission „Rechts“ rechnen – sie müssen mit Haftstrafen und Geldstrafen rechnen.“

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