Mehrere Stunden zog am Samstagmittag (14. Dezember) eine rechtsextreme Demonstration mit dem Motto „Lügen haben kurze Beine – Gregor Lange zeig uns deine!“ durch Dortmund. Kritisiert wurden die Polizeispitze und ihre Maßnahmen gegen die Szene. Im Rahmen der Abschlusskundgebung in Dorstfeld richtete sich auch der untergetauchte Neonazi Steven Feldmann an die Demonstrierenden.
Nazi-Aufmarsch zog vom Hauptbahnhof nach Dorstfeld
Gegen 14 Uhr versammelten sich heute rund 130 Rechtsextremist:innen am Nordausgang des Dortmunder Hauptbahnhofs. Von dort aus zogen sie – vorbei an einer linken Gegendemonstration – über die Grüne Straße und anschließend über die Schützenstraße hoch zum Dortmunder U-Turm. ___STEADY_PAYWALL___
An der Ecke Schützenstraße/Treibstraße kam es zu einem Zusammenstoß mit linken Gegendemonstrant:innen, dabei entstand ein kurzes Handgemenge, ein Neonazi fiel auf den Boden. Die rechtsextreme Demonstration zog nach Einschreiten der Polizeikräfte weiter zum U-Turm.
Auch auf der Rheinischen Straße kam es immer wieder zu vereinzelten Gegenrufen von Passant:innen. Die Neonazis reagierten mit „Zeckenschweine“-Rufen.
Rechtsextremist:innen aus ganz Deutschland nahmen an der Demo teil
Auf dem Wilhelmplatz angekommen wandten sich Sven Skoda und Sascha Krolzig an die Teilnehmenden und an die anwesenden Polizeibeamt:innen, sowie den Polizeipräsidenten Gregor Lange. Die Beendigung der strategischen Fahndung in Dorstfeld hatten die Rechtsextremist:innen als Anlass für die Demonstration genutzt.
Auffällig war zum einen, dass viele Jugendliche zwischen zwölf und sechzehn Jahren an dem Demonstrationszug teilnahmen, zum anderen, dass neben den Dortmunder Neonazi-Kaderfiguren auch Rechtsextremist:innen aus anderen Ruhrgebiets-Städten und aus Ostdeutschland angereist waren.
Neben Mitgliedern der „Elblandrevolte“ und Mitgliedern der neuen Vereinigungen „Deutsche Jugend voran“ (DJV) und „Deutsche Elite Jugend“ (DEJ), die maßgeblich an den Protesten gegen CSD-Veranstaltungen mitgewirkt hatten, richtete auch das ehemalige Dortmunder Ratsmitglied der Partei „Die Rechte“, Michael Brück, auf dem Wilhelmplatz einige Worte an die Zuhörer:innen.
Rechte Demonstration richtete sich an den Polizeipräsidenten Gregor Lange
Brück behauptete, der Polizeipräsident verrenne sich seit zehn Jahren, immer wenn es um die hiesige Nazi-Szene gehe.
So habe die Polizei beispielsweise die Ecke Emscherstraße/Thusneldastraße, wo in einer Immobilie zahlreiche Rechtsextremist:innen wohnen, videoüberwachen wollen, was dann gerichtlich gekippt worden sei.
Auch der Aussage der Polizei, die Nazi-Szene in Dortmund sei in Gänze zerschlagen, es gebe nur noch einzelne Neonazis, die aber nicht vernetzt seien, widersprachen die rechten Redner:innen. So sei Michael Brück, der immer wieder als Symbol des Scheiterns der Szene in Dortmund herangezogen wird, nur aus beruflichen Gründen nach Ostdeutschland gezogen.
Sprachnachricht des untergetauchten Nazis Steven Feldmann auf Abschlusskundgebung abgespielt
Bereits im Vorfeld hatte „Heimat Dortmund“, der Ortsverband der rechten Partei „Die Heimat“ (ehemals NPD), einen Überraschungsgast angekündigt.
Als letzte Rede ließen die Veranstalter:innen eine aufgezeichnete Sprachnachricht des untergetauchten Dortmunder Neonazis Steven Feldmann abspielen. Feldmann hätte im November 2023 eine Haftstrafe antreten müssen, setzte sich aber vorher ab.
Regelmäßig teilt der vorbestrafte rechte Gewalttäter Inhalte in den sozialen Netzwerken und führt die Sicherheitsbehörden vor. In seiner Ansprache lobte er die anwesenden Rechtsextremist:innen und erklärte, in einer Hängematte am Strand zu liegen. Der Versammlungsanmelder beendete die rechte Versammlung gegen 17 Uhr am Wilhelmplatz. Die Polizei prüft im Nachgang skandierte Parolen, wegen Anfangsverdachts der Volksverhetzung.
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